Das Eröffnungsfest an der Egger-Platzermühle.
Walter Müller sieht nach, wie die „Grisch“, die Kleie, aus dem Mehlbeutel geschüttelt wird.
Ohne Bäuerinnen läuft nix: (v.l.) Tania Schuler, Miriam Frei und Simone Elsler
Pfarrer Hermann Senoner segnete die wieder erwachte Mühle, assistiert von Heinrich Kainz.
Vor dem Erinnerungsfoto zeigte Franz Fliri die Melser-Mühlen im Mühlenbuch seines Bruders Adolf; dahinter (v.l.) Bürgermeister Jürgen Klotz, Michael Cassan mit Tochter Marie (Platzhof), Stefan Höllrigl (Egghof), Klaus Zuegg und Hans Weithaler (Birchberg).
Hermann Wenter hat die Mühlstein-hämmer an Heinrich Kainz übergeben.

„Damit die Mühle nicht den Bach hinunter geht“

Seit 1998 wird die Egger-Platzer-Mühle im Melstal restauriert. Nun ist sie funktionsfähig und zugänglich.

Publiziert in 24-25 / 2021 - Erschienen am 20. Juli 2021

Plaus - Der Heimatpflegeverein (HPV) Naturns-Plaus ist seinem ureigensten Auftrag nachgekommen. Er hat dafür gesorgt, dass von den fünf Plauser Wassermühlen nicht auch noch die Egger-Platzer-Mühle „den Bach hinunter geht“ (Heinrich Kainz, Plaus). Sie wurde in jahrelanger Arbeit gerettet, restauriert und zugänglich gemacht. Der Standort der Mühle in der grünen Wildnis des Melstals hat vor allem jenen Besuchern Respekt eingeflößt, die nur zur Segnung und Feier am Sonntag, 4. Juli, ins Melstal gekommen waren. Alle anderen, die Heimatpfleger, die vielen Freiwilligen, überraschend viele Jugendliche, die Mühlen-Experten und als Vertreter der Gemeindeverwaltung Bürgermeister Jürgen Klotz staunten und freuten sich über das Ergebnis ihrer Anstrengungen. Als Initiator und nimmermüder Antreiber des Projekts „Erhaltung der Egger-Platzermühle“ blickte der Plauser Gebietsvertreter im Heimatpflegeverein, Heinrich Kainz, auf die Restaurierungsaktionen seit 1998 zurück. Dabei wiederholte er in seinen Grußworten auch die Frage, die sich er und der damalige Obmann Josef Pircher schon vor 23 Jahren gestellt hatten: „Welchen Sinn hat es, eine Wassermühle zu erhalten, die nicht mehr gebraucht wird?“ Auch die Antwort dürfte ungefähr so ausgefallen sein wie am 4. Juli 2021: „Ja, wenn wir alle so gedacht hätten und uns um solche Gegenstände und Einrichtungen nicht gekümmert hätten, wären Bauern- und Heimatmuseen leer und bäuerliche Handwerkskunst und Geschicklichkeit für spätere Generationen verloren.“ 

Es ging um’s tägliche Brot

Kainz erinnerte an die ungeheuren, aber lebenswichtigen Anstrengungen, die über Jahrhunderte auf dem Egg-Hof, jenseits des Melstales in der Gemeinde Algund, und auf dem Platz-Hof diesseits des Melsbaches auf Gemeindegrund Plaus, zu ertragen waren, um das Korn mühevoll heranzuschaffen und zu mahlen. Erst mit der Elektrifizierung von Plaus 1936 und der Berghöfe etwa 30 Jahre später wurden die Wassermühlen überflüssig und von elektrischen Hausmühlen abgelöst. Kainz betonte die Verdienste der „Mühle-Experten“ Klaus Zuegg, Franz Köll und Walter Müller. Auf jedem Tisch fanden die Besucher einen Zettel nicht mit dem Hinweis auf Speisen und Getränke, sondern mit den Namen der Eigentümer Michael Cassan (Platz) und Stefan Höllrigl (Egg), der Förderer, darunter die Gemeinde Plaus, die Raika Untervinschgau, die Forststation Naturns, Siegfried Zwischenbrugger, die Firma Florian Haller und die Reihe der 20 Freiwilligen mit HPV-Obmann Hermann Wenter und Franz Fliri von der HPV-Landesleitung an der Spitze. „Ohne Heinrich Kainz und ohne Gründungsobmann Josef Pircher wäre die Mühle heute eine Ruine“, meinte Obmann Wenter, der aus einer Mühlebaufamilie stammt. Passend übergab er Kainz zwei Hammer zum Klopfen der Mühlsteine, des unten liegenden „Legr‘s“, und des oben liegenden „Lafr’s“. Mühlenspezialist Walter Müller hatte inzwischen das Wasser aus dem „Schusskoundl“, dem letzten Abschnitt der hölzernen Rinne, auf das Mühlrad geleitet. Pfarrer Hermann Senoner nannte in seiner Einleitung zur Segnung die Mühle „eine der ältesten Maschinen der Menschheit“. Das Fest im Melstal klang zur „Ziachorglmusi“ von Walter Weithaler, Birchberg, aus.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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