Die Botschaft des Publikums war klar: Alle Abteilungen und Dienste im Krankenhaus Schlanders sind zu erhalten und die derzeit vakanten Primariatsstellen sind nachzubesetzen.

Das Krankenhaus ist kein Luxus

Der Erhalt der Primariate und Abteilungen ist wichtig.

Publiziert in 36 / 2018 - Erschienen am 23. Oktober 2018

Schlanders - Krankenhaus Schlanders: Notwendigkeit oder Luxus? So lautete das Thema der Podiumsdiskussion, zu der die „Freunde Krankenhaus Schlanders“ am 15. Oktober Vertreter verschiedener Parteien eingeladen hatten. In der bis auf den letzten Platz besetzten Aula Magna der WFO ging es um 3 Kernfragen: Primariate, Geburtshilfe und Stärkung der Peripherie. Einig waren sich alle Podiumsgäste - Sergio
Armanini (Lega), Dieter Pinggera (SVP), Johann Busetti (Freiheitliche, pensionierter Arzt), Franz Ploner (Team Köllensperger, Ärztlicher Leiter des Krankenhauses Sterzing), Hanspeter Staffler (Grüne), Andreas Tutzer (Süd-Tiroler Freiheit, Arzt), Dunja Tassiello (PD) und Ida Lanbacher (BürgerUnion) - darin, dass die Primariate tragende Säulen des Krankenhauses sind und dass sie eine Grundvoraussetzung dafür darstellen, dass das Krankenhaus attraktiv bleibt und junge Ärzte anzieht.

Zwei Primariate unbesetzt

In Schlanders gibt es zurzeit nur 2 besetzte Primariate (Medizin und Gynäkologie). Die Chirurgie ist seit 2016 unbesetzt, die Anästhesie seit wenigen Wochen. Mit Meran zusammengelegt wurden die Pädiatrie (2015) und die Radiologie (2006). Alle Podiumsgäste sprachen sich für eine Nachbesetzung der vakanten Primariatsstellen aus. Der bisherigen Landesregierung (SVP/PD) wurden Versäumnisse vorgeworfen. Im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform sei einiges schiefgelaufen. Die Hauptschuld trage die SVP. Pinggera sagte, dass die Nachbesetzung eine rein politische Entscheidung sei: „Die SVP Vinschgau fordert seit jeher die 4 Grundprimariate ein.“ Laut Ploner sei das Südtiroler Gesundheitssystem unterfinanziert. Mehrfach wurde daran erinnert, dass die SVP im Landtag einen Antrag der Opposition zum Erhalt der Primariate abgelehnt hat. Ein Zuhörer meinte: „Wenn schon alle dafür sind, die Primariate zu erhalten, müsste dies doch möglich sein.“ Ein Wahlkampfthema sollte dieses Anliegen nicht sein. Auf die Frage, was zu unternehmen sei, um den Fortbestand der Geburtshilfe in Schlanders zu sichern, warteten einige der Podiumsgäste mit teils schwammigen, vagen und ausweichenden Antworten auf. Einig war man sich darin, dass der Fortbestand zu gewährleisten sei. Pinggera, Staffler und weitere Podiumsgäste kritisierten die Art und Weise, wie bestimme Medien Negativ-Schlagzeilen in die Welt setzen und dadurch Unsicherheiten oder gar Panik schüren. Staffler: „Es muss wieder Ruhe in das System einkehren und es darf nicht alles schlechtgeredet werden, denn vieles funktioniert sehr gut.“ Pinggera: „Es ist höchst an der Zeit, mit der Formulierung ‚Schließung Krankenhaus Schlanders’ aufzuhören, weil keines der 7 Krankenhäuser in Südtirol geschlossen wird.“

Ruhe ins System bringen

Robert Rainer, Primar der Gynäkologie und seit kurzem Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Schlanders, schloss sich dieser Meinung an: „Wir sind in der Geburtshilfe halbwegs gut aufgestellt. Wichtig ist die Sicherheit und diese können wir gewährleisten.“ Wäre dem nicht so, wäre er der erste, der an die Öffentlichkeit gehen würde. Ein drittes Kernthema betraf die Stärkung der Peripherie und die Frage, welchen Stellenwert hierbei das Krankenhaus Schlanders einnimmt. Den Antworten fast aller Podiumsgäste war zu entnehmen, dass die Peripherie zu stärken sei, besonders auch im Bereich des Gesundheitswesens, und dass bestimmten zentralistischen Tendenzen entgegenzuwirken sei. Laut Ploner sei wieder mehr Gewicht auf das Subsidiaritätsprinzip zu legen: „Alles, was in der Peripherie gemacht werden kann, und das sind immerhin rund 80%, soll man dort machen.“ Für Tutzer wäre wichtig, „dass die Sanität zu 100 Prozent zum Land kommt.“ Als größten Knackpunkt nannte Pinggera den Fachärztemangel. Bezüglich der Geburtshilfe in Schlanders erinnerte er an die in Rom erzielte Ausnahmeregelung: „Es gibt keinen Grund, sich um den Fortbestand zu sorgen, obwohl es sehr schwierig ist, das dafür notwendige Personal zu garantieren.“ Während der von der Schuldirektorin Verena Rinner moderierten Diskussion haben die Gäste am Podium auch mehrfach zu hören bekommen, dass vor den Wahlen immer vieles versprochen werde, „aber nachher wird es nicht gehalten.“

„Wir werden das hinkriegen“

Florian Zerzer, der just am 15. Oktober offiziell sein Amt als neuer Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs angetreten hat, freute sich über den „großen Rückhalt für das Krankenhaus Schlanders, der hier in diesem voll besetzten Saal zu spüren ist.“ Das Krankenhaus Schlanders sei nach dem jüngsthin erfolgten Umbau des Bettentraktes „der beste Beweis, dass niemand daran denkt, es zu schließen.“ Keines der 7 Krankenhäuser werde geschlossen. Es bringe nichts, Krankenhäuser untereinander auszuspielen: „Wir müssen das Gesundheitssystem als geschlossenes Ganzes sehen, wobei alle 7 Krankenhäuser in einem abgestuften System zusammenarbeiten.“ Das Rotations-Prinzip könnte auch Vorteile bringen. Grundsätzlich funktioniere der Gesundheitsbetrieb gut. Allerdings gebe es offene Baustellen, die anzugehen sind. Bezüglich der Primariate sei der Betrieb von den politisch Verantwortlichen angehalten worden, eine Betriebsordnung auszuarbeiten und Vorschläge zu machen. Die definitiven Entscheidungen werde dann die Landesregierung treffen. „Wir werden das hinkriegen“, gab sich Zerzer zuversichtlich. Der Initiativgruppe „Freunde Krankenhaus Schlanders“ ist es mit der Podiumsdiskussion einmal mehr gelungen, den Stellenwert und die vielfältige Bedeutung des Krankenhauses Schlanders für den gesamten Vinschgau ins Rampenlicht zu rücken. Nicht vergessen sollten die neu gewählten Landespolitiker, dass die „Freunde Krankenhaus Schlanders“ nicht eine kleine Gruppierung sind, sondern dass die Bevölkerung des ganzen Tals hinter ihnen bzw. hinter dem „Spitol“ steht.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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