Bittgang mit „Gigger“ im Rucksack

Publiziert in 15 / 2013 - Erschienen am 24. April 2013
Matsch - „Ich war 14 Jahre alt, als ich wieder einmal beim Bittgang nach Tanas dabei war“, erzählt die 73-jährige Lisa Heinisch aus Matsch dem der Vinschger. Es war der 29. April um 4 Uhr morgens (Der Bittgang findet nach wie vor statt, aber am 1. Mai ab 5 Uhr, Anm.d.Red.). Ihr Bittgang sollte damals aber anders sein. Ihr „Teit“ (Pate) hatte sie gebeten, einen „Gigger“ (Hahn) im Rucksack mitzunehmen. Sehr erstaunt darüber, wehrte sie sich sogleich mit Händen und Füßen. Wie hätte das nur gehen sollen? Aber der Pate ließ nicht locker, bis sie sich samt Hahn auf den Weg machte. Bei der ersten Station, am „Schlarenter Kreuz“, wollte der eine oder andere wissen, ob sie Wein mittrage. Sie wehrte ab und ließ niemand an den Rucksack. Bei der zweiten Rast in der Kirche ließen alle die Rucksäcke draußen, wie es sich gehörte. Nur Lisa nahm ihren mit hinein, aus Angst, dass es daraus bald einmal krähen würde. Aber wie durch ein Wunder verhielt sich der Hahn anständig und ruhig, man würde fast sagen können, andächtig. Aber für Lisa wurde der Bittgang zur Qual: Die Angst begleitete sie ständig, sie wollte gar nicht daran denken, was passiert wäre, hätte der Hahn gekräht.... Als sie dann in Tanas angekommen waren, musste die junge Lisa noch zu Fuß nach Eyrs hinunter und den Hahn den Besitzern zurückbringen. „Jedes Jahr fällt mir die Geschichte wieder ein“, sagt Lisa schmunzelnd. dany
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla
Vinschger Sonderausgabe

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