Viele waren gekommen, um die Gemeinratssitzung mitzuverfolgen.

Die Tür bleibt offen

Publiziert in 22 / 2016 - Erschienen am 8. Juni 2016
Machbarkeitsstudie für skitechnische Verbindung der Skizonen Langtaufers und Kaunertal genehmigt. Graun - Vor vielen Zuhörinnen und Zuhörern diskutierte der Gemeinderat von Graun am 31. Mai über die von der Oberländer Gletscherbahn AG vorgelegte Machbarkeitsstudie für eine skitechnische Verbindung der Skizonen Langtaufers und Kaunertal. Paul Jakomet, der Geschäfts­führer der Gletscherbahnen AG, stellte eingangs die Eckdaten der Studie vor. Geplant sind eine Kabinenbahn-Verbindung mit Mittelstation von Melag zum Karlesjoch, eine Abfahrt, weitere Pisten, eine Beschneiungsanlage, zusätzliche 250 Autopark­plätze in Langtaufers und weitere Maßnahmen. Das Brutto-Investitionsvolumen wird mit über 26 Mio. Euro beziffert. Für den Bau der Kabinenbahnen wird mit einem öffentlichen Beitrag von ca. 7,4 Mio. Euro gerechnet. An Eigenkapital sollen 5,5 Mio. Euro in das Vorhaben fließen. Laut Jakomet würde die Anbindung an das Gletscherskigebiet die Attraktivität der gesamten Skiregion dies- und jenseits der Grenze steigern, eine zusätzliche Wertschöpfung bringen, neue Arbeitsplätze schaffen, sowie die Gemeinde Graun und das ganze Oberland wirtschaftlich aufwerten. „Es ist kein Projekt gegen jemanden, sondern für das ganze Oberland.“ Von zentraler Bedeutung sei die zu erwartende Steigerung der Nächtigungen in den Monaten Oktober, November und Dezember, aber zum Teil auch im Frühjahr. Aus dem Umweltbericht zur Studie gehe hervor, dass alle Probleme bzw. Schwierigkeiten bezüglich der Geologie, Lawinengefahr, Wasserbeschaffung und Umwelt technisch lösbar seien. Für und Wider Bei der Diskussion merkte ­Tobias Folie an, dass die Studie seiner Ansicht nach „zu positiv“ ausgefallen sei: „Das liest sich alles wie ein Märchen.“ Laut Folie könnte eine Verbindung mit dem Kaunertal sehr wohl zu einem „Risiko für unsere bestehenden Skigebiete werden.“ Nicht so sieht das Alfred Hohenegger: „Es geht nur miteinander, je größer, desto besser“. Was Hohenegger und nach ihm noch weitere Verwalter und Räte bedauerten, ist das Scheitern des Skikartenverbundes mit Nauders. „Der Gast geht dorthin, wo er das beste Angebot findet“, argumentierte der Referent Josef Thöni. Die Verbindung würde Vorteile für alle bringen: „Mit der Anbindung an den Gletscher wären wir in Zukunft einer von 9 Anbietern in den Alpen, und nicht einer von 350 Skigebieten ohne Gletscher.“ „Alle würden profitieren“ Thöni teilte auch mit, dass bis jetzt 205 Bürger und Betriebe aus der Gemeinde Graun, aus weiteren Gemeinden des Vinschgaus sowie aus der Nachbarregion in Österreich Anteile an der AG gezeichnet haben. Patrick Eller, Magnus Blaas und weitere Räte sehen im Vorhaben ebenfalls eine große Chance. Für die bestehenden Skigebiete wäre ein zusätzliches Angebot nicht eine Konkurrenz, sondern ein Mehrwert für alle. Laut Sonja D’Angelo gibt es viele Bedenken gegen die Verbindung: Naturschutz, Verkehr, Zubringer-Funktion für das Kaunertal, Druck von österreichischer Seite, Stimmungsmache. „Bedenken sind vielfältig“ Sie befürchtet, dass nachhaltige Entwicklungschancen für Langtaufers verbaut werden. Laut dem Referenten Franz Prieth, dem „Skigebiets-Beaufragten“ der Gemeinde, sei die Studie zwar legitim, aber der jetzige Zeitpunkt sei denkbar ungünstig, „weil wir mitten in der Verhandlungen zur Behebung der prekären Lage des Skigebietes Haider Alm stecken.“ Zudem werde an dem „für die Gemeinde prioritären Projekt der Verbindung der Skigebiete Schöneben und Haider Alm weitergearbeitet.“ Es sei nicht günstig, den Landesämtern gleichzeitig mehrere Projekte zu unterbreiten. Ähnliches treffe für die öffent­lichen Beiträge zu. Als Priorität in St. Valentin wird laut der Vizebürgermeisterin Andrea Frank der Erhalt der Haider Alm empfunden. Der Zusammenschluss mit Schöneben sei ebenfalls wichtig, „aber auch die Verbindung mit dem Kaunertal darf nicht fallen gelassen werden. Man wünscht sich beides“, so Frank. „Man wünscht sich beides“ Auch Bürgermeister Heinrich Noggler meinte, „dass es prioritär darum gehen muss, auf unsere zwei Skigebiete zu schauen und sie nicht nur gesellschafts­mäßig, sondern auch skitechnisch wie zwei Kinder zusammen zu bringen.“ Trotzdem dürfe man die Tür für eine Verbindung mit dem Kaunertal nicht zusperren: „Die Anbindung ist schon seit Jahrzehnten ein Thema. Ich bin froh, wenn das Vorhaben nun eingehend untersucht und überprüft wird“, so Noggler. Das heiße noch lange nicht, „dass morgen schon gebaut wird.“ Beide Projekte sollen ihren Verlauf nehmen. ­Magnus Blaas warf die Frage in den Raum: „Können wir es uns leisten, das abzulehnen? Es kostet die Gemeinde keinen Cent.“ Bei der Abstimmung sprachen sich 8 Räte für die Machbarkeitsstudie aus. Tobias Folie und Andreas Zegg stimmten dagegen. Franz Prieth und Sonja D’Angelo enthielten sich der Stimme. Die Studie wird jetzt den zuständigen Landesstellen übermittelt. Sobald die Umweltverträglichkeitsprüfung und weitere Gutachten vorliegen, geht der Ball an die Landesregierung. Zum Prozedere gehören auch die Eintragung in den Fachplan für Aufstiegsanlagen und Skipisten, die Erarbeitung eines Einreichprojektes und eine erneute Überprüfung desselben seitens der zuständigen Landesämter. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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