Viele arbeiten an der Neuorientierung und Neugestaltung des Südtiroler Nationalpark-Anteils mit.

Die Richtung steht fest

Publiziert in 22 / 2016 - Erschienen am 8. Juni 2016
Südtiroler Nationalpark-Anteil soll zu einer „Modellregion für nachhaltiges Leben in den Alpen werden.“ Prad - „Die Gemeinden des ­Nationalparks wollen sich zu einer Modellregion für nachhaltiges Leben in den Alpen weiterentwickeln. Ob in regionalen bäuerlichen oder gewerblichen Produkten, Dienstleistungen und touristischen Angeboten, überall wird ein innovativer, achtsamer Umgang mit den naturräumlichen Ressourcen und die integrative Vernetzung mit den regionalen Anbietern angestrebt.“ Das ist die Kernaussage und zugleich die Antwort auf die Frage, wohin der Weg nach der Übertragung der Verwaltungskompetenz für den Südtiroler Anteil des Nationalsparks Stilfserjoch an das Land gehen soll. Wegweiser für eine neue Entwicklung Enthalten sind diese und weitere „Wegweiser“ für eine neue Entwicklung und Gestaltung des Nationalparks in Südtirol in einem strategischen Positionspapier, das Klaus Michor vom Umweltbüro ­Revital in Osttirol in Zusammenarbeit mit einer eigenen Nationalpark-Arbeitsgruppe erarbeitet hatte. Zur Konzeptvorstellung am 1. Juni im Nationalparkhaus „aquaprad“ in Prad konnten Landesrat Richard Theiner und Ressordirektor Florian Zerzer viele Mitglieder der Arbeitsgruppe begrüßen. In dieser arbeiten unter Theiners Vorsitz Vertreter der Parkgemeinden und Fraktionen mit, sowie Vertreter des Bauernbundes, des HGV, der Umweltschutzgruppe Vinschgau, des Jagdverbandes, von Vinschgau Markting sowie der Landesressorts für Land- und Forstwirtschaft und für Raumentwicklung, Umwelt und Energie. „Mit dem jetzt vorliegenden Positionspapier und dem darauf aufbauenden neuen Organisationsmodell wurde der Grundstein für eine gute und zukunftsfähige Entwicklung unseres Parkanteils gelegt“, sagte Theiner. Nun sei weiterhin die konstruktive Zusammenarbeit aller gefragt. „Mensch und Natur in Balance“ Ausgehend von der nun festge­legten Positionierung als „Modellregion für nachhaltiges Leben in den Alpen - Mensch und Natur in Balance“ werden in Kürze Leitlinien für ein eigenes Landesgesetz erarbeitet. Der Gesetzesentwurf wird laut ­Theiner zuerst der Arbeitsgruppe und erst dann dem Landtag unterbreitet. Parallel zur Nationalpark-Arbeitsgruppe befasst sich eine weitere Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Arnold Gapp mit einem Projekt zur Aufwertung der Passstraße auf das Stilfserjoch. Klar ist laut Theiner, dass die Landesregierung für die Umsetzung des neuen Nationalpark-Konzeptes „Geld in die Hand nehmen muss.“ Klaus Michor stellte auch die Grundsätze der neuen Positionierung und des Organisa­tionsmodells vor: genaue Aufteilung der Aufgabenfelder, Auslagerung des Marketings an „Vinschgau Marketing“, verstärkte Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus, gemeinsame Angebote, klare Rollenverteilung, keine Parallelstrukturen, effiziente Verwaltung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren nach dem Grundgedanken: „Ein Bescheid für ein Vorhaben.“ „Ein Bescheid für ein Vorhaben“ Raimund Prugger, der Bezirksobmann des Bauernbundes, Kurt ­Sagmeister, der Direktor von Vinschgau Marketing, Peter Gasser von der Umweltschutzgruppe Vinschgau sowie Arnold Gapp und Bezirkspräsident Andreas Tappeiner werteten das neue Konzept grundsätzlich als sehr positiv und ehrgeizig. Man stehe nun vor einer großen Herausforderung, die sich nur gemeinsam bewältigen lasse. Einigkeit herrscht darin, dass sich große Chancen eröffnen, vor allem im Tourismus, aber nicht nur. Auch mehrere Anliegen wurden genannt: Abbau von Bürokratie, Fortsetzung der Wildentnahme, Möglichkeit des Wirtschaftens im Park. Peter Gasser und weitere Redner unterstrichen, dass der Schutzgendanke als übergeordneter Grundsatz nicht in Frage gestellt werden dürfe. Klar gezeigt hat sich bei der Diskussion, dass es jetzt an der Zeit ist, alte Sichtweisen im Zusammenhang mit dem Nationalpark über Bord zu werfen, „denn jetzt haben wir selbst die Möglichkeit, Chance und auch Verantwortung, etwas aus dem Park zu machen und ihn im Interesse aller weiterzubringen“, hieß es mehrfach. „Es muss ein Privileg sein, im Park zu leben“ Gasser brachte es so auf den Punkt: „Es muss ein Privileg sein, im Park zu leben, und nicht eine Belastung.“ Wie schon mehrere Bürgermeister und Diskussionsteilnehmer aus dem Vinschgau unterstrich auch die Ultner Bürgermeisterin Beatrix Mairhofer, „dass unsere einzigartige Natur- und Kulturlandschaft besser vermarktet werden muss.“ Viel Handlungsbedarf gebe es auch in der Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft. ­Nationalparkdirektor Wolfgang Platter freute sich, dass am Standort des Parkaußenamtes in Glurns festgehalten wurde und wünschte sich eine angemessene personelle und finanzielle Ausstattung des Außenamtes. Mehrfach durchgeklungen ist bei der Diskussion, dass die Erwartungshaltung der Bevölkerung groß ist. Der Weg bis hin zur Umsetzung ist allerdings kein kurzer. Außerdem müssen auch die zuständigen Stellen in Rom ihre Hausaufgaben machen. Bedauert hat Richard Theiner in diesem Zusammenhang, dass das Nationalpark-Koordinierungs­komitee noch immer nicht vollständig ist. 3 von 9 Mitgliedern wurden noch nicht ernannt. Es fehlen u.a. die Vertreter des Ministeriums. Die gesamtstaatlichen Umweltorganisationen haben laut Platter keinen Vertreter namhaft gemacht, sondern eine Art Beobachtungsstelle eingerichtet: „Man wird uns auf die Finger schauen und jeden Fehler medial ausbreiten.“ Südtirol ist im Komitee mit Landesrat Theiner und dem Marteller Bürgermeister Georg Altststätter vertreten. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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