Buchautor Cornelius Scherg (links) im Gespräch mit Museumsleiterin Maria Mayr und dem Chronisten und Sammler Heinrich Frei.
Eine seltene Aufnahme des Sagschneider-Hauses, des Geburtshauses von Peter Mitterhofer an der Töllbrücke
Das „Dresdner Modell“, zu sehen in Partschins, ist eine Leihgabe der Technischen Universität Dresden.
Dem Autor wurde eine Gedenkpostkarte mit Peter Mitterhofer in Frack und Schlips überreicht. Es soll als Aquarell nach einer verschollenen Photographie 1866 entstanden sein. Den Photographen und die Ausstattung konnte sich Mitterhofer mit den 150 Gulden ja leisten.

Ein Revoluzzer aus Partschins …

… hätte Peter Mitterhofer als Erfinder der Schreibmaschine sein können.

Publiziert in 20 / 2023 - Erschienen am 7. November 2023

Partschins - Wann ist etwas revolutionär? Mister Google antwortete: „Wenn herrschende, politische, soziale, ökonomische, technische oder geistige Bedingungen oder Sichtweisen radikal verändert werden.“ Revolutionen stellt man sich laut und unter Umständen blutig vor. Zwar kann man sich das von einem Südtiroler Tischler und Zimmermann nicht vorstellen, aber der Handwerker namens Peter Mitterhofer hat entscheidend Anteil an der „Revolution per Tastendruck“. Geboren 1822 im Sagschneiderhaus an der Töll-Brücke - im östlichsten Weiler des geografischen Vinschgau’s - begab er sich 27-jährig auf Wanderschaft durch Mitteleuropa. 11 Jahre später war er wieder zu Hause und 1864 stand sein erstes Schreibmaschinenmodel, das Wiener Modell, vor ihm. Ein Jahr später folgte als verbesserte Ausgabe das Modell Dresden. Ausgerechnet das 3. Modell aus dem Jahre 1866, das er in Wien dem Kaiser Franz Josef präsentiert hatte, soll verschollen sein. Immerhin kommentierte man in der Innsbrucker Tageszeitung ironisch: „Jetzt fehlt nur noch eine Denkmaschine, die mit der Schreibmaschine in Verbindung gebracht werden kann, und wir haben keine Schulen mehr nötig“. Das 4. Modell, das Meraner Modell, endete im Meraner Stadtmuseum. Das Modell 5 von 1869 wurde in Wien zwar bewundert und als Bereicherung für strebsame Schüler einer technischen Lehranstalt bezeichnet, verschwand aber als Kuriosum in der Raritätenkammer. Für 150 Gulden - in der heutigen Währung wären dies ungefähr 2.360 Euro - hatte Kaiser Franz Josef I. das Modell erworben. 

Ein Partschinser wird Romanfigur

Noch zu Mitterhofers Lebzeiten begann der Siegeszug der Schreibmaschine durch alle Ämter und Büros. Mitterhofer hatte daran keinen Anteil mehr. Er stirbt 1893. Der Wiener Professor Granichstaedten-Czerva habe sich seiner erbarmt, wie Heinrich Frei mitteilte. Er habe eine Biographie über Mitterhofer verfasst, eine Gedenktafel am Wohnhaus anbringen und einen Grabstein anfertigen lassen mit der Widmung: „Die Anderen, die von ihm lernten, durften die Früchte seines Talentes ernten.“ Dem Tübinger Roman-Schreiber Cornelius Scherg und dem Schreibmaschinenmuseum in Partschins ist es zu verdanken, dass Peter Mitterhofer als Mensch wieder unter die Leute kommt. Museumsleiterin Maria Mayr hatte den Autor eingeladen, im Schreibmaschinenmuseum seinen Roman über Mitterhofer vorzustellen. Dem der Vinschger teilte sie mit: „Scherg ist während eines Südtirol-Urlaubes auf das Schreibmaschinenmuseum und auf Peter Mitterhofer aufmerksam geworden. Er hatte Einiges über Mitterhofer gelesen und dabei das Gefühl gehabt, dass stets die Schreibmaschine und nicht so sehr der Mensch Mitterhofer im Vordergrund steht.“ Wie die erste Zeitungsnotiz 1866 ironisch über Mitterhofers Erfindung berichtet hatte, so wählte auch Autor Scherg für die in Romanform gefasste Biografie den ironischen Titel „Der Spinner aus Partschins“. Der 236 Seiten umfassende Roman ist unbebildert und bei „Amazon“ erhältlich. Je ein Exemplar liegt in den Bibliotheken von Partschins und Rabland auf.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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