Harald Pechlaner bei seinem Vortrag in Burgeis

Das Potential ist da, ...

Publiziert in 9 / 2017 - Erschienen am 15. März 2017
...aber wie lässt es sich nutzen und wer soll es tun? Burgeis - Der Vinschgau hat gute Voraussetzungen, zu einer erfolgreichen Region zu werden, die den Folgen der Globalisierung zu trotzen vermag. „Stark ist aber nur jene Region, die ihre Stärken auch umzusetzen weiß“, sagte Harald Pechlaner, Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Regionalentwicklung und Destinationsmanagement an der EURAC in Bozen, am 7. März im Kulturhaus in Burgeis. Er referierte beim 10. Wirtschaftsbeiratstreffen, zu dem die Raiffeisenkasse Obervinschgau eingeladen hatte, über Regionalentwicklung und wartete auch mit Anregungen und Vorschlägen für eine erfolgreiche Zukunft auf. Nur wenn es gelingt, die Kräfte in der Region zu bündeln und nicht nur gemeinde-, sondern auch grenzen- und branchenübergreifend zu denken und zu handeln, werde die Region die schwierigen Zeiten, die sich anbahnen, überstehen. „Denn draußen toben die Stürme, die Regionen sind zum Spielball der Globalisierung geworden“, so Pechlaner. Um den Anschluss nicht zu verpassen, gelte es die Ausgangslage zu definieren, das Kirchturmdenken abzubauen, die Region als ein großes Ganzes zu sehen und über Grenzen hinauszuschauen. Entscheidend sei, „dass etwas getan wird und dass ein Prozess in Gang kommt.“ Das größte Problem sieht Pechlaner darin, „dass man sich oft nicht einigen kann und aneinander vorbeiredet.“ Was nicht selten untergehe, sei die Sichtweise des Gastes. Mit dem Begriff Destination werde versucht, den vom Gast wahrgenommenen Lebensraum zu definieren. Für den Gast spielen Staatsgrenzen keine Rolle. Er sieht den gesamten Lebensraum. ­Pechlaner: „Was die Skigebiete betrifft, soll ganz offen über alles geredet werden. Vom Watles bis zur Haideralm, von Schöneben bis Nauders, von Langtaufers bis zum Kaunertal.“ Sicher sei, dass die Skigebiete in Zukunft weniger werden, „aber sie werden größer.“ Überzeugt ist Pechlaner auch davon, dass sich nicht wenige Skigebiete, auch aufgrund des Klimawandels, in Sommer­erlebnisräume verwandeln werden. Er plädiert dafür, die Ferienregionen insgesamt mehr in Richtung Ganzjahrestourismus auszurichten und nicht Sommer und Winter straff zu trennen. Ausgehend von den Voraussetzungen, die der Vinschgau und speziell der Obervinschgau in punkto Mobilität und Wirtschaft, vor allem aber auch als Landschafts-, Kultur- und Erlebnisraum zu bieten hat, ist Pechlaner überzeugt, dass das Tal einer positiven Entwicklung entgegen gehen kann. Allerdings müsse auf breiter Ebene diskutiert und dann auch gehandelt werden. Die Politik habe diesen Prozess zu unterstützen. Eine besondere Chance biete der Umstand, dass der Obervinschgau eine Grenzregion im Dreiländereck ist: „Macht etwas daraus!“ Die Region müsse alles daran setzen, kreative Lösungen und Wege zu finden. Vor allem aber müsse der Vinschgau seine Strahlkraft nach außen ­stärken. Die Region sei weniger dafür prädestiniert, große Massen anzulocken, sondern ­eigne sich mehr für anspruchsvollere Gäste. Pechlaner nannte etwa die Stichworte ­spiritueller Tourismus, Authentizität, Kultur, Emotionen, Erleben, Natur und Landschaft, Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft. „Wir müssen wissen, was wir wollen. Und es ist ­Tacheles zu reden. In Sachen Skigebiete ebenso wie in anderen Punkten“, sagte der Referent. Einig war man sich bei der Diskussion darin, dass die Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu stärken und bei der Bevölkerung mehr Überzeugungsarbeit zu leisten sei. Mehrfach hingewiesen wurde auch auf die gemeinde- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Es sei weniger in Marken zu denken und mehr in Produkten, die dem Gast geboten werden. Für den Vinschgau sei das Modell „Masse und Geld“, wie es in anderen Regionen zur Maxime gemacht wurde und wird, nicht angebracht. Gut gefallen hat vielen Zuhörern das Bild, mit dem Pechlaner die künftige Entwicklung der Region zu umschreiben versuchte: „Wenn wir auf einen hohen Gipfel steigen, können wir weit sehen und uns die Region als Einheit vorstellen.“ Eine Region von Prutz bis Stilfs, vom Bündnerland bis ins Kaunertal.“ Raika-Obmann Karl Schwabl und Direktor ­Markus Moriggl freuten sich, dass es auch beim 10. Wirtschaftstreffen gelungen ist, viele Vertreter aus der Wirtschaft und anderen Bereichen zusammenzubringen. Das Hauptziel der Treffen ist es, Potentiale auszuloten, Netzwerke zu bilden und Synergien zu finden, um das Gebiet insgesamt aufzuwerten. Es wurden bisher viele Themen aufgegriffen. Der Handlungsplan ist jedenfalls umfangreich. Bleibt zu hoffen, dass den Anregungen und Vorschlägen auch Taten folgen. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.