Im Bild (v.l.): Die Schwestern Erna, Wilma und Silvia Ploner aus St. Kassian-Abtei spielten ihrem verstorbenen Verwandten ein ladinisches Lied.
Erna Pedratscher ist die Tochter von Epifania, Markus Dapunts Schwester
Ergreifende Geigenmusik von Alena Savina aus Russland
Adolphine Lechthaler und Josef Telser als letzte Zeitzeugen
Feierliche Segnung des Mahnmals durch Dekan Matthew Kozhuppakalam
Heinrich Lechthaler, Erschaffer des Mahnmals

„Arrivederci in cielo“

77 Jahre nach seiner Erschießung wurde dem Gadertaler Markus Dapunt in Kortsch ein Mahnmal errichtet.

Publiziert in 31-32 / 2021 - Erschienen am 29. September 2021

Kortsch - Ein idyllisches Plätzchen unter Weiden am Kortscher Kiaweg hat der Bildungsausschuss von Kortsch gewählt, um ein Mahnmal für einen jungen Soldaten zu errichten, der 1944 unweit von dort hingerichtet wurde. Heinrich Lechthaler, Vorsitzender des BA Kortsch und geschickter Zeichner, hat die Corona-Zeit genutzt, um ein Bildstöckl für ein von ihm gemaltes Bild zu errichten. „Jetzt ist die Zeit reif, Markus Dapunt ein gebührendes Denkmal zu setzen“ sagte er anlässlich der Segnung am vergangenen Samstag, „bisher hätten es viele Frontkämpfer als Affront gesehen, einem Deserteur diese Ehre zu geben.“ Nur wenige Menschen hatten damals den Mut, sich gegen das willkürliche Regime aufzulehnen. Lange habe die Exekution des 21-jährigen Markus Dapunt die Menschen beschäftigt und auch berührt, denn einige junge Kortscher, die vor dem Kriegsdienst standen, mussten als Abschreckung der Exekution beiwohnen. 
Sogar aus dem Gadertal waren einige Familien angereist, um sich an ihren Verwandten Markus Dapunt zu erinnern. Einer, der Markus Dapunt persönlich kannte, war Josef Granruaz, Altdekan von Abtei. „Markus war bei meinen Eltern Hirte; ein brillanter Junge, voller Witz und Geist“, erzählte er, bevor er ausführlich das kurze Leben des Gadertalers beschrieb: „Markus kam am 24. März 1923 in Sottrù in Abtei zur Welt und stammt aus einer kinderreichen Familie. Seine Familie gehörte zu jenen, die sich von ihrem Hof und ihrem Dorf nicht trennen wollten und beschlossen dazubleiben. 1941 wurde er an die Front geschickt. Obwohl man ihn auf dem Heimathof in Sottrù dringend gebraucht hätte, da beide Eltern nicht mehr lebten, musste Markus nach Schlanders zum Militär ziehen. Als er am 10. Juli 1944 seinen Schwur auf den Führer ablegen sollte, floh er ins Pustertal, wurde dort verraten und gefangen genommen und zurück zu seiner Truppe nach Schlanders geführt und dort zum Tode verurteilt. Markus wusste, was er wollte. Den Antrag auf Gnadengesuch lehnte er mit den Worten ab: ‚Ich brauche von euch keine Gnade’. Markus wollte genauestens über seinen Tod informiert werden und er wollte, dass man ihm die Augen verband, um die Gesichter seiner Henker nicht zu sehen, denn sonst hätte in ihm ein Gefühl des Hasses aufsteigen können und das wollte er nicht“ , sagte Altdekan Granruaz.Markus Dapunt wurde am 29. August 1944, um sechs Uhr morgens erschossen. Zuvor hatte er noch drei Briefe verschickt mit den Schlussworten „Arrivederci in cielo.“ Der Altdekan von Abtei zeigte sich sehr beeindruckt von der Angstlosigkeit und inneren Freiheit und Ruhe des Soldaten. „Wir dürfen Menschen wie Markus nicht vergessen!“, mahnte er. Zwei Zeitzeugen, Adolphine Lechthaler und Josef Telser, erinnerten sich noch sehr gut an dieses Ereignis. „Wir waren vier Buben beim Hüten, als wir den Militäraufmarsch hinter einem Holzhaufen heimlich beobachteten. Wir haben die Exekution beim Schießstand gesehen und wie sie den Toten auf einen Wagen gelegt und nach Schlanders gebracht haben,“ erzählte Josef Telser. Adolphine war 10 Jahre alt, als ihre Mutter beobachtete, wie Soldaten den Toten auf dem Friedhof ohne geistlichen Segen einfach verscharrten. Viele Jahre hat sie Adolphine zum Grab geschickt, um es zu pflegen. „Eines Tages stand der Dekan von Cortina bei uns vor der Tür; es war der Bruder von Markus Dapunt, der sich bei uns bedankte und uns segnete. Und ein Buch hat er mir geschenkt“, erinnert sich Adolphine Lechthaler. Später wurde der Leichnam von Markus Dapunt exhumiert und auf dem Soldatenfriedhof von Meran bestattet.
Auch für Dekan Matthew Kozhuppakalam gehört Markus Dapunt zu den Großen der Geschichte, die für christliche Werte und für ihre Überzeugung eingetreten und gestorben sind. Er segnete das Mahnmal für einen Menschen, der in einer Zeit gelebt hat, in der Menschenrechte und die Würde der Menschen mit Füßen getreten wurden.
Gruß- und Dankesworte überbrachten eine Verwandte aus St. Kassian-Abtei und Giacomo Freinademetz, Bürgermeister von Abtei. „Es ist großartig, was ihr in Kortsch gemacht habt, damit die Erinnerung an Markus Dapunt wach bleibt“, sagte er. Als Dank „für die lange Grabpflege“ überreichte ein Verwandter von Markus Dapunt an Adolphine Lechthaler einen Blumenstrauß.
Ergreifend waren die musikalischen Darbietungen von Alena Savina auf der Geige und ein Lied zu Ehren des Heiligen Josef Freinademetz, gesungen von Verwandten von Markus Dapunt. Die Weithergereisten und auch die Kortscher zeigten sich erfreut über das köstliche Buffet, welches die Brotzeit-Bäuerin Monika Schwemmbacher vorbereitet hatte. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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