Gleich vier Probleme belasten den Schulalltag in Taufers.

Dicke Luft...

...im Klassenzimmer

Publiziert in 11 / 2017 - Erschienen am 30. März 2017

Taufers im Münstertal - Die wehrhafte Tauferer Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch spricht nicht gerne über solche Vorkommnisse, weil sie den ganzen Wirbel für übertrieben hält. Was war passiert? In der schönen, neuen Tauferer Grundschule sind hauptsächlich wegen baulicher Mängel bzw. Fehleinschätzungen vier teils schwerwiegende Probleme aufgetaucht: zu hohe Werte beim Formaldehyd, ungeeignete Schallschutzpaneele, zu hoher CO² Wert in einigen Klassenzimmern und schlussendlich auch noch eine nicht unbeträchtliche Grenzwertüberschreitung beim Radon. Diese Häufung von Problemen hat die Schulleitung und eine Elterninitiative auf den Plan gerufen. Die Geschichte geht schon auf das Jahr 2014 zurück. Nachdem die Schüler und die Lehrerinnen die neue Schule bezogen hatten, hat man einen lästigen Modergeruch festgestellt, für den keine Erklärung gefunden werden konnte. Nach einigen Monaten verlangte die Schulleitung von der Gemeinde, dass den Ursachen dieses Modergeruches auf den Grund gegangen werden muss. Nachdem auf Veranlassung der Gemeinde insgesamt vier Messungen der Raumluft angestellt worden waren, entdeckte man durch Zufall, dass die Grenzwerte für das schädliche Gas Formaldehyd überschritten waren. Es hat dann ungefähr ein Jahr gebraucht, bis der Wert beim Formaldehyd unter die öffentlichen Grenzwerte gedrückt werden konnte. Das Formaldehyd ist aus den Akustikpaneelen ausgetreten. Die Gemeinde kam mit der Baufirma überein, dass die Paneele ausgebaut, in Lack getaucht und so versiegelt werden sollten, damit kein Formaldehyd mehr austreten könne. Die Kosten wurden nach einem bestimmten Schlüssel unter beiden Partnern aufgeteilt. Direktor Herbert Raffeiner bezeichnete diese Vorgangsweise zwar nicht als die beste Lösung, aber sie hat eine Verbesserung bewirkt und war daher auch für die Schulleitung zufriedenstellend. Laut Mitteilung des Amtsarztes wäre es ­empfehlenswert, dass die Grenzwerte für Formaldehyd in der Schule nicht nur knapp unter 100, sondern besser auf 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft abgesenkt werden sollten, weil Kinder gegenüber Formaldehyd besonders sensibel seien. Nun hat sich eine Elterninitiative gebildet, die verlangt, dass am Formaldehydabbau weiter gearbeitet werden soll. „Ich bin zufrieden über die Aussage der Gemeinde“, so Direktor Raffeiner, „dass sie an der Gesundheit der Schüler und der Lehrkräfte interessiert ist“. So hat dies jedenfalls der Gemeindereferent Karl Christandl bei einer Informationsveranstaltung der Elterninitiative kürzlich festgestellt. Die Experten des Labors für physikalische Chemie haben dann auch die Vermutung geäußert, dass auch die CO²-Werte in den Klassenräumen zu hoch seien, also zu wenig Sauerstoff in der Luft ist. Messungen haben diese Vermutung auch bestätigt. Grund dafür sei, so die Experten, dass die Fensteröffnungen im Verhältnis zur Raumgröße zu klein seien, man könne sich aber mit gutem Lüften behelfen, solange so wenige Kinder in den Klassenräumen sind. Auf Grund weiterer Beobachtungen des Amtes wurde angeregt, dass auch die Situation beim Schall untersucht werden sollte. Die Messungen haben ergeben, dass die Akustikpaneele, aus denen das Formaldehyd ausgetreten ist, als Schallschutz eigentlich ungeeignet seien. Die Experten des Amtes haben darauf hingewiesen, dass man bauliche Maßnahmen treffen müsste, wenn Kinder oder Lehrpersonen mit einem Hörschaden in den Klassenräumen arbeiten. Nun kam noch ein weiteres Übel dazu. Das Amt für physikalische Chemie hat routinemäßig eine Radonmessung durchgeführt. Studien besagen, dass zu hohe Radonwerte Lungenkrebs begünstigen können. Obwohl beim Bau der Schule die Maßnahmen zur Radonreduzierung eingehalten worden seien, zeigte es sich, dass in zwei Räumen die Radonwerte viel zu hoch waren (1219 Becquerel). „Während wir auf einen Termin zur Problemlösung mit der Gemeinde und dem zuständigen Amt warten, habe ich veranlasst, den betroffenen Computerraum zu sperren“, erklärt Schuldirektor Herbert Raffeiner. Zur Behebung der Gesamtsituation soll nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, in der Eltern, Lehrpersonen und Gemeinde sich zusammensetzen, um die weitere Vorgangsweise zur Lösung aller entstandenen Probleme zu besprechen und zu vereinbaren. Auf die Gesamtsituation angesprochen, meinte die Bürgermeisterin, dass es bezüglich des Formaldehyds nichts mehr zu verhandeln gäbe, da die letzten Messungen alle unter den öffentlichen Grenzwerten liegen. Die Frage des Schallschutzes sei nicht vordringlich, da derzeit nur wenige Kinder die Schule besuchen, dasselbe gelte für die CO²-Belastung, da man diese durch häufiges Lüften in den Griff bekommen könne. Die Probleme mit dem Radon müssen nun analysiert werden, dann könne man auch diese beseitigen. „Rechtlich sind wir in Ordnung“, stellte Roselinde Gunsch Koch kategorisch fest und sie sei daher gespannt, was diese Arbeitsgruppe, in der ja keine spezifischen Experten sitzen, für Ziele haben sollte. Sie fühle sich auch durch die unfaire Vorgangsweise der Elterninitiative und von einem Teil der Lehrpersonen sehr verletzt: „Bevor man bei den Eltern Ängste auslöst, die Großteils unbegründet sind, hätte man mit der Gemeinde sprechen sollen, anstatt gleich Briefe zu schreiben, ohne Rücksprache mit mir. Auch andere Schulen wie etwa Glurns und Schluderns hatten oder haben Probleme mit dem Radon. Überdies bin ich bis zum heutigen Tag offiziell nicht über das Radonproblem informiert worden, während die Elterninitiative bereits davon wusste. Jedenfalls hat ein Gemeindevertreter sofort erste Schritte zur Klärung des Radonproblems eingeleitet“. Dicke Luft also nicht nur im Schulgebäude, sondern auch zwischen Eltern, Lehrkräften und den politisch Verantwortlichen. Vertrauensbildende Maßnahmen unter Einbeziehung aller Betroffenen scheinen höchst notwendig zu sein.

Friedrich Haring
Friedrich Haring
Vinschger Sonderausgabe

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