Reger Zuspruch beim Finale von „Treffpunkt Wirtschaft“ in Laas mit den Landesräten für Wirtschaft, Bildung, Landwirtschaft und Tourismus
Philipp Achammer, Arnold Schuler und Verena Plieger (v.l.) hörten sich Sorgen und Vorschläge der Unternehmer und Lokalpolitiker an.

„Arbeiten wär ein Leichtes …

… wenn nur das ganze Drumherum nicht wär‘“

Publiziert in 41 / 2019 - Erschienen am 26. November 2019

Laas - Die landesweite „Diskussionstour Treffpunkt Wirtschaft“ ist am verregneten und verschneiten 15. November im Marmordorf Laas zu Ende gegangen. Zuständig für Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus stellten sich die Landesräte Arnold Schuler und Philipp Achammer den Fragen, Wünschen und Kritiken, durften ihre Perspektiven mitteilen und ab und zu auch Lobesworte von Unternehmern und Vertretern von Wirtschaftsverbänden ab-
holen. Den Abschluss in der Remise der Lasa Marmo GmbH hatten die Produkt- und Marketingmanager der „Lasa Marmo“, Kurt Ratschiller und Sabine Patscheider, perfekt vorbereitet. Niemals hätten sie diesen Zuspruch erwartet. 

Stärken & Herausforderungen

Auffallend war die Wortwahl in den Einführungen der Landesräte. Es war nie von Problemen, sondern immer von Stärken und Herausforderungen die Rede. Die mäßige Präsenz von Bürgermeistern und Gemeindereferenten dürfte durch die angespannte Wetterlage zu erklären sein. „Tourismus und Landwirtschaft tragen entscheidend zum Wohlstand in unserem Lande teil“, eröffnete Landesrat Schuler sein Statement. Er begründete den Satz durch die Wirkung auf Handel, belebte Dorfzentren, auf Handwerk und Bauindustrie, auf Landschaft und Versorgung durch regionale Produkte. „Es gehört zu den Herausforderungen, der kritischen Einstellung der Gesellschaft zu beiden Bereichen zu begegnen und die landesweite Situation sachlich und unterschiedlich zu betrachten“, sagte Schuler. Landesrat Achammer zeigte 3 Stärken unseres Landes auf, die gleichzeitig 3 Schwächen darstellen. „Das Ausland beneidet uns um die kleinstrukturierten Familienbetriebe. Aber es stehen Betriebsübernahmen bevor und es fragt sich, ob sich die Jungen das noch antun.“ Die 2. Stärke seien die Mitarbeiter, „aber wo hernehmen, wenn alle Matura machen und studieren wollen“. Als 3. Stärke und größte Schwäche sah Achammer die Landesautonomie, die steuerpolitisch wenig Spielraum lasse. Moderatorin Verena Plieger fragte zusammenfassend Landesräte und Teilnehmer: „Wie kommen wir an Fachkräfte, wie gehen wir mit den häufigen Staus um, wie erhalten wir den ländlichen Raum, wie unterstützen wir kleine Kreisläufe in der Peripherie, wie gehen wir mit Energie um, wie grün sollen und wollen wir werden?“ 

Der Vinschgau in der 3. Spur

„Eisbrecher“ war der „pensionierte, aber nicht arbeitslose“ Franz Waldner mit seiner Beobachtung, dass zu wenig offensiv um Lehrlinge geworben werde. Erich Vill, Schlanders, schlug vor, auch auf kleine Gastbetriebe ein Genossenschaftsmodell anzuwenden. Den Prader Bürgermeister Karl Bernhart beschäftigten die Vergabe von Gewerbegründen und die öffentlichen Ausschreibungen ohne Bieter. Bezirkspräsident und Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner fand den Genehmigungsweg über die vielen Landesämter als zu lang. Als Gemeinde könne man bald nicht einmal mehr die Grunddienste anbieten. Zum Thema Verkehr sah er Lösungsmöglichkeiten in einer „Adaptierung“ der Vinschger Straße. HGV-Landesobmann Manfred Pinzger sah im Doppelauftritt der Landesräte ein positives Zeichen für die Wirtschaft. Er dankte für die Aufschiebung des Landesraumordnungsgesetzes und dafür, dass man nicht alle Bezirke über einen Kamm geschoren habe. Sein Verband habe mehrfach auf die Notwendigkeit von Brems- und Überholspuren hingewiesen. Florian Karnutsch, Bauernbund Laas, warf die Stichworte Bio-Produktion und Elektro-Mobilität in den Raum. Für Kevin Lechner, Unternehmer aus Laas, war klar, dass es im Landtag zu wenig Zusammenhalt zur Förderung von Unternehmen gäbe. Josef Unterholzner, Landtagsabgeordneter des Team K, meinte, die Straßen durch den Vinschgau und das Pustertal würden nach einer „3. Spur geradezu schreien“. Der Laaser Kaufmann und Handwerker Dietmar Spechtenhauser konnte sich mehr touristische Strukturen in seinem Dorf vorstellen und sorgte sich um ein Gleichgewicht zwischen praktischen und akademischen Berufen. Thomas Rinner, Gastronom und HGV-Vertreter aus Latsch, pochte ebenfalls auf „die schon lang geforderte 3. Spur“. Er wollte auch, dass herausgefunden werde, warum Absolventen der Hotelfachschule nicht im Sektor weiterarbeiten. Für Karl Pfitscher, Südtiroler Wirtschaftsring, wäre es dringend notwendig, die „begeisterten Schweizer Bahnreisenden“ durch eine Eisenbahnverbindung in den Vinschgau zu bringen. Der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsringes, Hannes Mussak, hielt es für wichtig, „mit einer Stimme zu reden, wenn wir etwas verlangen, aber auch, wenn wir Lösungswege suchen“. 

Es braucht ehrliche Diskussionen

Die Antworten auf Vorschläge, Forderungen und Stellungnahmen fielen sehr offen aus. So meinte Landesrat Achammer: „Wir müssen eine ehrliche Diskussion führen. Man beschuldigt für vieles bestimmte Wirtschaftszweige, aber niemand verzichtet auf persönliche Freiheiten.“ Landesrat Schuler erinnerte an die emotional gefärbten Diskussionen um Pflanzenschutzmittel gerade im Vinschgau. Das Heil nur in einer Extensivierung der Produktion zu suchen, sei fragwürdig. Er warnte: „Jetzt alles auf Bio umzustellen, wäre eine Utopie. Es gibt schon jetzt große Probleme, für Bio-Produkte auch Absatzmärkte zu sichern.“ Zum Thema Genehmigungsweg gehe es vor allem darum, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Bezüglich der Adaptierungsforderungen an der Straße erinnerte er an die laufenden Arbeiten und geplanten Investitionen im Vinschgau mit 85 Mio. Euro für die Elektrifizierung der Bahn, 80 Mio. für die Untertunnelung von Galsaun und Kastelbell und 20 Mio. für zukünftige Schutzmaßnahmen in der
Latschander. Landesrat Achammer gab mit Seitenblick auf Rom zu: „Die Mitarbeiter schaffen beinahe die Behördenabläufe nicht mehr. Auch in den Landesämtern fehlen die Fachkräfte.“ Es dürfe nicht sein, dass immer mehr Unternehmer sagen müssen: „Arbeiten wär ein Leichtes, wenn nur das ganze Drumherum nicht wär‘.“

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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