Camper und Kleinbusse säumen den Weg.
Roman Schwienbacher und die Latscher Touristiker prangern das Wildcampen an.

Die Camper-Plage

Müll, viel Ärger und Geld, das den Wirtschaftstreibenden durch die Lappen geht.

Publiziert in 14 / 2017 - Erschienen am 19. April 2017

Latsch - „Das kann es nicht sein. Das ist eine Sauerei. Eine Plage“. Diese Worte kommen von Roman Schwienbacher, dem Präsidenten des Tourismusvereins Latsch/Martell. Worte, die nicht verwundern. Gemeint ist dabei das „Wildcampen“. Eine Plage, die insbesondere über die vergangenen Ostertage sichtbar wurde. Für Landwirte, Anrainer und vor allem für die Wirtschaft ärgerlich. Aber der Reihe nach: Touristen, vor allem aus dem italienischen und bundesdeutschem Raum, campieren in Wiesen und Wäldern. Der Weg zum Latscher Eisstadion und in Richtung Bierkeller wird an Feiertagen nicht selten von Campern gesäumt. Das Bezahlen einer Ortstaxe? Fehlanzeige. Positives für den heimischen Wirtschaftskreislauf? „Wohl kaum. Die haben ihr Essen selbst mit, kochen und hinterlassen Müll. Ein Ärger ist das“, bringt es Schwienbacher auf den Punkt. Sein Handy klingelte in den vergangenen Tagen quasi pausenlos, zornige Tourismustreibende forderten, dem Wildcampen Einhalt zu gebieten. „Uns sind aber quasi die Hände gebunden“, so Schwienbacher. Freilich, Wildcampen sei in Italien verboten. Ein Verbot, das von den Ordnungshütern durchgesetzt werden muss. Doch auch diese tun sich aufgrund der Dimensionen und der knappen personellen Besetzung schwer. Besonders dreist: Camper, die in Privatwiesen campieren und bei Kontrollen aussagen, der Landwirt hätte es erlaubt. Um diese Lüge nachzuweisen, müssten die Ordnungshüter den jeweiligen Grundbesitzer ausfindig machen. Auf die Schnelle ein Ding der Unmöglichkeit. In einem deutschen Reiseführer heißt es zur Rechtslage: „Das Wildcampen ist in Italien generell verboten. Dieses Verbot wird vor allem in Küstennähe und in touristisch erschlossenen Gebieten strikt durchgesetzt. Es drohen Bußgelder von 100 bis 500 Euro. Die Regel liegt bei 300 Euro.“ „Der Zustand ist unerträglich, überall wo man mit dem Auto hin kommt, gibt es mittlerweile kaum einen Platz wo kein Camper steht, auch in den Bergen oberhalb von Latsch, wie Platzleng, Magrin oder die Pirchaböden“, erklärt Schwienbacher. Hinzu kommen verheerende hygienische Zustände. Als Toiletten werden Wiesen und Wälder benützt. Anstelle des Geldes wird kräftig Müll in Latsch zurückgelassen. Eine Lösung? Derzeit nicht in Sicht. „Vielleicht wären für die Zukunft offizielle Abstellplätze, mit den nötigen Infrastrukturen, die dann natürlich auch von den Campern zu bezahlen sind, sinnvoll“, so Schwienbacher. Doch bis dahin helfe es nur, wenn die Ordnungshüter so streng wie möglich kontrollieren und auch Strafen ausstellen. Ostern mag zwar vorbei sein, doch schon bald kommen Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam, und die nächste Plage droht bereits anzurollen.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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