Ein Perspektivenwechsel ist angesagt

Publiziert in 5 / 2016 - Erschienen am 10. Februar 2016
Dem Bildungsnetzwerk xpand Südtirol ging es um die Würde des Menschen, die in der Verfassung verankert ist, aber millionenfach angetastet wird. Schloss Goldrain - Eines ­mussten die Teilnehmer am 3. Wertetag im Bildungshaus auf jeden Fall mitbringen: Flexibilität im Kopf. Die Programmvielfalt, die xpand-Präsident Manfred Schweigkofler und sein Stellvertreter Stefan Rechenmacher auf die Besucher losließ, war anregend, aufregend und musste erst verdaut werden. Der Vormittag wurde von Wolfgang Wielander am Klavier eingeleitet und von Paula Tasser mit der provokanten Aussage „Die Würde des Menschen ist antastbar“ eröffnet. Als „authentischer Stilfser“ stellte ­Ulrich Platzer fest, dass es zu wenig sei, in diesem schönen Land gut zu leben und Steuern zu zahlen. Der Priester Mario Gretter erzählte, wie die Müll-Menschen in Kairo durch Freiwilligenarbeit zu Würde kommen und dass wir wohl „Hüter unserer Brüder“ werden müssen, um eine Zukunft zu haben. Sogar der „schnöde Mammon“ könne Gutes stiften, meinte der erfolgreiche Schweizer Unternehmer Jürg Opprecht, der in Entwicklungsländern Tausende zum Unternehmertum gebracht und ein Vielfaches an Arbeitsplätzen geschaffen hatte. Der Film über Peter aus Ghana, der bei Ulrike auf dem Glockenbichlhof Arbeit gefunden hatte, leitete über zum Bauern Sepp Inner­hofer, der gefoltert wurde, weil er der Südtiroler Jugend auf seine Weise eine Zukunft sichern wollte. Der frühe Nachmittag gehörte den Dableibern und Optanten, mit denen der Historiker Otto Wunderer nicht nur einen aufklärenden Blick auf schreckliche Zeiten warf, sondern denen er auch amüsante Episoden ent­lockte. Von einer „Heimat mit neuen Bäumen“ sang der Liedermacher Alfred E. Mair und forderte die Anwesenden auf „Wo alle loben, habt Bedenken“. Damit leitete er über auf die Podiumsdiskussion mit dem Politiker Andreas Pöder, dem Afghanen Alidat Shiri, dem Schlanderser Pastor Jakob Öster, dem Caritas-Mitarbeiter Leonhard Voltmer und dem Ghanesen George Addo, der in Prad Fuß gefasst hat. Manfred ­Schweigkofler als Moderator und Freiwillige in der Flüchtlingsbetreuung ersparten den Teilnehmern auch bohrende Fragen nicht. Die Antworten bewegten sich zwischen den Positionen: Auch die haben Würde und Rechte, die Angst haben, etwas zu verlieren, bis zu: Wir müssen Veränderungen zu - und die Flüchtlinge in unsere Gesellschaft einlassen. Wenn sie draußen stehen, sei das viel gefährlicher. Als positives Beispiel wurde die Flüchtlingsaufnahme in Mals zitiert. Besucherinnen sparten nicht mit Vorwürfen in Richtung Politiker. Bisher sei nur geredet worden, merkten sie an und erzählten von ihren Erfahrungen in der Betreuung von Flüchtlingen. Jeder habe einen Grund zu fliehen und Sprache könne man nur lernen, wenn man auch Arbeit habe, meinten sie überzeugt. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
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