Der am Gurgler Eisjoch gefundene Schneereif (Schneeschuh) stammt aus der Zeit zwischen 3.800 und 3.700 vor Christus.
Auch dieser Schlitten, der aus der Zeit um 1.450 nach Christus stammt gibt den Archäologen und Wissenschaftlern Rätsel auf.
Die archeoParc-Leiterin Johanna Niederkofler und der Archäologe Hubert Steiner vom Amt für Bodendenkmäler.

500 Jahre älter als Ötzi

Jungsteinzeitlicher Schneereif und weitere Funde sind im archeoParc zu sehen.

Publiziert in 35 / 2017 - Erschienen am 17. Oktober 2017

Unser Frau - Schon seit einigen Jahren werden auf mehreren Jöchern am Alpenhauptkamm im Schnalstal Fundstücke für gletscherarchäologische Forschungen und Untersuchungen geborgen. Über die bisherigen, teils sensationellen Funde und den derzeitigen Stand der Forschungsarbeiten informierte Hubert Steiner vom Amt für Bodendenkmäler am 12. Oktober im archeoParc in Unser Frau. Er ging im Besonderen auf die Funde am Gurgler Eisjoch (3.134 Meter) im Pfossental sowie am Langgrubenjoch (3.017 Meter) ein. Seinen Anfang genommen hat die Gletscherarchäologie in Südtirol mit dem Fund des Ötzi im Jahr 1991. Um rund 500 Jahre älter als Ötzi ist der Schneereif (Schneeschuh), den der Kartograph Simone Bartolini am Gurgler Eisjoch gefunden hat. Er führte 2003 im Auftrag der italienischen Militärbehörde Grenzvermessungen durch. Der Schneereif aus Birkenholz lag 12 Jahre lang im Büro von Bartolini. 2015 wurde der sensationelle Fund, der aus der Zeit zwischen 3.800 und 3.700 vor Christus stammt, dem Südtiroler Archäologiemuseum übergeben. „Es ist dies der älteste, bisher bekannte Schneeschuh“, sagte Steiner. Der Schneereif und weitere Funde vom Gurgler Eisjoch beweisen, dass sich bereits in der Jungsteinzeit Menschen im Bereich des Alpenhauptkammes aufhielten. Im Umkreis des Fundortes wurden weitere Funde gemacht, vor allem verarbeitete Holzteile, Schaf- und Ziegenknochen sowie Lederteile. Noch nicht beantwortet ist bislang auch die Frage, wie ein Schneeschlitten aus dem Mittelalter aus der Zeit um 1.450 nach Christus auf das Gurgler Eisjoch gekommen ist. Was die Funde am Langgrubenjoch betrifft, wo Christine Igelspacher aus Röhrmoos in Oberbayern 2011 römerzeitliche Holzteile fand, und wo das Amt für Bodendenkmäler in den Folgejahren auf Dachschindeln aus dem 13. Jahrhundert vor Christus stieß, auf einen hölzernen Gürtelhaken aus der Kupferzeit, auf Leder- und Fellreste sowie auf weitere Funde aus der Kupfer-, Bronze- und Römerzeit, so ist Steiner überzeugt, dass der Fundplatz am Langgrubenjoch im Zusammenhang mit Ganglegg in Schluderns zu sehen ist. „Am Ganglegg befand sich während der Bronze- und Eisenzeit eine befestigte Höhensiedlung, von der aus man in einem Tagesmarsch bis zum Langgrubenjoch gelangen konnte“, so Steiner. Es sei denkbar, dass sich am Joch eine Holzhütte befand, wo man beim Übergang in Richtung Ötztal übernachtete. Die Hütte ist „die höchst gelegene überhaupt, die wir im Alpenraum kennen.“ Aufgrund des Gletscherrückganges seien sowohl am Gurgler Eisjoch als auch am Langgrubenjoch viele Funde sprichwörtlich ans Tageslicht gekommen. Der jungsteinzeitliche Schneereif, der Schlitten sowie weitere Funde können derzeit im Rahmen einer kleinen Ausstellung im archeoParc besichtigt werden, die noch bis Ende Oktober zugänglich bleibt.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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