Die Gratulanten (v.l.): KVW-Präsident Unterer, Bürgermeister Wallnöfer, die Stadträte Rosa Pichler Prieth und Kurt Warger, Vizebürgermeister Frank, Pfarrer Schwienbacher, Musiker Marian Telser und Stadtrat Ignaz Niederholzer gratulierten der Kochn-Lisl (2.v.l.) zum Hundertsten.

Die Hunderterin in der Oberstadt

Publiziert in 2 / 2015 - Erschienen am 21. Januar 2015
Lisl Gerstl Witwe Rainalter ist die älteste Bürgerin der Stadtgemeinde. Zum 100. Geburtstag gratulierten Pfarrer, Bürgermeister und Stadträte. Glurns - Es war Krieg in Europa, als Elisabeth Gerstl 1915 das Licht der Welt erblickte. Fünf Monate vor ihrem Geburtstag am 3. Jänner hatte Kaiser Franz Josef I. die Generalmobilmachung gegen Serbien bekannt gegeben. Elisabeth war erst wenige Monate alt, als man vom Kasitsch-Hof aus - so der überlieferte Name des heutigen Gerstl-Hofes - die Gebirgsfront gegen Italien fast sehen konnte. Mutter Lisl Stampfer aus Burgeis war schwanger mit Johanna und hatte den zweijährigen Josef und die einjährige Elisabeth am Rockzipfel, als der Kasitscher-Bauer Hans Gerstl im Mai 1916 an einer Lungenentzündung verstarb. Das Leben ging weiter. Die Witwe heiratete wieder und Elisabeth bekam noch vier Halbgeschwister. 1934 - als 19-Jährige - verbrachte die älteste Tochter vom Gerstl-Hof zum ersten Mal den Sommer bei Tante Anna und Onkel Johann Koch in Glurns. Das kinderlose Paar hatte einen Kredit von 45.000 Lire aufgenommen, um ihr abgebranntes „Kochn-Gut“ an der westlichen Ringmauer wieder aufzubauen. Bis zum 26. Lebensjahr wechselte Elisabeth zwischen der sommerlichen Arbeit am Hof in Glurns und der winterlichen Beschäftigung im Hotel „Krone“ in Mals. Der Spruch: „Sieben haben es vor mir hier probiert...“ gehört heute fast zum Lieblingsspruch der Kochn-Lisl in der Oberstadt. 1939 hatte die damals 24-Jährige bereits für Deutschland (Augsburg) unterschrieben. Onkel und Tante schafften es aber, sie zum Bleiben zu bewegen. Im Gegensatz zu ihren „sieben Vorgängern“ trauten sich die Lies und ihr späterer Mann Adolf Rainalter zu, die Verwandten zu betreuen und den schuldenbelasteten Hof auf Vordermann zu bringen. 1941 wurde geheiratet. 1942 kam Tochter Anna zur Welt. Sie wohnt heute im Allgäu und ist selbst schon Urgroßmutter. Was Wunder, wenn Mama Lisl cool feststellte: „Was hab ich denn für alte Kinder!“ Als 1943 die zweite Tochter Erika zur Welt kam, wurde am 11. Mai der Wohnsitz im Städtchen beantragt. Damals hatte Antonio Armano als „Commissario prefettizio“ die Amtsgeschäfte eines Bürgermeisters inne. 1946 wurde am Kochn-Gut Josef, der ersehnte Hoferbe, geboren. 1948 folgten Oskar, 1949 Arthur, 1952 Angelika, lebt in Zürich, und 1957 Tochter Rosmarie. Am 3. Jänner 2015 herrschte im Haus Nummer 20 der Graf Trapp-Gasse Enge und Gedränge. Die „Geburtstagsparty“ hatte mit der Glückwunschdelegation unter KVW-Präsident Martin Unterer begonnen und ging mit der Gratulation des Pfarrers Paul Schwienbacher und der Stadträte unter Bürgermeister Erich Wallnöfer weiter. Als Vizebürgermeister Luis Frank nach einem Liedwunsch fragte, kam der Kochn-Lisl ein „Faschistenlied“ in den Sinn. Man einigte sich auf das fränkische Volkslied „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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