Künstlerisch geleitet wird das Orgelkunstfestival vom Musiker und Sänger Dietrich Oberdörfer.

Ein Hoch auf das Organetto

Publiziert in 26 / 2017 - Erschienen am 18. Juli 2017

Vinschgau/Meran - „Es ist nicht so klanggewaltig wie eine Orgel, aber der Musiker kann sehr viel aus diesem Instrument herausholen.“ So beschreibt Dietrich Oberdörfer, der Künstlerische Leiter des Orgelkunst-Festivals, das Organetto. Das Portativ, wie was Organetto auch genannt wird, ist ausschließlich mit Lippenpfeifen ausgestattet. Alle Pfeifen haben den gleichen Durchmesser. Der Musiker bedient die Klaviatur mit der rechten Hand, während er mit der linken Hand den Balg betätigt, die den Pfeifen Wind zuführen. Dem Organetto widmet der Orgelkunstverein im heurigen 27. Jahr des internationalen Festivals ein besonderes Augenmerk.

Eröffnug im Schloss Kastelbell

So konnte für das Eröffnungskonzert, das am 21. Juli um 20 Uhr im Schloss Kastelbell stattfindet, der Organetto-Spezialist Christophe Deslignes aus Frankreich gewonnen werden. „Deslignes hat das Organetto neu entdeckt und die Technik dieses vergessenen Instruments als Autodidakt rekonstruiert“, so Oberdörfer, der sich übrigens selbst bei einem Orgelbauer in Dresden ein Organetto bauen ließ. Das Eröffnungskonzert steht unter dem Motto „La Convivencia“. Deslignes hat das Programm so konzipiert, dass es Kompositionen, Improvisationen und Interpretationen von sehr unterschiedlichen Kulturen umfasst, die alle auf dem Organetto gespielt werden. „Ich versuche seit 1989, Brücken zwischen den Musikerzeugnissen der unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu bauen“, sagt Deslignes. Unter Convivencia versteht man in Südfrankreich, Nordkatalonien und in den Piemontesischen Alpen die Fähigkeit einer Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen. „Mit diesem Konzert wird auch ein sehr aktueller Bezug zu den Geschehnissen der heutigen Zeit geschaffen, denken wir nur an die gewaltigen Flüchtlingsströme“, sagt Dietrich Oberdörfer. Dem Bestreben, mit dem Festival vor allem jungen Musikern Auftrittsmöglichkeiten zu bieten, sind die Organisatoren ebenso treu geblieben wie dem Ziel, die Konzerte an besonderen Orten und mit besonderen Instrumenten zu veranstalten. „Hand in Hand damit werden die jeweiligen Orgeln auch fachgerecht gepflegt“, freut sich Oberdörfer. Am 22. Juli um 20.30 Uhr spielt der Orgel-, Cembalo- und Klavierspezialist Peter Waldner aus Mals an der selten bespielten Barockorgel in der Kirche St. Helena auf der Töll. Sein Können auf der neobarocken Ciresa-Orgel in der Pfarrkiche in Schlanders stellt der Domorganist von Trient, Stefano Rattini, am 25. Juli um 20.30 Uhr unter Beweis. Weitere Konzerte des Orgelkunstfestivals finden am 28. Juli in der Pfarrkirche von St. Walburg in Ulten statt, und zwar mit Karl Hanspeter (Trompete und Flügelhorn) sowie mit Dietrich Oberdörfer (Orgel und Gesang), am 30. Juli in der Alten Pfarrkirche in Schenna mit dem Streichquartett Amarida Ensemble und mit Dietrich Oberdörfer (Organetto) und am 5. August in der Meraner Stadtpfarrkirche mit einem Orgelkonzert von Peter Planyavsky. Die Einritte zu den hochkarätigen Konzerten sind frei.

Begeisterung für Orgelmusik

Das Hauptziel des traditionsreichen Orgelkunstfestivals bleibt es weiterhin, die Freude und Begeisterung für die Orgelmusik zu fördern und zu stärken. Dietrich Oberdörfer freut sich, dass auch der Orgelunterricht Früchte trägt. Sie haben z.B. die zwei aufstrebenden Jungmusiker Marjan Polin aus Mals und Lukas Punter aus Matsch Orgelunterricht an der Musikschule Schlanders absolviert.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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