Die Bürgerversammlung mit dem Landeshauptmann war sehr gut besucht.
Arno Kompatscher und Verena Tröger

Arno in Laas

Landeshauptmann und Gemeindeverwaltung stehen Rede und Antwort.

Publiziert in 10 / 2023 - Erschienen am 23. Mai 2023

Laas - Was wurde in den vergangenen zweieinhalb Jahren in der Gemeinde Laas getan, was ist im Laufen und was ist geplant? Die Antworten auf diese 3 Fragen standen im Mittelpunkt des ersten Teils einer sehr gut besuchten Bürgerversammlung, die am 8. Mai auf Einladung der Gemeindeverwaltung in der Sportzone „St. Sisinius“ stattgefunden hat. Neben dem Gemeindeausschuss stand auch Landeshauptmann Arno Kompatscher den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort. Eröffnet hat den Abend die Gemeindereferentin Elfi Kirmaier mit Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung, Arbeitsmarktlage und wirtschaftlichen Situation. Die Einwohnerzahl belief sich zum Jahresende auf 4.102. Rückläufig ist die Bevölkerung in Tanas, während sie in Tschengls wächst. Über 250 Personen in der Gemeinde sind Ausländer, etwas mehr als 100 davon stammen aus Nicht-EU-Ländern. Rund 550 Laaser leben im Ausland. Die größten Arbeitgeber (Stichtag 31. Dezember 2022) sind die HOPPE (263), die Genossenschaft ALPE (96) der Schulsprengel (77), die Lasa Marmo (60), das Wohn- und Pflegeheim (60) und „holzius Vollholzhaus“ (55). Schwach ausgeprägt ist der Tourismus in Laas. „Hier gibt es noch Potential“, so Kirmaier. Stolz sein könne man auf das Vereinsleben und das Ehrenamt. In der Gemeinde gibt es ca. 80 Vereine mit rund 4.000 eingeschriebenen Mitglieder, wobei einige Mitglied bei mehreren Vereinen sind.

Abgehakt, im Laufen, geplant

Mit einer langen Liste von abgeschlossenen Projekten in Laas und in den Fraktionen wartete die Bürgermeisterin Verena Tröger auf. Die Palette reichte von Infrastrukturprojekten im Bereich Trink- und Abwasser über Maßnahmen in Schulen und Feuerwehrhallen bis hin zu Grüngestaltungen, Maßnahmen in Jugendräumen und weiteren Projekten. Der notarielle Vertrag zum Tausch des Apothekerhauses gegen das Kochzenzl-Areal wurde abgeschlossen. Das sanierte „Doktorhaus“ wird am 9. Juni offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das Ausführungsprojekt für die Allitzstraße ist genehmigt. Im Laufen ist die Adaptierung des Josefshauses. Die Arbeiten sollen bis zum Herbst abgeschlossen sein. Ebenfalls im Gang ist die Neugestaltung der Straßen-Kreuzung Eyrs-Tschengls. Die Unterführung wird saniert. In absehbarer Zeit ausschreiben will die Gemeindeverwaltung die Neugestaltung der Vinschgaustraße in Laas. Die Gesamtkosten bezifferte die Bürgermeisterin mit ca. 1,964 Millionen Euro. Zur Liste der laufenden Projekte gehört auch die Trinkwasserversorgung Eyrs-Tschengls (Neubau der Leitung mit Neufassung der Wassertalquelle) mit Kosten von etwas mehr als einer Mio. Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Neubau des Zivilschutzzentrums in Eyrs soll 2024 anlaufen. Seitens des Landeshauptmannes gibt es hierfür eine Mitfinanzierungs-Zusage in Höhe von 2 Mio. Euro. Sehr zu schaffen machen der Gemeinde die Preissteigerungen, die laut Verena Tröger bei manchen Projekten bis zu 30 Prozent betragen. Umfangreich ist auch die Liste der geplanten Vorhaben: Regelung für den Erhalt der Apotheke, Regelung für die Unterbringung von Vereinen, Neugestaltung des Marktplatzes, Parkplatz auf dem Kochzenzl-Areal, Etschbrücke Laas, „Koundlwaal“, Aufbau einer Gemeindemarketing- und Gemeindeentwicklungsstelle und etliche weitere Projekte.

„Disco ‚Fix’ erhalten“

Für die Jugend erhalten wolle die Gemeinde laut der Bürgermeisterin das gemeindeeigene Areal der Disco „Fix“. Der Gemeinderat habe eine Ausschreibung des Areals beschlossen. Weiter gearbeitet werde an der eigentumsrechtlichen Regelung des Sportplatzes in Eyrs. Für das Projekt „Sportzone Trai“ erwarte man sich einen Landesbeitrag im Ausmaß von rund 50 Prozent. Alles daran setzen werde die Gemeinde, um das Schwimmbad auch heuer zeitgerecht öffnen zu können, wobei man weiterhin auf die enge Zusammenarbeit mit dem Amateursportclub Laas setze. Für 2024 wurde ein Marmorsymposium in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schlanders, den Fraktionen Laas und Göflan sowie den Bruchbetreibern Lasa Marmo und Göflaner Marmor GmbH angekündigt.

„Strukturen alleine reichen nicht“

„Wir haben in Südtirol keine Arbeitslosigkeit, das durchschnittliche Bruttoeinkommen pro Kopf gehört zu den höchsten in Europa und wir haben Dienste und Strukturen, von denen man in anderen Landgebieten nur träumen kann, sogar in einem so gut aufgestellten Bundesland, wie es zum Beispiel Bayern ist.“ Trotzdem sei die allgemeine Stimmungslage in Südtirol laut einer Umfrage schlecht, sagte der Landeshauptmann. Aber auf die Frage, wie es ihnen persönlich gehe, hätten sich die meisten Südtiroler als zufrieden geäußert. „Die Politik kann vieles, aber die Menschen glücklich machen kann sie nicht, jedenfalls nicht allein“, sagte Arno Kompatscher. Infrastrukturen brauche es zwar, „aber ausschließlich damit werden die Leute nicht glücklicher.“ Vor Wahlen werde regelmäßig mit „Beton-Listen“ aufgewartet und mit Versprechen eines weiteren Wirtschaftswachstums, gleichzeitig aber müsse man feststellen, dass die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen wächst, dass viele Menschen psychisch leiden und der Alkoholmissbrauch um sich greift.

Von Ehrenamt, Marmor, Wolf und Bär

Bei der Diskussion wurde der Landeshauptmann mit vielen konkreten Anliegen konfrontiert. Zum Thema Ehrenamt sagte er, dass dieses nichts mit der Autonomie Südtirols zu tun habe: „Das Landesregister richten wir wieder ein. Das Ehrenamt bleibt weiterhin Zuständigkeit des Landes.“ Dem Staat, der bei der Anpassung der Kriterien über das Ziel hinausgeschossen habe, sei es darum gegangen, viele Pseudovereinen in Italien das Handwerk zu legen. Nun sei dem Land in Rom zugesichert worden, „dass die neuen Bestimmungen nur für Vereine mit einem Umsatz von über 500.000 Euro greifen sollen.“ Mit dieser Anhebung des Schwellenwertes wäre das Problem für die meisten Südtiroler Vereine vom Tisch. Zur Frage des Marmor-Abtransportes sagte Kompatscher, dass er im Bau einer Seilbahn eine vernünftige Lösung sehe, „zahlen aber kann nicht das Land oder die Gemeinde, sondern es muss eine Lösung zwischen der Fraktion und dem Bruchbetreiber gefunden werden.“ Klare Worte fand Kompatscher auch zum Thema Bär und Wolf: „Nur danach schreien, dass man die Schneid aufbringen sollte, ein Dekret zu unterschreiben, das dann am Tag danach vom Gericht annulliert wird, bringt uns nicht weiter.“ Der Landeshauptmann kündigte in Ergänzung zum Landesgesetz zu den Großraubtieren Wolf und Bär, das 2018 verabschiedet wurde, ein neues Gesetz an. Mit diesem soll erreicht werden, „dass wir vom ISPRA-Gutachten wegkommen und die Dekrete somit nicht mehr anfechtbar sind.“ Kompatscher ist außerdem überzeugt, dass es mit dem alleinigen Abschuss von Problemwölfen und Problembären nicht getan ist: „Wir brauchen allgemeine Entnahmeregeln, sprich Abschusspläne.“ Und genau das wolle man mit dem neuen Gesetz erreichen. Parallel dazu werde auf weiteren Ebenen an einer Lösung gearbeitet, auch in Brüssel und in Rom: „In Rom konnten wir das Thema kürzlich auf die Regierungsebene bringen.“

Luegbrücke: „Wohl keine Totalsperre“

Im Zusammenhang mit dem Neubau der Luegbrücke auf der Brenner Autobahn in Tirol, der 2025 anlaufen soll, wird auch im Vinschgau eine zunehmende Verkehrsbelastung erwartet. Laut Kompatscher werde es zwar Probleme geben, aber nicht so gravierende wie anfänglich befürchtet: „Wir sind im engen Austausch mit der Tiroler Landesregierung. Wie es derzeit aussieht, soll während der Bauphase an den Wochenenden ein zweispuriger PKW-Verkehrsfluss in beiden Richtung garantiert werden. Beim LKW-Verkehr wird es schwieriger.“ Zu einer Totalsperre werde es wohl nicht kommen. Die Bauarbeiten dürften bis 2026 bzw. 2027 dauern. Zum Thema Raumordnung räumte Kompatscher ein, „dass die Situation teilweise schlimmer geworden ist, als sie vor dem Inkrafttreten des neuen Landesgesetzes war.“ Die Ausrichtung stimme zwar, aber in der Umsetzung habe es gehapert: „Wir haben einige Hausaufgaben im Vorfeld nicht gemacht und diese müssen wir jetzt nachholen.“ Aufs Tapet gebracht wurden auch die langen Wartezeiten im Gesundheitswesen, der schwere Stand des Handels (in der Gemeinde Laas sank die Zahl der Betriebe von einst 24 auf nunmehr 16), die zu langen Wartezeiten an den Bahnübergängen, die nicht ausreichende Zahl öffentlicher Toiletten und etliche weitere Anliegen. Zur Kritik, dass es immer dann, wenn die Disco „Fix“ sporadisch öffnet, zu Vandalen-Akten und Lärmbelästigungen im Bereich zwischen dem Bahnhof und der Disco kommt, meinte die Bürgermeisterin, dass sich die Gemeinde im Falle eines Weiterbestandes der Disco dafür einsetzen werde, dass die Nightliner-Busse nicht mehr am Bahnhof halten, sondern bei der Disco. Ein Künstler aus Schlanders, der sich in der Kreativwerkstatt auf dem Kasernen-Areal in Schlanders eingemietet hat, wollte Kompatschers Meinung zu den Diskussionen rund um die Nachnutzung der Ex-Drusus-Kaserne in Erfahrung bringen. Für die Kreativwerkstatt der BASIS gebe es keine Planungssicherheit mehr, die Nutzungsverträge sollen zum Jahresende auslaufen. Der Landeshauptmann erinnerte daran, dass die BASIS mit viel öffentlichem Geld des Landes und der Gemeinde ins Leben gerufen wurde. Auch derzeit fließe noch viel öffentliches Geld. Selbsttragend sei die BASIS nicht, „daher ist es richtig, dass das Kasernen-Areal selbst Geldmittel generiert.“ Es wundere ihn, dass die Gemeinde und das Land nun als die „Bösen“ dargestellt würden, „die alles zerstören möchten.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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