11 Räte sprachen sich dagegen aus, dass ein 18.380 Quadratmeter großer Auwald in der Lichtenberger Au in Landwirtschaftsgebiet umgewandelt wird; 6 Räte enthielten sich der Stimme.

Au muss Au bleiben

Publiziert in 5 / 2015 - Erschienen am 11. Februar 2015
Gemeinderat lehnt Umwandlung in Landwirtschaftsgebiet ab. „Es tut uns Leid für die Eigentümer, aber...“. Prad - Mit 11 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen hat der Gemeinderat von Prad am 2. Februar die Umwandlung eines fast zwei 2 Hektar großen Auwald- und Feuchtgebietes in der geschützten Lichtenberger Au abgelehnt. Die Umwandlung hatten Andreas und Lukas Wallnöfer, die Besitzer von insgesamt über 12 Hektar an Auwald, beantragt. Der Gemeindeausschuss hatte die Änderung des Landschaftsplanes mehrheitlich mit dem Hinweis genehmigt, dass die Änderung umstritten ist, da grundsätzlich das Feucht- und Waldgebiet erhalten bleiben sollte, aber die natürliche Ursprungslandschaft aufgrund klimatischer Veränderungen auf der betreffenden Parzelle nicht mehr intakt sei. Laut BM Hubert Pinggera habe die Gemeine den Antrag unter anderem deshalb an die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung zur Begutachtung weitergeleitet, um zu schauen, wie derartige Änderungen landesweit gehandhabt werden. Tatsache sei, dass der Auwald für die Eigentümer einen eher geringen Wert habe. Wenn man gegen die Eigentümer vorgehe und sie nicht „mitnehme“, werde es schwierig werden. Dass die Au einen hohen ökologischen Wert für die Allgemeinheit hat, sei unbestritten. „Restbestände sind zu schützen“ Die Kommission hatte die Landschaftsplanänderung im Vorfeld mehrheitlich abgelehnt. Der Auwald sei laut Naturschutzgesetz und Landschaftsplan geschützt und Kulturänderungen seien untersagt. „Diese Qualitäten sind immer noch vorhanden, auch wenn in Teilbereichen landwirtschaftliche Kulturen angelegt wurde, gegen welche entsprechende Verfahren eingeleitet worden sind“, so die Kommission. Auch 4 ablehnende Stellung­nahmen des Heimatpflegeverbandes, der Umweltschutzgruppe Vinschgau, der Liste „Für Prad“ und des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz waren eingegangen. In einem Brief an den Bürgermeister und die Räte hatte Hans Wallnöfer geschrieben, „dass die Au durch eine Umwandlung an großen Wert gewinnen würde“. Er habe die Au in den vergangenen 10 Jahren gepflegt. „Wenngleich ich Verständnis für die Besitzer habe, kann ich dieser Umwidmung nicht zustimmen“, sagte der Gemeindereferent für Landschaft, Manfred Lechner. Es sei keine Ausgleichsmaßnahme vorgesehen. Außerdem könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden. Er sehe in einer Umwidmung kein öffentliches Interesse. Der für Landwirtschaft zuständige Vizebürgermeister Karl Gruber kündigte ebenfalls seine Nein-Stimme an. Aber: „Grundflächen dieser Art sollten öffentliches Eigentum sein. Die öffentliche Hand sollte solche Flächen im Einvernehmen mit den Eigentümern erwerben oder diese anderweitig entschädigen. Geschieht das nicht, wird es einen ständigen Kampf geben.“ Auch Alois Lechner meinte, dass der ökologische Wert der Flächen zwar klar gegeben ist, „andererseits haben wir es aber mit ­Privatbesitz zu tun“. Ein öffentlicher Ausgleich wäre angebracht. „Es gab schon Eingriffe“ Udo Thoma („Für Prad“) zeigte anhand von Bildern auf, dass es in der Vergangenheit schon mehrfach Eingriffe in die Au gegeben habe, etwa durch Rodungen. Es seien vollendete Tatsachen geschaffen worden. „Es gab bisher nur eine einzige legale Kulturänderung, mit dem Antrag für eine zweite befassen wir uns heute“, so Thoma. Und weiter: „Dass genau am heutigen 2. Februar der Welttag der Feuchtgebiete begangen wird, ist Zufall. Dies Aussagen von Umweltlandesrat Richard Theiner dazu tragen wir voll mit.“ Theiner hatte öffentlich auf die Bedeutung der Feuchtgebiete, Moore und Aulandschaften hingewiesen: „Diese Restnatur in der Kulturlandschaft müssen wir schützen. Dabei darf es nicht nur bei Willensbekundungen bleiben. Es braucht die Bereitschaft, diese Flächen tatsächlich so zu belassen wie sie sind“. Wunibald Wallnöfer („Für Prad“) sagte, „dass es heute um eine Grundsatzfrage geht: „Wird Naturschutz wirklich ernst genommen oder haben wir es nur mit Lippenbekenntnissen zu tun?“ Sowohl Vertreter der SVP als auch der Liste „Für Prad“ stimmten darin überein, dass die Eigentümer geschützter Flächen mehr Unterstützung seitens der ­Öffentlichkeit bekommen müssten. Man zeige durchaus Verständnis für die Besitzer, aber in Fällen wie diesen sei das Interesse der Allgemeinheit höher gestellt als das private Interesse. Mit einer noch deutlicheren Mehrheit abgelehnt (15 Nein-Stimmen, 2 Enthaltungen) hat der Gemeinderat einen ähnlich gelagerten Antrag für eine Umwidmung von Feucht- bzw. Schilfwiesen in Lichtenberg in Landwirtschaftsgebiet. Thoma verwies darauf, dass es sich um Lebensräume handelt, wo zum Teil seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten leben. „Weitere Flächen in Gefahr“ Im Vorfeld der Ratssitzung hatte die Umweltschutzgruppe zusätzlich zur Lichtenberger Au auch auf eine Gefährdung weitere Auen hingewiesen: „Ebenso steht die Zukunft der Glurnser Au auf dem Spiel, nachdem eine Bauleitplanänderung zum Bau eines Golfplatzes in der Oberen ­Glurnser Au eingeleitet wurde. Als besonders bedenklich und entgegen den bisherigen Lippenbekenntnissen des Umwelt-Landesrates bewerten wir den Verkauf ökologisch wertvoller Restflächen in den Schgumser Mösern bei Tschengls.“ Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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