Eine Übersicht des Grabungsareals.

Ausgrabung bringt frühe Kapellenruine zu Tage

Publiziert in 26 / 2015 - Erschienen am 15. Juli 2015
Sta. Maria - In einem Artikel, der kürzlich im der Vinschger erschienen ist (Ausgabe Nr. 20 vom 28.05.2015), wurde von Ausgrabungsarbeiten in Santa Maria im Münstertal berichtet. Weil einige Informationen nicht korrekt bzw. unvollständig waren, veröffentlichen wir hiermit die offizielle Medienmitteilung vom 10. Juni 2015: „Seit Ende April führt der Archäologische Dienst Graubünden im Münstertal umfangreiche Ausgrabungsarbeiten durch. Dabei wurden historisch bekannte Reste eines mittelalterlichen Kirchen- und Hospizkomplexes samt Gräbern entdeckt. Grund für die Ausgrabungen ist ein Bauprojekt im Südosten des Dorfes. - Der Bau eines Privathauses samt Atelier im Südosten des Dorfes hat im April 2015 erste Sondierungen zur Abklärung der möglichen Baubefunde ausgelöst. Bereits beim maschinellen Abtragen der Grasnarbe zeichneten sich erste Mauerstrukturen im Gelände ab. Um die Strukturen zu dokumentieren und für die Nachwelt zu konservieren, führte der Archäologische Dienst Graubünden im Vorfeld der Baumaßnahmen eine Rettungsgrabung durch. Die Untersuchungen brachten einen ca. 10 x 6 Meter großen, einschiffigen Kapellenbau samt erhaltenem Altar ans Licht. Westlich der Kapelle befindet sich ein kleines Friedhofsareal mit rund 15 Körperbestattungen. Die betroffene Bauparzelle liegt auf der Flur ‚Sonch Antöni’. Historische Urkunden belegen, dass der Priester Johannes de Grava aus Müstair im Jahr 1228 an dieser Stelle ein Grundstück erworben hat, um darauf eine Kapelle und ein Hospiz zur Aufnahme von Reisenden, Kranken und Armen zu errichten. Den Schriftquellen zufolge bestand das Hospiz jedoch nicht allzu lange, die letzte Nennung stammt aus dem Jahr 1239. Die Kapelle wird im Laufe der Geschichte hingegen noch öfter erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts gehörte das Kirchlein mit dem Namen ‚Sancta Maria Magdalena’ zum Kloster Müstair. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage zerstört, die Ruinen sind im Verlauf der Jahrhunderte ganz im Boden verschwunden. Als Erinnerung ist nur der Flurname geblieben, der den Archäologischen Dienst für das historische Gebiet sensibilisiert hat. - Die präzise Ausgrabung und Dokumentation ermöglichen nun, die Baugeschichte der Anlage genauer nachzuvollziehen. So wurde die Kapelle im Laufe ihrer Geschichte mindestens einmal renoviert. Die geborgenen Fundstücke – darunter zahlreiche Freskenfragmente und Münzen – werden den Archäologen helfen, das Aussehen und die Ausstattung dieses für die Geschichte des Münstertales wichtigen Denkmals zu rekonstruieren. -Am Ende der Ausgrabungen wird die Kapelle Mitte Juni von Studierenden des Instituts für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH Zürich mit modernster Technik dreidimensional vermessen und visualisiert.“ red
Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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