Luisa Foco stammt aus dem Piemont und arbeitet seit 2012 am Institut für Biomedizin von Eurac Research, wo sie sich mit Biostatistik und genetischer Epidemiologie beschäftigt. Außerhalb des Labors ist Foco eine leidenschaftliche Botschafterin im Namen der Wissenschaft: So ist sie zum Beispiel auf Wissenschaftsfestivals anzutreffen, wo sie Kindern erklärt, wie Zellen und chemische Prozesse funktionieren. Foto: Eurac Research

Bluthochdruck: Nicht bei allen wirken die Medikamente

Ein Forschungsprojekt im Rahmen der CHRIS-Studie untersucht die Wirksamkeit von Medikamenten gegen Bluthochdruck. Biologin Luisa Foco im Interview.

Publiziert in 11 / 2022 - Erschienen am 14. Juni 2022

Bozen/Vinschgau - Viele älteren Menschen schlucken zusammen mit dem morgendlichen Kaffee eine oder mehrere Blutdrucktabletten. Doch die Tabletten wirken nicht immer. Die Daten der CHRIS-Studie, der Bevölkerungsstudie von Eurac Research und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, bilden heute eine wertvolle Grundlage, um zu erforschen, warum Bluthochdruck-Therapien bei einigen Menschen nicht anschlagen. So arbeitet das Forschungsteam der Studie HyperProfile mit Biomarkern, um die Wirksamkeit bestimmter Medikamente auf einen der biologischen Prozesse zu messen, die den Bluthochdruck steuern. Die Biologin Luisa Foco vom Institut für Biomedizin von Eurac Research ist die dafür verantwortliche Forscherin.

der Vinschger: Kommt es oft vor, dass Therapien gegen Bluthochdruck nicht wirken?

Luisa Foco: Von den Personen, die an der ersten Phase der CHRIS-Studie teilnahmen, befanden sich 1.814 bereits in Behandlung wegen Bluthochdruck. In etwa der Hälfte der Fälle war der Blutdruck jedoch nicht unter Kontrolle. In einigen Fällen kann die medikamentöse Therapie noch besser eingestellt werden, in anderen Fällen können wir von einer echten Resistenz sprechen. Oft sind bei hohem Blutdruck mangelnde Disziplin bei der Einnahme der Medikamente und ein falscher Lebensstil schuld, aber es gibt auch einen nicht unerheblichen Anteil von Menschen, bei denen Bluthochdruckmedikamente nicht wirken.

Welches sind die am häufigsten verwendeten Medikamente?

Eine der zur Zeit am häufigsten verwendeten Kombinationen gegen Bluthochdruck besteht aus einer Dreierkombination: ACE-Hemmer oder Sartane, ein Diuretikum und ein Kalziumkanalblocker. Von den CHRIS-Teilnehmerinnen und -teilnehmern mit Bluthochdruck nehmen etwa 30 Prozent ACE-Hemmer oder Sartane ein und weitere 18,5 Prozent zusätzlich ein Diuretikum. 154 Personen wurde die derzeit am häufigsten verwendete Kombination verschrieben. Wir sprechen hier von Personen, die mindestens drei Tabletten pro Tag einnehmen – und trotz allem haben 87 von ihnen, also mehr als 56 Prozent, immer noch Bluthochdruck.

Woran liegt dies?

Um zu verstehen, warum Medikamente den Blutdruck nicht regulieren können, wird in einem ersten Schritt untersucht, was auf der molekularen Ebene bei Menschen geschieht, die nicht auf die Therapie ansprechen. Wie der Blutdruck kontrolliert wird, ist vergleichbar mit einem Film, in dem unzählige Akteure mitwirken, wobei das so genannte „Renin-Angiotensin-Aldosteron-System“ (kurz RAAS) die Hauptrolle spielt. Die wichtigsten Medikamente gegen Bluthochdruck wirken genau auf dieses System.

Wie tragen die Daten der CHRIS-Studie zu dieser Forschung bei?

Wir untersuchen für jedes Profil der CHRIS-Teilnehmerinnen und -teilnehmer sechs Biomarker, die anzeigen, wie dieser RAAS-Prozess funktioniert. Dabei hat sich bestätigt, dass Medikamente wirken, aber auch, dass sie nicht immer wirksam sind. So gibt es beispielsweise Menschen, die eine viel höhere Nebennierenaktivität haben, als man erwarten würde, weil sie Medikamente einnehmen, die die Produktion eines Hormons namens Aldosteron hemmen. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Bluthochdruck die Folge einer anderen Krankheit ist, nämlich des primären Aldosteronismus. In diesem Fall könnte der Blutdruck einfach durch einen Wechsel der Medikamente kontrolliert werden. Im Allgemeinen können die von uns untersuchten Marker dem Arzt dabei helfen, die beste Therapie auszuwählen. 

Die Studie

Forschungspartner sind neben dem Institut für Biomedizin von Eurac Research die Universität Glasgow, das französische Forschungsinstitut Inserm und das Krankenhaus Schlanders. Insbesondere begleitet Dr. Stefano Barolo, Leiter der Ambulanz für arteriellen Bluthochdruck und kardiovaskuläre Risiken die Studie und warnt: „In Italien leidet einer von drei Menschen an so genanntem Bluthochdruck. Diese Zahl wird in Zukunft aufgrund der alternden Bevölkerung steigen. Denn mit dem Alter nimmt die Elastizität der Arterienwände ab, was zu einem Anstieg des systolischen Blutdrucks führt.“ Im Online Magazine von Eurac Research (www.eurac.edu/de/magazine) findet sich ein ausführlicher Artikel zum Thema mit Illustrationen zum Renin-Angiotensin-Aldosteron-System.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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