Für dieses außergewöhnliche Bild wurde der Naturfotograf Philipp Egger aus Prad beim renommiertesten internationalen Wettbewerb für Vogelfotografie prämiert. Das Foto trägt den Titel „Zwischen Leben und Tod“. Es zeigt einen Mäusebussard bei einem Rotwildkadaver in der Prader Sand.
Philipp Egger

Ein „gewaltiges“ Bild

Naturfotograf Philipp Egger aus Prad bei internationalem Wettbewerb „Bird Photographer of the Year“ prämiert.

Publiziert in 19 / 2023 - Erschienen am 24. Oktober 2023

Prad - „Echte ehrliche Naturfotografie ist für mich die größte Herausforderung und ein ständiger Antrieb - eine Leidenschaft, mit der ich möglichst viele Menschen erreichen und für die Belange von Natur- und Tierwelt gewinnen möchte.“ Das ist auf der Homepage des jungen Naturfotografen Philipp Egger aus Prad (www.philipp-egger.com) zu lesen. Die meisten seiner Bilder sind das Ergebnis von tagelanger, monatelanger, oft auch jahrelanger Planung. Nach langen Vorarbeiten für ein besonderes Projekt, die sich während des vergangenen Winters hingezogen hatten, gelang Philipp Egger heuer im März eine außergewöhnliche Aufnahme. Es entstand ein „gewaltiges“ Bild, für das der Prader unlängst beim renommiertesten internationalen Wettbewerb für Vogelfotografie, dem „Bird Photographer of the Year“, prämiert wurde. Was das bedeutet, veranschaulicht schon allein die Zahl der eingerichteten Fotos: Über 23.000 Bilder aus der ganzen Welt waren für die heurige Auflage des Wettbewerbes eingeschickt worden. Das prämierte Foto von Philipp Egger zeigt einen Mäusebussard bei einem Rotwild-Kadaver in der Prader Sand.

der Vinschger: In welchem Zeitraum entstand das prämierte Bild?
Philipp Egger: Es fing damit an, dass ich bei einem meiner Rundgänge im vergangenen Herbst ungewöhnlich viele Raben kreisen sah. Dies ließ mich aufschrecken und machte mich neugierig. Daraufhin folgte ich den am Himmel kreisenden Raben und fand so einen Tierkadaver. Ich habe mich dann während der nächsten Tage, gut versteckt aus sicherer Entfernung, mit einem Teleobjektiv in der Nähe des Kadavers auf die Lauer gelegt.

Haben Sie dabei auch schon fotografiert?
Ja, es entstanden zwar „recht nette“ Bilder, wie ich sie nennen möchte, aber es war keines dabei, das mich auch nur annähernd zufrieden stellte. Ein Aufhören kam für mich aber nicht in Frage, denn ich ahnte, dass ich hier die Chance habe werde, ein „gewaltiges“ Bild zu machen. Ich wusste, dass der Winter naht, das Futter knapp wird und sich somit Tiere nähern würden, um sich vom Kadaver zu ernähren. In meinem Kopf reifte nach einiger Zeit ein fertiges Bild, das ich mir ausgesprochen gut vorstellen konnte. Es sollte ein Bild entstehen, das den Betrachter fesselt und ihm spürbar einen Einblick in das drakonische Verhalten der Tiere in unserer nächsten Nähe gibt.

Wie schufen sie die außergewöhnlich Perspektive?
Zunächst habe ich eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv und Funkfernauslöser im Kadaver platziert, um eine außergewöhn-liche und ungewohnte Perspektive zu schaffen. Es war mir daraufhin aber nicht mehr möglich, den Auslöser selbst zu betätigen, weil die Distanz von der Kamera zu den Tieren jetzt nur noch zwischen 40 und 70 Zentimeter betrug. Daher habe ich den Kameraauslöser mit Hilfe eines Funkfernauslösers aus einer bestimmten Entfernung gesteuert. Die Tiere wurden somit nicht gestört und kamen weiterhin regelmäßig zum Fressen. Allerdings war es mir nicht möglich, mit dem Funkfernauslöser den perfekten Schärfepunkt zu treffen, da der einzige Platz, um nicht von den Tieren bemerkt zu werden, einen nicht sehr vorteilhaften Sichtwinkel auf den Kadaver ergab.

Wie haben Sie dieses Problem gelöst?
Über Tage hinweg habe ich ständig experimentiert und verschiedene Techniken ausprobiert. Am Ende blieb ich bei einem Bewegungssensor, den ich zu einer Lichtschranke umgebaut habe. Hiermit konnte ich den perfekten Schärfepunkt treffen. Diese Technik ermöglichte es mir, 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche ununterbrochen am perfekten Bild zu arbeiten. Von nun an verpasste ich keine einzige Aktion, die sich am Kadaver abspielte, weder bei Tag, noch bei Nacht. Sobald die am Kadaver installierte Lichtschranke unterbrochen wurde, löste sie die Kamera aus.

Haben Sie auch noch andere Tiere fotografiert und wie lange ging das Projekt?
Ja, große Beutegreifer wurden ebenso „ertappt“, wie kleinere und kleinste „Gäste“.  Über einen Zeitraum von rund 6 Monaten habe ich versucht, das Bild immer wieder zu verbessern und das Maximum heraus zu holen. Hierbei war meine Kamera über 4.000 Stunden aktiv. Es entstanden über 25.000 Bilder. Eines davon ist in meinen Augen „gewaltig“.

Wie kamen Sie eigentlich auf die Prader Sand?
Die Prader Sand ist nicht nur für verschiedenste Vögel und Tiere ein Rückzugsort, sondern auch für mich. Da ich nur 15 Gehminuten davon entfernt wohne, ist die Prader Sand für mich seit Kindheit ein wichtiger und geschätzter Ort, wo ich viel Zeit verbringe und verbracht habe. Sei es als Kind beim Spielen im Bachbett oder jetzt beim Sammeln von Bildideen oder einer simplen Abendrunde.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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