Äpfel und Bienen gehören zusammen
Das Projekt „Bienenweide“ nun auch in Kortsch realisiert.
Kortsch - Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und andere Insekten bestäuben zu einem Großteil unsere Wild- und Nutzpflanzen und sichern somit deren Vermehrung über Früchte und Samen. Auf diese Weise erhalten sie tausende Pflanzenarten und ernähren maßgeblich Tier und Mensch. Auch unsere Obstanlagen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Daher pflegt VIP, der Verband der Vinschger Obst- und Gemüseproduzenten, seit Jahren die Zusammenarbeit mit den lokalen Imkern und fördert mit zahlreichen Maßnahmen den Schutz und den Lebensraum der Bienen. So wurde zum Beispiel vor vier Jahren am Latscher Sonnenberg eine Bienenweide errichtet, die den Bienen in der nahrungsarmen Zeit zwischen Apfelblüte und Übersiedelung der Bienenstöcke in höhere Lagen genügend Pollen und Nektar bietet. Nun folgte die Errichtung einer zweiten Bienenweide in Kortsch. Mit einem Baumfestl Ende Mai wurde der Grundstein für die Bienenweide beim Kortscher Sportplatz gelegt und die ersten Sträucher und Bäume wurden gepflanzt. Bei einem der regelmäßigen Treffen der Imkergruppe von VIP hatte Imker Florian Gemassmer, seines Zeichens auch Präsident des Kortscher Sportvereins, von einer möglichen Fläche für eine weitere Bienenweide am Kortscher Sonnenberg berichtet. „Die Idee einer Bienenweide hatte ich im Winter beim Baumschneiden“, erzählt Florian. Oberhalb des Sportplatzes Kortsch gab es nämlich im Jahr 2022 eine Häufung der Prozessionsspinnerraupen in den Schwarzkiefern, die bei den jungen und erwachsenen Sportlerinnen und Sportlern und beim Publikum teilweise allergische Reaktionen auslösten. Um die gesundheitliche Gefahr zu bannen und an dieser Stelle eine Bienenweide zu errichten, wurden die Schwarzkiefer im November 2023 gerodet; die Kosten dafür haben VIP und VOG Products übernommen.
Bäume und Sträucher für einen halben Hektar
Das Forstinspektorat Schlanders stellte für einen halben Hektar Bienenweide geeignete Pflanzen zur Verfügung, darunter die Winterlinde, Birke, Vogelkirsche, Kornelkirsche, Blumenesche, Mehlbeere, Speierling, Flaumeiche, Pfaffenhütchen, Schlehdorn und weitere Sträucher. „Im Februar blühen als erstes die Haselnuss und die Birken, später bringen sie Pollen, Nektar und Läuse“, berichten die Förster am Rande. Zudem wurde eine blühende, standortgeeignete ein- und mehrjährige Blumeneinsaat vorbereitet. Der Bauernbund und der Sportverein Kortsch errichteten eine Bewässerungsmöglichkeit für die ersten Jahre, um die Pflanzen optimal mit Wasser zu versorgen. Bei der Einweihung der Bienenweide waren die Vertreter von allen Unterstützern des Gemeinschaftsprojekts wie VIP, der Bauernbund Kortsch, die Eigenverwaltung B.N.R. Kortsch, der Sportverein Kortsch, das Forstinspektorat Schlanders, der Südtiroler Imkerbund Ortsgruppe Schlanders und VOG Products anwesend. In seinen Grußworten erläuterte Thomas Oberhofer, Obmann von VIP, das Projekt und die gesetzten Maßnahmen, während Andreas Platter, stellvertretender Amtsdirektor des Forstinspektorats Schlanders, über die Umstrukturierung des Baumbestandes am Sonnenberg berichtete.
Mischwald anstatt Föhrenwald
In den 1950er Jahren habe der Föhrenwald seine Schutzfunktion erfolgreich erfüllt, erklärte Andreas Platter. Erst als die Föhren von Pilzen, dem Borkenkäfer und vor allem vom Prozessionsspinner befallen wurden, erfolgte notgedrungen ein Umdenken. „Wir müssen unsere Wälder klimafit machen und die bestehenden Föhrenwälder in laubholzreiche Mischwälder umwandeln. Bei dieser Aktion ‚Bienenweide’ haben wir über 15 standortgerechte, blühende Laubbäume gewählt“, so Platter. Marcel Schwarz, Ortsobmann der Ortsgruppe Schlanders des Südtiroler Imkerbundes, dankte im Namen des Imkerbundes allen Projektpartnern, allen voran Florian Gemassmer, der an der Schnittstelle zwischen Imkerei, Landwirtschaft und Sportverein diese Bienenweide initiiert hatte. Er zeichnete die verschiedenen Trachtperioden der Bienenvölker auf und erklärte, dass nach der Obstblüte eine Trachtlücke entstehe, in der die Größe der Bienenvölker durch mangelndes Nahrungsangebot sinke. Durch die Bienenweide springen andere Pflanzen als Nektarspender für die Bienen ein. Gruß- und Dankesworte überbrachte auch Fraktionsvorsteher Martin Raich.
Das Leben der Bienen
Gut vorbereitet auf das Thema Bienen traten die Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse Grundschule Kortsch mit ihrer Lehrerin Verena Marseiler in Aktion. Sie trugen Gedichte zum Thema Bienen vor und gemeinsam mit allen Anwesenden pflanzten sie 200 Bäume und Sträucher und säten die bienenfreundlichen Pflanzensamen, die von VIP bereitgestellt wurden. Mit einem Grillfest bedankte sich die Fraktionsverwaltung für die gelungene Initiative. Eine dritte Bienenweide im Vinschgau wird noch heuer in der Nähe des Allitzer Waldele entstehen. Hier wurde von der Eigenverwaltung B.N.R. Laas ein Grundstück mit rund 2.500 Quadratmetern für die Errichtung der Bienenweide zur Verfügung gestellt.