Die Transhumanz endet in den Kortscher Leiten
Kortsch - Der mühsame Marsch von Mensch und Tier über den Alpenhauptkamm ist eine jahrhundertealte Tradition. Schnalser und Vinschger Bauern ziehen seit jeher gegen Mitte Juni mit ihren Schafen und Ziegen zu ihren Weidegründen ins Venter Tal im hinteren Ötztal. Die sogenannte Transhumanz wurde 2019 in die Liste des internationalen immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen. Die Tradition ist lebendig und wird noch heute unverändert wie vor Jahrhunderten abgehalten. Die Wurzeln der Transhumanz reichen mindestens 6.000 Jahre zurück. Dabei legen die bis zu 4000 Tiere und ihre Begleiter alljährlich einen langen und beschwerlichen 2-Tages-Marsch über Schneefelder und steile Fels- und Eisrinnen zurück. Mitte September erfolgte wie jedes Jahr die etwas weniger gefährliche Rückkehr der Tiere ins Schnalstal. Für 440 Schafe und Lämmer ging es mit ihren Begleitern noch weiter von Kurzras über das Taschljöchl im Schlandrauntal nach Kortsch, wo sie von ihren Besitzern, den Mitgliedern des Kortscher Schaf- und Ziegenzuchtsvereins, auf dem Sportplatz erwartet wurden. Erstmals erfolgte heuer gleich nach der Ankunft der Tiere und Hirten eine Tiersegnung durch Dekan P. Mathew, bei der er an die Pflicht der Menschen erinnerte, auf die Schöpfung, die ihnen anvertraut wurde, gut zu schauen. „Auch Gott hat sich als Hirte gesehen, der die Schafe auf gute Weiden führte“, so der Dekan. Besonders aufmerksam verfolgte Ex-Landesrat Florian Mussner die Jahrtausende alte Tradition der Transhumanz. Sein langgehegter Wunsch, einmal bei einem Marsch über den Alpenhauptkamm dabei zu sein, wurde ihm in diesem Jahr erfüllt. Wenn er auch, wie alle seine Begleiter, erschöpft und wohlbehalten in Kortsch ankam, so zeigte er sich doch begeistert, diese lebendige Tradition einmal selbst erlebt zu haben.