Das Kloster Marienberg gehört neben dem Turm im Reschenstausee zu den beliebtesten Fotomotiven der Vinschger Gäste und Durchreisenden.

„Das Kloster lebt von Meran“

Publiziert in 21 / 2015 - Erschienen am 4. Juni 2015
Wirtschaftliche Zahlen und Fakten zu Marienberg offengelegt. Einblick in die Erlebnisschule Langtaufers Burgeis - Beim ersten Treffen des Wirtschaftsbeirates der Raiffeisenkasse Obervinschgau wurden Ende Februar der Tourismusverband „Vinschgau Marketing“ sowie das Martinsheim in Mals vorgestellt. Es wurden auch Impulse und Ideen für neue Entwicklungen und künftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufs Tapet gebracht. Beim zweiten Treffen am 26. Mai im Kulturhaus in Burgeis wurden das Kloster Marienberg und die Erlebnisschule Langtaufers vorgestellt. Der Klosterverwalter Stefan Bernhard wartete mit Zahlen und Fakten auf, „die früher nie über die Klostermauern hinaus geraten wären.“ Diese neue Offenheit sei auf den sehr offenen Abt Markus Spanier zurückzuführen. Dank dieser Offenheit könne laut Bernhard auch so manchen Missverständnissen und falschen Behauptungen entgegengewirkt werden, wie es sie zum Teil immer noch gibt. Falsch sei etwa die Annahme, dass dem Kloster alles geschenkt werde. Das Kloster Marienberg gehört zur Schweizer Benediktinerkongregation und ist ein eigenständiger Betrieb. Nur noch 10 Patres Zur Blütezeit der seit 900 Jahren bestehenden Benediktiner-Abtei lebten über 30 Patres im Kloster. Zurzeit sind es 10 Patres und 1 Paterbruder, wobei einige schon über 70 Jahre alt sind. Die finanzielle Basis für die langfristige Sicherung des Überlebens von Marienberg habe Altabt Bruno Trauner in Meran geschaffen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Gartens des zum Kloster gehörenden Rediffianums in Meran wurde ein Wohnblock hinter dem Gymnasium gebaut. Die Miteinnahmen festigen seither die wirtschaftliche Situation des Klosters. Weitere Einnahmen bringt die Verpachtung von klostereigenen Obst- und Weinbauflächen bzw. Höfen im Meraner Raum. „Das Kloster lebt von Meran“, sagte Bernhard. „Fast nichts verdient“ sei hingegen mit der Verpachtung der ca. 55 Hektar umfassenden klostereigenen Ländereien in Burgeis und Umgebung. Grundflächen werden nicht verkauft An einen Verkauf dieser Flächen werde aber nicht gedacht. Wirtschaftlich interessanter sei wiederum ein kleines E-Werk in Schlinig. Das Klostermuseum finde regen Zuspruch. Es werden jährlich ca. 15.000 zahlende Besucher verzeichnet. Auch das „Abt Hermann Haus“ sei gut ausgelastet, vor allem wenn Seminare stattfinden. Das Ziel des neuen Abtes ist es, das Kloster mit Hilfe von baulichen und strukturellen Veränderungen zu einem Ort zu machen, in dem Menschen in klösterlicher Atmosphäre geistig und seelisch auftanken können. Als besonders gelungen nannte Stefan Bernhard u.a. die Schaffung einer Kreuzkapelle, die Renovierung des Kreuzganges und den Umbau des Speisesaals. Auch über den biodynamischen Anbau von Wein und Beeren an den Hängen des Klosters informierte der Verwalter. Markus Spanier bekenne sich offen zu einem ausgeglichenen, gesunden, ökologischen und nachhaltigen Wirtschaften. Abt ist „Fan des biologischen Landbaus“ Markus Spanier sei ein überzeugter „Fan des biologischen Landbaus.“ Die Erhaltung der wertvollen Bausubstanz für die künftigen Generationen sei der Zweck allen Wirtschaftens und Bauens. Die derzeit größte Herausforderung ist der Bau einer neuen, unterirdischen und ca. 2,5 Millionen Euro teuren Bibliothek mit Lesesaal. Rund 80% der über 100.000 Bücher sind in den vergangenen Jahren digitalisiert worden. Altlandeshauptmann Luis Durnwalder hatte zwar seinerzeit 1 Mio. Euro für die Bibliothek zugesagt, „aber geflossen sind diese Mittel noch nicht“, informierte Bernhard. 400.000 Euro kommen vom Land Tirol, 300.000 sollen über den Förderverein Goswin hereinkommen (bisher sind es allerdings nur ca. 80.000) und nicht weniger als 800.000 muss das Kloster selbst aufbringen. Das Kloster hat übrigens einen Jahresumsatz von ca. 1 Million Euro. Ein großer Posten bei den Ausgaben sind die Personalkosten. Zurzeit sind 10 Personen beschäftigt, einige davon in Teilzeit. Bei der Diskussion wurde mehrfach unterstrichen, welch große Bedeutung dem Kloster zukommt. Auch mögliche Synergien mit dem Tourismus wurden angesprochen, aber nur im Sinne von Klasse, nicht Masse. Etwas mehr für die Gäste geöffnet werden sollte die Fürstenburg, die ebenfalls dem Kloster gehört. Erlebnisschule bringt Wertschöpfung und mehr Die in der Startphase vom LEADER-Programm unterstützte Erlebnisschule Langtaufers wird seit 2002 vom Schulamt mitfinanziert und ist Teil des Schulsprengels Graun. Ohne die Erlebnisschule, die es landesweit nur in Langtaufers gibt, wäre der eigenständige Weiterbestand des Schulsprengels Graun in Gefahr geraten. Wie die Schuldirektorin Sonja Saurer und der Koordinator Wolfgang Thöni, der zusammen mit Helga Stecher die Aufenthalte der Klassen organisiert und für die pädagogischen Inhalte zuständig ist, informierten, kommen jährlich ca. 2.500 Grund- und Mittelschüler aus ganz Südtirol nach Langtaufers. Bei etwa einem Viertel davon handelt es sich um italienischsprachige Kinder. Die Erlebnisschule, die mit 4 Gastbetrieben und 7 Bauernhöfen mit Zimmern oder Ferienwohnungen zusammenarbeitet, bringt jährlich 400.000 Euro an Wertschöpfung ins Oberland, vorwiegend nach Langtaufers. Die Zahl der Mitarbeiter beläuft sich auf 15. Großer Werbeeffekt Nicht zu unterschätzen sei auch der Werbeeffekt, denn die Kinder, die von den Wochen in Langtaufers und ihren Erlebnissen in der Natur und auf den Höfen durchwegs begeistert sind, nehmen viele schöne Botschaften und bleibende Eindrücke mit nach Hause. Die Kinder werden in Langtaufers wie Gäste behandelt. Um das Erfolgsmodell weiter zu entwickeln, müsse man sich laut Thöni auch neuen Herausforderungen stellen. Dazu gehören u.a. ein Ausbau der Schule (Dachgeschoss), eine Zusammenarbeit mit dem Tourismus, ein Beherbergungshaus sowie eine eventuelle Öffnung für Senioren, Gäste und Jugendliche mit Beeinträchtigungen. Wie sich bei der Diskussion zeigte, sollte in Zukunft auch das Thema der Direktvermarktung örtlicher Produkte angegangen werden. Ein Geschäft gibt es in Langtaufers übrigens nicht. Das 3. Treffen des Wirtschaftsbeirates kündigte Raika-Direktor Markus Moriggl für September an. Moriggl hatte eingangs ein Wirtschaftsförderungspakt vorgestellt, mit dem die Raika in unterschiedlichen Bereichen (Tourismus, Landwirtschaft, Handel, öffentliche Körperschaften usw.) vergünstigte Finanzierungen anbietet. Gekonnt moderiert hat den Abend der Unternehmensberater Matthias Theiner. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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