Die Obstbauern setzen heuer zwei Meilensteine für eine nachhaltige Bewirtschaftung: neue Pflanzenschutz-Regeln treten in Kraft und der Umstieg auf abdriftarme Sprühtechnik wird forciert.

Apfelanbau wird nachhaltiger

Publiziert in 16 / 2015 - Erschienen am 29. April 2015
Neue Ära im Obstbau durch Abstandsregeln und neue Gerätetechnik Vinschgau - Im Obstbau tut sich derzeit einiges: Mit der heurigen Saison kommen erstmals neue Richtlinien zum Pflanzenschutz zum Tragen. Diese wurden 2014 von der Landesregierung erlassen und regeln das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln in Südtirol neu. Damit gelten in Südtirol noch höhere Standards als vom nationalen Pflanzenschutzplan vorgesehen. Die neuen Richtlinien beinhalten Abstands­regeln, damit Pflanzenschutzmittel zielgenau zum Einsatz kommen und Abdrift auf Nachbarflächen vermieden wird. Besonders rigorose Abstände gelten angrenzend an Schulen, Kindergärten, Spielplätzen, Parks, Sportplätzen oder Gesundheitseinrichtungen. Die neuen Richtlinien bedeuten einen wesentlichen zusätzlichen Gesundheitsschutz für die Bevölkerung. Bauernbund-Bezirksobmann Raimund Prugger ist überzeugt: „Mit der Einhaltung der neuen Regeln zeigen die Bauern Verantwortung für ihre Mitbürger und die Umwelt.“ Den Landwirten ist ein gutes Miteinander wichtig: „Dort, wo es Probleme zwischen einem Bauern und seinem Nachbarn gibt, werden die Richtlinien helfen, diese zu minimieren“, ist Prugger zuversichtlich. Abdriftarme Sprühtechnik wird Standard Neben den Abstandsregelungen setzen die Bauern im heurigen Jahr einen weiteren Meilenstein: die abdriftmindernde Sprühtechnik. „Wir wollen einen möglichst raschen Umstieg auf die neue Sprühtechnik, die ziel­sicherer ist und Abdrift vermeidet“, erklärt VI.P-Obmann Thomas Oberhofer. Die Bauern haben dieses Ziel mit den AGRIOS-Richtlinien 2015 festgeschrieben. Zur Ausstattung abdriftarmer Geräte gehören ein Gebläseaufsatz und Injektordüsen ebenso wie Abdeckbleche an den Sprühgeräten. Dies bedeutet, dass die Bauern die Wirkstoffe noch gezielter ausbringen können. Das hat Vorteile für alle. „Auch jeder Bauer hat ein Interesse daran, dass Wirkstoffe nur auf die zu behandelnden Bäume gelangen“, betont Oberhofer. Die Umstellung auf die neuen Sprühgeräte geht derzeit im Vinschgau sehr schnell voran. Die Bereitschaft der Obstbauern, in Nachhaltigkeit zu investieren, ist lobenswert, immerhin stellt ein neues Sprühgerät eine beträchtliche Investition dar. Der Einsatz von Sprühgeräten, die Abdrift vermeiden, wird bald zum Standard in den Obstwiesen gehören. Damit zählt der Apfelanbau auch bei der Ausbringungstechnik zu den innovativsten. Für nachhaltige Bewirtschaftung Gerade im Apfelanbau besteht das Engagement für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Zum einen ist der Anteil der biologischen Produktion mit rund acht Prozent der Anbauflächen im Vergleich sehr hoch. Fast jeder zweite Bioapfel, der in Europa verkauft wird, kommt aus Südtirol. Zum anderen gilt der Südtiroler Apfelanbau als Vorreiter der integrierten Produktion. 1988 wurde die Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau (AGRIOS) gegründet. Sie begann Richtlinien für die Bauern festzulegen und entwickelte sie laufend weiter. Der flächendeckende Einsatz der Verwirrungsmethode, bei der durch Duftstoffe eine Vermehrung von Schadinsekten verhindert wird, und die strengere Auswahl bei den Pflanzenschutzmitteln tragen seit über zwei Jahrzehnten zu einem nachhaltigeren Obstanbau bei. Mit den Neuerungen der diesjährigen Anbausaison wird diese positive Entwicklung nun weitergeschrieben. „Die Landwirte stehen für eine nachhaltige Bewirtschaftung“, erklärt Bezirksobmann Prugger. „Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Grund und Boden ist unser ureigenes Interesse als Bauern, da wir seit Generationen mit der Natur arbeiten und wir das auch unseren Kindern und Enkeln ermöglichen wollen“. Bauernbund Vinschgau
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