Mit den Gläubigen in Kontakt bleibt die Klostergemeinschaft über das Gebet bei der täglich gefeierten hl. Messe, bei den allabendlichen Anbetungsstunden und auch über E-Mails und Telefon.
Abt Markus Spanier: „Meine Hoffnung ist, dass Erkenntnisse, die aus dieser Krisenzeit gewonnen werden, hoffentlich auch in die Tat umgesetzt werden.“

„Bin der Überzeugung, dass wir alle aus Fehlern lernen können“

Auch die Klostergemeinschaft der neun Mönche in der Abtei Marienberg unterliegt den derzeitigen Auflagen des Staates hinsichtlich der Coronavirus-Pandemie. Fragen an Abt Markus Spanier* 

Publiziert in 14/15 / 2020 - Erschienen am 21. April 2020

Marienberg - der Vinschger: Erst einmal, wie geht es Ihnen und den anderen Klosterbewohnern?

Abt Markus Spanier: Wir sind Gottseidank alle wohlauf.

Gibt es andere Personen, die im Kloster arbeiten, bzw. regelmäßig ins Kloster kommen?

Es gibt ein paar wenige, die Zutritt zum Kloster haben und wegen bestimmter Arbeiten vonnöten sind.

Was ging Ihnen durch den Kopf und was haben Sie empfunden, als Papst Franziskus am 27. März zu einem ganz ungewöhnlichen Zeitpunkt auf dem menschenleeren und nassen Petersplatz den Segen „Urbi et Orbi“ spendete?

Da ich nur wenige Ausschnitte gesehen habe, kann ich nur so viel dazu sagen, dass mich diese ungewöhnliche und schon ein wenig gespenstisch anmutende Feier auf dem menschenleeren Petersplatz mit Papst Franziskus und seinem Assistenten beeindruckt hat und der Hl. Vater damit ein starkes und hoffnungsvolles Zeichen gesetzt hat.

Ist Ostern ohne Glaubensgemeinschaft und hinter verschlossenen Türen noch Ostern?

Natürlich ist die Tatsache, Ostern ohne Gläubige feiern zu müssen, höchst ungewöhnlich und für uns alle ungewohnt. Dennoch wird Ostern liturgisch gefeiert. Wir, die Gemeinschaft von Marienberg, feiern die Kar- und Osterliturgie ohne Abstriche stellvertretend für all jene, denen die Teilnahme verwehrt ist und schließen sie in unser Gebet fest ein. Es sei aber auch gesagt, dass das Ostergeheimnis von Tod und Auferstehung Jesu nicht nur auf einen äußeren Mitvollzug reduziert werden kann, sondern sich im Herzen eines jeden von uns ereignen will mit ungeahnten Folgen …    

Ist die gesamte Klostergemeinschaft mit den strengen Corona-Einschränkungen, die derzeit auch das kirchliche und religiöse Leben arg beschneiden, einverstanden? Insbesondere was die Letzte Ölung betrifft, die Verabschiedung von Verstorbenen und die Beichte?

Ob uns diese drastischen Maßnahmen behagen oder nicht, auch wir sind gehalten, die vom Staat und von der Kirche erlassenen Verordnungen einzuhalten.

Wie bleiben Sie und Ihre Mitbrüder derzeit mit den Gläubigen im Kontakt?

Zunächst natürlich über das Gebet bei der täglich gefeierten hl. Messe und den allabendlichen Anbetungsstunden. Darüber hinaus stehen wir mit Hilfe von E-Mails und Telefon mit den Gläubigen im Kontakt.

Haben Sie Angst vor dem Coronavirus? Wenn ja, wie gehen Sie mit diesem Gefühl um?

Nein, Angst habe ich persönlich vor dem Coronavirus nicht. Was ich habe, ist die Sorge, dass sich ein Mitbruder durch Unachtsamkeit anstecken könnte.

Wie stellen Sie sich die Zukunft nach der Corona-Zeit im Kloster und außerhalb vor? Was sind Ihre Hoffnungen, auch für die Gesellschaft außerhalb des Klosters, für die Zeit danach?

Wie die Zukunft nach der Corona-Zeit aussehen wird, vermag ich nicht vorherzusagen. Meine Hoffnung ist, dass Erkenntnisse, die aus dieser Krisenzeit gewonnen werden, hoffentlich auch in die Tat umgesetzt werden.

Manchmal ist zu hören, dieses Virus sei eine Mahnung an die Menschheit. Können Sie dieser Auffassung etwas abgewinnen?

Als Christ würde ich sogar von einem Fingerzeit Gottes sprechen. Wir alle müssen uns z. B. fragen, welche christlichen Werte in der Vergangenheit auf der Strecke geblieben sind und welche Folgen es hat, wenn Wirtschaftswachstum zum obersten Prinzip erklärt wird, um den Wohlstand einiger weniger zu garantieren, bzw. noch zu vermehren.     

Könnte es sein, dass wir eine bessere und vor allem gerechtere Welt bekommen? Oder kann es Ihrer Meinung nach auch ganz düster ausgehen?

Wie schon gesagt, hängt vieles von uns ab, welche Lehren wir aus dieser Katastrophe ziehen. Da ich trotz allem an die Lernfähigkeit und Wandelbarkeit des vernunftbegabten Menschen glaube, bin ich der Überzeugung, dass man in der Lage sein wird, aus Fehlern zu lernen.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des neuartigen Virus, der Globalisierung, des ständigen Wirtschaftswachstums oder gar des Klimawandels?

Sicherlich können wir davon ausgehen, dass durch die globale Vernetzung in wirtschaftlicher, kultureller und politscher Hinsicht die Mobilität der Menschen stark zugenommen hat und auch weiterhin zunimmt. Die Verbreitung von Krankheiten bleibt dabei nicht aus. Was den Klimawandel anbelangt, ist eine der Ursachen bekanntlich die Umweltzerstörung durch u. a. die Abholzung des Regenwaldes. Lebensräume werden dadurch enger. Wildtiere und Menschen rücken immer näher zusammen. Laut dem deutschem Umweltministerium stammen 70 Prozent der Infektionserreger aus dem Tierreich.

Werden die Lebensmittel eingekauft oder werden sie angeliefert? Mit welchen Gütern versorgt sich die Abtei selbst? Was wächst bereits im Klostergarten?

Wir werden zur Zeit hauptsächlich noch mit Lebensmitteln beliefert. Ab Mai kann die Gartenarbeit wieder beginnen, sodass wir auf eigene Produkte zurückgreifen können. Zurzeit profitieren wir unter anderem noch von eingefrorenen Produkten der letzten Gartensaison.

Haben Sie in der Klosterbibliothek nach historischen Büchern gesucht, in denen sich die Autoren mit Epidemien der Vergangenheit befassten?

Nein, dazu fehlte mir bisher wegen vieler interner Aufgaben die Zeit.

Die Corona-Einschränkungen haben auch das kulturelle Leben im Kloster lahmgelegt, so auch das Museum mit dem dazugehörigen Shop und die Führungen. Auch die bereits geplante Sonderausstellung „Zum Wohl von Leib und Seele“ konnte noch nicht eröffnet werden. Wann rechnen Sie mit einem Ende dieser doch recht schwierigen Zeit?

Das Ende dieser Krise ist noch nicht absehbar. Daher rechne ich damit, dass wir Museum, Klostercafé und Gästehaus so schnell nicht in Betrieb nehmen können.

*Die Fragen stellten wir per E-Mail in der Zeit vor Ostern

Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein
Vinschger Sonderausgabe

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