Imkerinnen und Imker aus Deutschland, der Schweiz und aus dem Obervinschgau haben sich kürzlich im Rahmen eines zweitätigen Treffens ausgetauscht.

Bienen verbinden Menschen

Grenzüberschreitendes Imkertreffen

Publiziert in 39-40 / 2021 - Erschienen am 23. November 2021

Obervinschgau/Zernez - Unter dem Motto „Bienen verbinden Menschen“ traf sich am 21. Oktober eine Delegation des Imkervereins Berlin Steglitz (D) auf dem Engadiner Vereinsbienenstand in Zernez (CH) mit Imkerinnen und Imkern aus dem Bezirk Obervinschgau und aus der Schweiz. Jachen Puorger hieß die Interessierten willkommen und stellte seinen Imkerverein „Apicultuors d`Engiadina“ und das Tagesprogramm vor. Der Betriebsberater Andy Grass führte durch den Vereinsbienenstand und zeigte den Gästen den Schweizer Bienenkasten. Das ist eine „Hinterbehandlungsbeute“, die vorwiegend in der Imkerei in der Schweiz anzutreffen ist. Der Engadiner Imkerverein umfasst das Gebiet von Samnaun bis zum Malojapass und zählt 118 Mitglieder. Im Bienenkasten und in der Magazinbeute werden sowohl Carnica als auch die Dunkle Biene, beides Rassen der westlichen Honigbiene, aber auch die Buckfast als Züchtungsbiene betreut. Durch die gehaltenen Rassen kommt es oft zu Hybridisierungen und Einkreuzungen. Es ist nicht einfach, die Reinrassigkeit zu erhalten. So gibt es seit längerer Zeit in der Schweiz unterschiedliche Projekte zur Erhaltung der heimischen Rasse der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera). Man versucht, Schutzgebiete für diese Bienenart auszuweisen. So gibt es seit 1977 im Kanton Glarus das erste und größte „Mellifera-Schutzgebiet“ der Schweiz. Die Glarner Landsgemeinde beschloss in diesem Jahr, „dass im ganzen Kanton nur die ansässige Dunkle Biene gezüchtet und gehalten werden darf“. 

Schutzgebiete für Dunkle Biene

Seit 2008 ist auch die Biosfera Val Müstair Schutzgebiet für die Dunkle Biene. Wolfgang Friedrichowitz stellte die Stadtimkerei von Berlin vor, die für Vielfalt steht. Dort werden Bienenvölker in Vorgärten, Parks, auf Balkons, auf Dachterrassen von öffentlichen Gebäuden und in botanischen Gärten gehalten. In Berlin werden ca. 15.000 Bienenvölker von 2.000 Imkerinnen und Imkern gehalten. Reinhard Patscheider von der Vinschger Delegation stellte die „Carnica Belegstelle“ in Trafoi vor, die seit zwei Jahren in den Sommermonaten betrieben wird. Die Belegstelle ist ein Aufstellungsort zur Zucht für unbegattete Bienenköniginnen und Drohnen derselben Bienenrasse. Hier wird das Ziel verfolgt, die im Vinschgau heimische Rasse der „Carnica-Biene“ vor Hybridisierung zu schützen. Othmar Patscheider, der Obmann der Bezirkes Obervinschgau und neugewählter Stellvertreter des Südtiroler Imkerbundes, berichtete von aktuellen Projekten, die im Vinschgau und im Land Südtirol zurzeit vom Imkerbund durchgeführt oder unterstützt werden. 

Drei Schülerprojekte an der Fachschule

Valentin Habicher stellte drei Projekt vor, die von Maturanten/innen an der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in diesem Schuljahr geplant und ausgeführt werden. Dabei geht es um ein Konzept für die Gestaltung der Außenflächen am Bezirkslehrbienenstand in Burgeis, die Errichtung eines Bienenlehrpfades an der Fachschule und um die Verwendung im Alltag von Blütenpollen und Perga. Der Wanderlehrer und ehemalige Bundesobmann des Südtiroler Imkerbundes, Engelbert Pohl, hielt am Erlebnisbienenstand in Prad einen Fachvortrag über Bienenschäden und mögliche Vergiftungsfälle bei Bienen, zu denen es im Vinschgau immer wieder kommt. Jan de Meer, Dozent für Informatik und E-Technik, referierte über „Grundsätze ethischen Handelns im Umgang mit E-Technologien, die auf den Menschen und sein Wohlbefinden wirken.“ Er stellte fest, dass die Komplexität der Umwelt und der Energieverteilung eine der großen momentanen Herausforderungen für unsere Gesellschaft ist. Überlegt wurde bei der anschließenden Diskussion, wie weit das komplexe Zusammenleben des Bienenvolkes Antworten darauf liefern kann. Ethik, Spiritualität und Religion wurden später bei der Führung und Besichtigung der Abteil Marienberg durch Prior Pater Philipp in den Mittelpunkt gerückt. Die Wertediskussion wurde fortgeführt. So endete der zweitätige, intensive, grenzüberschreitende und einander inspirierende Imkeraustausch, der mehr war als nur Fachsimpeln.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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