Der Druck wächst
Initiativgruppe „PRO BAHN terra raetica“ gegründet. Warten auf „Bestvariante“.
Dreiländereck - Zusätzlicher Druck für die Schaffung zeitgemäßer Eisenbahnverbindungen im Dreiländereck kommt von der Initiativgruppe „PRO BAHN terra raetica“, die am 21. Mai im Rahmen eines Webinars zum Thema „Welche Eisenbahnlösung im Dreiländereck?“ offiziell aus der Taufe gehoben wurde. Im Anschluss an einführende Worte des Malser Bürgermeisters Josef Thurner und an Grußworte von Vertreten der Initiativen „Pro Bahnverbindung Scoul-Val Müstair-Mals“, „Pro Reschenbahn“ und „Transdolomites, Sez. Valtellina/Valchiavenna“ warteten der Verkehrsplaner Paul Stopper und Joachim Dejaco, Generaldirektor der STA, mit Kurzreferaten auf. Wie mehrfach berichtet, gibt es mehrere Varianten und Trassenvorschläge für Bahnverbindungen im Dreiländereck. Einig waren sich alle Redner darin, dass mit der Absichtserklärung für die Schaffung eines Alpenbahnkreuzes im Dreiländereck, die am 11. September 2020 in Graun von den höchsten Vertretern der Regierungen der Länder Tirol und Südtirol, des Kantons Graubünden und der Region Lombardei unterzeichnet wurde, als bedeutender Schritt zu werten sei.
„Bestvariante“ gesucht
Worauf jetzt alle warten, ist die Entscheidung über die „Bestvariante“, wie Stopper ausführte. Es gebe mehrere Varianten und Vorschläge. Klar ist für Stopper, „dass alle 3 Länder Vorteile haben müssen, und nicht nur eines.“ Zur Variante Reschenbahn meinte er, „dass die Schweiz keinen Franken dafür zahlen würde.“ Stopper plädierte für die Variante Scuol-Mals, möglicherweise mit Einbindung der Val Müstair. Sobald die „Bestvariante“ festgelegt sei, sollten ca. 24 Millionen Euro für die Planung zur Verfügung gestellte werden. Als geschätzte Kosten für die Verbindung Scuol-Mals nannte Stopper ca. 1 Milliarde Euro. 750 Mio. Euro sollten von Südtirol bzw. Italien (25%) und der EU (50%) aufgebracht werden und 250 Mio. von der Schweiz. Joachim Dejaco freute sich, „dass wir jetzt von der Phase des Träumens in die Phase des Sehens kommen.“ Eine Entscheidung des Lenkungsausschusses, der sich aus politischen Vertretern der 4 Länder zusammensetzt, sei im Spätherbst 2021 zu erwarten. Im Gründungsdokument der Initiative „PRO BAHN terra raetica“, unterzeichnet von Josef Thurner, Eva Prantl, Walter Gostner, Richard Theiner, Albrecht Plangger, Hugo Götsch und Markus Lobis, heißt es, „dass die Mobilität in ihrer heutigen Form nicht nachhaltig ist und mit einem signifikanten Anteil zum Klimawandel beiträgt. Bei den motorisierten Formen der Mobilität schneidet die Eisenbahn im Vergleich mit dem PKW oder dem Flugzeug weitaus am besten ab. Pro Personenkilometer werden von der Eisenbahn ca. 40 g CO2 produziert, während es beim PKW 150 g sind und beim Flugzeug 230 g. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Lücken im Eisenbahnnetz geschlossen werden.“ Der Vinschgau und Südtirol, die Provinz Sondrio, Graubünden und das Obere Gericht in Nordtirol seien untereinander bis dato nur mit dem PKW und teilweise mit Linienbussen erreichbar. In der Vergangenheit wurde die Verbindung zwischen einzelnen Regionen mühevoll mittels der Errichtung von Alpenpassstraßen hergestellt und vorwiegend auf das Automobil als Mobilitätsträger gesetzt.
„Effiziente Bahnverbindungen“
Heutzutage biete die moderne Bautechnik die Möglichkeit, durch die Untertunnelung von Gebirgen effiziente Eisenbahnverbindungen herzustellen. In diesen Tagen ist in allen erwähnten Regionen das Bestreben spürbar, das Rhätische Alpendreieck mit Bahnverbindungen näher zusammenzubringen. Vor diesem Hintergrund habe sich die Gruppe „PRO BAHN terra raetica“ gebildet. Die Initiative will eine Plattform bieten, die Menschen aus verschiedenen Interessengruppen und Talschaften zusammenführt, um zeitgemäße Bahnverbindungen im Dreiländereck zu schaffen. Die Gruppe unterstützt diese Vorhaben auf Südtiroler Seite und sucht die Zusammenarbeit mit den Initiativen in den angrenzenden Regionen. „PRO BAHN terra raetica“ ist für alle offen und versteht sich als Vertretung der Zivilgesellschaft, die einen konkreten Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten will.