Modernste Technik im neuen Holzkraftwerk.
Holzkohle-Bigbags vor dem Fernheizwerk Laas-Eyrs. Die Leeg beabsichtigt, die Kohle an die Fa. Alpenkohle GmbH zu verkaufen.
Leeg-Obmann Andreas Tappeiner (links) beim Tag der offenen Tür im Fernheizwerk Laas-Eyrs.
Thomas Egger
Hugo Trenkwalder
Marcel Huber
Benjamin Hupfauf

Am Ende gibt’s Kohle

Heizwärter-Stammtisch und Tag der offenen Tür in der Leeg

Publiziert in 22 / 2019 - Erschienen am 25. Juni 2019

Laas - Welchen Herausforderungen haben sich die Südtiroler Fernheizwerke in Zukunft zu stellen? Wie sieht es mit der Abhängigkeit von den Fördersystemen ab? Mit welchen Renditen ist zu rechnen? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des 15. Heizwärter-Stammtisches, der am 14. Juni in Laas stattgefunden hat. Wie Thomas Egger in Vertretung des Südtiroler Energieverbandes (SEV) einleitend feststellte, war die Initiative dieser Stammtische seinerzeit von Laas ausgegangen. Anlässlich des Jubiläums „15-jähriger Betrieb der Laaser Eyrser Energiegenossenschaft (Leeg)“, das am 15. Juni mit einem Tag der offenen Tür, Kurzreferaten, Frühschoppen und geführten Besichtigungen begangen wurde, hat der heurige Stammstich erneut in Laas stattgefunden. Heizwärter aus dem ganzen Land sowie eine Reihe von Fachreferenten konnte Hugo Trenkwalder im Namen der Leeg im Josefshaus begrüßen. Ein wichtiger Aspekt der Stammtische ist seit jeher der Erfahrungstausch. Zum Auftakt stellte Andrea Marmsaler (Syneco) die Ergebnisse des EU-Projektes „Fernwärme 2030“ vor und ging auf verschiedene künftige Entwicklungsszenarien der Fernheizwerke ein. Über die Herstellung von Holzvergasungsanlagen seitens des österreichischen Unternehmens SynCraft informierte der SynCraft-Geschäftsführer Marcel Huber. Er ging im Besonderen auf die Holzvergasungsanlage im Heizwerk Laas-Eyrs ein, die erste Doppelanlage, die von SynCraft auf engsten Raum erfolgreich errichtet wurde. Die Anlage mit einem Gasmotor (Jenbacher) ist seit rund 6 Monaten in Betrieb. Als Nebenprodukt von bisher ca. 6.000 Betriebsstunden wurden 500 Bigbags (Säcke) Holzkohle produziert. Ein Bigbag kann ca. 600 kg fassen. Ein Teil der Bigbags wird vor dem Heizwerk zwischengelagert. „Am Ende gibt’s Kohle“, sagte Huber abschließend. Er meinte das wörtlich und auch im übertragenen Sinn, denn aus dem Verkauf der Holzkohle lassen sich auch Erlöse erzielen. Über die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten von Holzkohle informierte Benjamin Hupfauf von der neuen, innovativen Firma „Alpenkohle GmbH“ in Fließ. Die Palette der möglichen Nutzungen reicht von veredelter Grill-Kohle bis hin zu Verwendungen in der Metallurgie, in der Abwasserreinigung sowie in der Landwirtschaft, wobei die Holzkohle in diesem Fall allerdings mit Nährstoffen angereichert werden muss. Den Aspekt der Sicherheit der Fernheizwerke beleuchtete Hugo Trenkwalder, der Südtiroler Vertreter in der Arbeitsgruppe West, in der 4 Verbände vertreten sind: Vorarlberger Biomasseverband, SEV, Dachverband Biomasseheizwerke Salzburg sowie Tiroler Heizwerk Verband. Weitere Themen waren die Abreinigungsanlagen und speziell die Abreinigung von Kesseln, wobei u.a. vorgestellt wurde, wie man Kessel mit dem Einsatz von Bakterien schonend reinigen kann. Auch über neue Entwicklungen im Bereich der Wärmeübergabestationen wurde informiert. Zu den Höhepunkten des Stammtisches gehörte ein Testlauf mit der SEV-Anlage zur mobilen Ausfallsicherung. Auf die Höhen und Rückschläge des Fernheizwerks seit der Gründung der Genossenschaft im Jahr 2002 bzw. der Erstanfeuerung 2004 blickte Leeg-Obmann Andreas Tappeiner am 15. Juni zurück. Er erinnerte u.a. an die Errichtung der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Silo-Gebäudes (2009), die Errichtung des Pufferspeichers mit einem Fassungsvermögen von ca. 550 Kubikmetern (2012), an zwei Brände im Jahr 2014 und den Bau des SynCraft-Holzkraftwerks (2018), das einen hohen Wirkungsgrad erreicht. Als neuestes „Kind“ der Leeg, die derzeit 569 Mitglieder zählt, nannte er die Glasfasertechnologie. Nicht unerwähnt ließen Andreas Tappeiner und Hugo Trenkwalder den Einsatz der verstorbenen Gründungsmitglieder bzw. Pioniere Lukas Schönthaler und Arnold Gurschler. Trenkwalder dankte allen, die sich um die Errichtung und Weiterentwicklung der Leeg bemüht haben. Einen besonderen Dank zollte er auch seiner Familie. Dank des Einsatzes von Biomasse konnten seit der Inbetriebnahme des Heizwerks bis jetzt ca. 22 Millionen Liter Heizöl eingespart werden. „Und die Mitglieder ersparten sich im selben Zeitraum ca. 4 Millionen Euro“, freute sich der Obmann. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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