Der Haider See …
…. ein Natursee in Bedrängnis
St. Valentin a.d.H. - Der Haider See steht, was touristisches Interesse anbelangt, im Schatten des Reschenstausees. Das Interesse von Naturfreund*innen und der Umweltschutzgruppe Vinschgau für den naturnahen Stausee ist dagegen groß, denn der ökologische Wert des Haider Sees ist sehr hoch. Genau deshalb organisierte die Umweltschutzgruppe Vinschgau am 8. August eine Exkursion rund um den Haider See mit Thomas Wilhalm; der Biologe begleitete die Interessierten mit naturkundlichen Informationen. Bei diesem Ortsaugenschein trafen sich sogenannte „Patinnen und Paten für Schutzgebiete“ mit Maria Luise Kiem und Anton Egger, den Vertreter*innen des amtlichen Naturschutzes, sowie Georg Pircher vom Forstinspektorat Schlanders. „Der See wartet mit einigen naturkundlichen Juwelen auf. Vor allem das Südufer – neben dem Nordufer als Biotop ausgewiesen – besticht durch eine typische und gut entwickelte, ökologisch hochwertige Ufervegetation. Der Haider See ist ein Hotspot der Biodiversität von Flora und Fauna“, stellte Thomas Wilhalm fest. Für die Vinschger Patinnen und Paten für Schutzgebiete ist es wichtig zu verstehen und letztlich zu vermitteln, welche ökologischen Voraussetzungen es braucht, damit Biotope und Naturdenkmäler in unserem Land bestehen und ihre ökologische Funktion weiterhin ausüben können. Im Zuge von naturkundlichen Exkursionen treffen sie sich regelmäßig, um sich fortzubilden und um sich mit den für Schutzgebiete zuständigen Amtspersonen auszutauschen. Groß war das Staunen, als Thomas Wilhalm erklärte: „Fachleute sind sich einig: der Haider See hat eine der schönsten und best entwickelten Unterwasservegetation in Südtirol mit der größten Anzahl an verschiedenen Laichkraut-Arten“. Das Biotop „Haider See Südufer“ setzt sich zusammen aus einem ausgedehnten Schilfröhricht, großen Beständen des Teich-Schachtelhalmes und von diversen Seggen, sowie Weidengebüsch; es bietet so einen wichtigen Rast- und Brutplatz für viele Vögel. Der Haider See ist auch wichtigster Standort des Wasserschierlings in Südtirol, einer vom Aussterben bedrohten Blütenpflanze. Gerade deshalb ist es für die Umweltschützer*innen sehr wichtig, sich einzubringen, wenn es darum geht, die anstehenden Sanierungsarbeiten an der Staumauer am Südende des Sees möglichst ohne bleibende ökologische Schäden durchzuführen.
Technische Sanierungsarbeiten
Der Konzessionär Alperia ist durch ein nationales Gesetz nämlich verpflichtet, die technischen Sanierungsarbeiten in Kürze, d.h. im September und Oktober 2020, durchzuführen. Dabei wird ein Teil des Biotops notgedrungen in Mitleidenschaft gezogen. Vorgespräche zwischen der ausführenden Alperia, dem für den Schutz des Biotops verantwortlichen Amt für Natur und der Umweltschutzgruppe Vinschgau verfolgen das Ziel, die Anforderungen an den Zivilschutz und an den Naturschutz auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Zusammenarbeit soll garantieren, dass der Eingriff mit großer Achtsamkeit durchgeführt und die Unversehrtheit des Biotops gewährleistet wird.
Algenteppich als Störfaktor
Die Biotope am Haider See sind aber durch einen weiteren Störfaktor beeinträchtigt: Seit vielen Jahren bedeckt ein Algenteppich den nordöstlichen Teil des Sees; wie ein Mantel legt er sich über die Unterwasservegetation. Der Algenteppich ist - laut den Beobachtungen der Umweltschutzgruppe - in den letzten Jahren besonders stark herangewachsen. Auch wenn - nach Auskunft des Biologischen Labors - die Wasserqualität in Ordnung sei, wird diese Algenblüte von den Umweltschützer*innen mit Sorge beobachtet, ist sie doch letztlich nur mit dem Eintrag von Nährstoffen zu erklären. Der Eintrag von Mist bzw. Gülle ist tatsächlich auch dokumentiert. Dass sich der Algenteppich auf den Nordostteil des Sees beschränkt, hat wohl damit zu tun, dass hier der See relativ flach ist und sich das Wasser entsprechend mehr erwärmt, als im Rest des Sees. Damit der Haider See, ein Kleinod in der Südtiroler Seenwelt, seine ökologische Bedeutung beibehalten kann, braucht er mehr Schutz vor solchen Nährstoffeinträgen, genauere Wasserkontrollen und entsprechende Maßnahmen. Das sind die Erkenntnisse und Forderungen der Vinschger Umweltschützer*innen an die Verantwortlichen der diversen Ämter, die für die ökologische Unversehrtheit des Haider Sees – des Wasserkörpers gleichermaßen wie der Uferbereiche – zuständig sind.