Der Feuerbrand wütet
Rund 100 Fälle von Laas bis Mals. Aufwändige Bekämpfung. Teils große Schäden.
Obervinschgau - Mitte Juni wurden in Obstbauanlagen in Schluderns erste Feuerbrand-Fälle entdeckt. „Mittlerweile wissen wir von rund 100 Fällen im Großraum von Laas bis Mals“, bestätigte kürzlich Michael Gamper, der Bezirksleiter des Beratungsringes für Obst und Weinbau, dem der Vinschger. Der Feuerbrand gehört zu den gefährlichsten Pflanzenkrankheiten des Apfels. Verursacht wird die hochinfektiöse Krankheit durch das Bakterium „Erwinia amylovora“. Der Feuerbrand ist meldepflichtig. Das Bakterium ist durch Insekten, Vögel, Wind und Wasser leicht übertragbar. Der Erreger kann sich bei günstigen Verhältnissen, sprich bei hohen Temperaturen und feuchtem Wetter, explosionsartig vermehren. Besonders groß ist das Risiko, wenn die Apfelbäume in der Blüte stehen. Laut Michael Gamper ist es höchstwahrscheinlich, dass die Ausbreitung im Obervinschgau von Feuerbrand-Wirtspflanzen ausgegangen ist. Dies deshalb, weil sich der Feuerbrand fast ausschließlich im Obervinschgau ausgebreitet hat, „obwohl die Infektionsbedingungen landesweit die gleichen waren.“ Zu den Wirtspflanzen gehören u.a. Weißdorn, Feuerdorn, Mispel und andere Sträucher.
4 neue Anlagen gerodet
4 neue Anlagen im Raum Tschengls-Prad mit mehreren tausend Jungbäumen mussten vollständig gerodet werden. Wirksame Pflanzenschutzmittel für eine erfolgreiche Bekämpfung des Feuerbrandes gibt es bisher nicht. Das Hauptaugenmerk wird daher auf vorbeugende Maßnahmen gelegt. Feuerbrand-Fälle sind nicht immer leicht zu erkennen. Junge Triebe färben sich braun, auch Blätter werden braun. Je nach Befallsgrad verfügt der Pflanzenschutzdienst ein Ausschneiden befallener Äste oder die Rodung und Vernichtung der Wirtspflanzen durch Verbrennen. Dabei sind strenge Hygienemaßnahmen zu beachten. „Wir waren bisher bereits sechs Mal auf dieser Wiese, um befallene Äste abzuschneiden und vorschriftsmäßig zu verbrennen“, sagte der junge Bauer Manuel T. am 5. Juli dem der Vinschger. Bei der befallenen Wiese handelt es sich eine Bio-Anlage mit Pinova-Äpfeln in Glurns. Die Anlage steht bereits im Ertrag.
Großer Arbeitsaufwand
Abgesehen von Schäden, die der Frost heuer angerichtet hat, führten die Frostnächte auch zu einer verspäteten Blüte. Manuel: „Und wenn die drei Faktoren Temperatur, Wärme und Blüte zusammentreffen, ist das für die Ausbreitung des Bakteriums günstig.“ Wie schon Michael Gamper bestätigt auch Manuel, dass die Bekämpfung des Feuerbrandes mit einem großen Arbeits- und auch Kostenaufwand verbunden ist. Ganz abgesehen von Schäden in Bezug auf Ernteausfälle. Manuel hofft, dass er seine Anlage in Glurns noch retten kann. Schlimm wäre ein Vordringen des Bakteriums bis zu den Baumwurzeln. Um befallene Äste abzuschneiden und anschließend zusammen mit Brennholz auf einem Platz am Rand der Wiese zu verbrennen, rücken die Mitarbeiter in weißer Schutzkleidung, mit Handschuhen, desinfizierten Scheren und Desinfektionsmitteln aus. Alle Geräte und Maschinen müssen nach jedem Arbeitsgang mit 70 Grad heißem Wasser gereinigt und desinfiziert werden. Für das Verbrennen der befallenen Äste wurde eine Sondergenehmigung ausgestellt. Im Feuerbrand und im Besenwuchs sieht Manuel die derzeit größten Probleme im Obstbau. In manchen Fällen könnte ein vermehrtes Auftreten für die Bauern existenzgefährdend werden. Die OVEG hat ihre Mitglieder kürzlich zu eigenen Feuerbrand-Begehungen eingeladen.