Sie alle haben vor 40 Jahren in der Drusus-Kaserne in Schlanders ihren Wehrdienst geleistet: vordere Reihe (v.l.): Elmar Holzer (Kortsch) und Luis Nischler (Schnals); mittlere Reihe (v.l.): Karl Ladurner (Laas), Manfred Haringer (Göflan), Peter Alber (Prad) und Karlheinz Parth (St. Walburg im Ultental); hintere Reihe (v.l.): Eduard Kaserer (Latsch), Herbert Pazeller (Mals), Oswald Rainer (Schnals), Josef Pircher (Latsch) und Franz Laimer (St. Pankraz im Ultental).

Das waren noch Zeiten!

320 Wehrpflichtige und 74 „muli“

Publiziert in 24 / 2019 - Erschienen am 9. Juli 2019

Schlanders - 320 Wehrpflichtige versahen vor 40 Jahren in der Drusus-Kaserne in Schlanders ihren Militärdienst. Weniger als 20 davon gehörten der deutschen Sprachgruppe an. 11 davon trafen sich am vergangenen Samstag zu einem Wiedersehen in der Kaserne. Mit Ausnahme der „palazzina servizi“, die zu einem Zentrum für Innovationsdienstleistung und Kreativwirtschaft umfunktioniert wird (BASIS Vinschgau), werden alle weiteren Gebäude abgerissen. In der 1937 eröffneten Kaserne war früher die Gebirgsartillerie-Gruppe „Bergamo“ untergebracht. Die Gebirgsartillerie war ein Teil der italienischen Gebirgstruppen, der „truppe alpine“. Worauf beim Treffen der ehemaligen Gebirgsartilleristen mehrfach verwiesen wurde, ist der Umstand, dass ein „mulo“, also ein Maulesel, „mehr zählte als ein Soldat.“ Franz Laimer aus St. Pankraz etwa, der 1979/1980 für die Betreuung von „Ocarina“, von einem der damals 74 in Schlanders stationierten Maulesel, zuständig war, musste sich vor einem Militärgericht verantworten, nachdem „Ocarina“ bei einem Marsch über das Kreuzjöchl in Martell ausgerutscht und in die Tiefe gestürzt war. Der „mulo“ wurde schwer verletzt geborgen und musste nach der Einlieferung in die damalige „Muli-Klinik“ in Meran erschossen werden. Wenn sich ein Maulesel hinlegte, wurde der zuständige Soldat bestraft. „Die armen ‚muli’ mussten immer stehen“, erinnerten sich die ehemaligen Gebirgsartilleristen, die in der Kaserne mit unterschiedlichsten Aufgaben betraut waren. Die Palette reichte vom „autista“ und dem Koch bis hin zur Betreuung der „muli.“ Als Mulis bezeichnet man Kreuzungen aus Pferd und Esel. Das Maultier ist eine Kreuzung aus Eselhengst und Pferdestute, der Maulesel eine Kreuzung aus Pferdehengst und Eselstute. Das Gespann von Gebirgsartillerist und Muli geht auf den Ersten Weltkrieg zurück. Übrigens: Der letzte „mulo“, der in Italien noch „Militärkarriere“ gemacht hatte (Brigata Cadore), ist erst im April des heurigen Jahres in der Provinz Treviso verendet. „Iroso“ war 40 Jahre alt.  Man hatte ihn 1993 in „Pension“ geschickt. Wie die Zeiten vor 40 Jahren waren, veranschaulichen auch einige Preise, an die man sich beim Treffen in Schlanders, das mit einer Marende im Sitz der Schlanderser Alpini-Vereinigung „Ana“ abgeschlossen wurde, erinnerte. So belief sich etwa der „Lohn“ auf 500 Lire pro Tag. Ein Liter Benzin kostete 350 Lire, eine Schachtel MS (Zigaretten) 120 Lire. Die Wehrdienstzeit erstreckte sich auf 12 Monate. Verstohlen hingeschaut haben die ehemaligen Soldaten zu den vergitterten Fenstern, hinter denen man Strafen absitzen musste. Wer 1979/1980 seinen Wehrdienst in Schlanders geleistet hat, kann sich bei Karl Ladurner unter Tel. 335 486593 für ein späteres Treffen melden.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.