Es geht um unser aller Wohlergehen

Publiziert in 27 / 2016 - Erschienen am 20. Juli 2016
Matsch und Umgebung sind seit 2008 ein global anerkanntes und genutztes Versuchsfeld für langfristige ökologische Forschung. Matsch /Muntetschinig - Auf den ersten Blick lässt sich nur schwerlich erkennen, wie auf den steilen Pardatsch-Wiesen von Muntetschinig am „globalen Wohlergehen der Menschheit“ gearbeitet werden soll. Aber es soll tatsächlich so sein, erklärte mit Engelsgeduld Projektleiterin Ulrike Tappeiner, Professorin am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck: „Der Vinschgau und seine Seitentäler, wie das Matschertal, sind durch ein trockenes und warmes inneralpines Klima geprägt. Damit können wir heute im Matschertal in idealer Weise untersuchen, wie sich der Klimawandel auf andere Regionen der Alpen auswirken wird. Klimamodelle prognostizieren nämlich insbesondere für die Südabdachung der Alpen, dass es dort in Zukunft in den Sommermonaten deutlich trockener und wärmer werden wird.“ Besonders Letzteres konnte im kalten Oberwind auf Pardatsch nicht nachempfunden werden. Trotzdem, der Gedanke schlich sich ein: Das wissen wir ja alles schon und wir spüren und merken es. Und die Frage ist sofort da: Wozu braucht es das Heer an Botanikern, Entomologen und Experten für Moose? Warum wird im Matschertal nach Schmetterlingen gehascht, werden auf Kuhfladen Pilze erspäht und Wanzen eingesaugt? Es braucht sie, wird von mehreren Seiten erklärt, darunter von der Projektkoordinatorin in Matsch, Veronika Fontana, um über längere Zeiträume alle Höhenstufen dieser Bergregion zwischen 1.000 und 3.700 m zu erforschen und um zu verstehen, wie klimatische Veränderungen und das Eingreifen der Menschen die Artenvielfalt beeinflussen. Erst dann könnten Modelle entworfen werden, um auf den Klimawandel zu reagieren. Dazu sei eine Bestandsaufnahme der Artenvielfalt, neudeutsch Biodiversität, über Jahre notwendig. „Immerhin forschen schon im 8. Jahr Wissenschaftler der Europäischen Akademie im Matschertal. Dies ist der Mindestzeitraum, dass Daten in das internationale Netzwerk für langfristige ökologische Forschung LTER aufgenommen werden“, erklärte Fontana. 17 Klimastationen soll es im Tal geben, die fortlaufend Werte für Temperatur, Niederschlag und Windstärke erfassen und speichern. Dass die Wissenschaftler sich nicht nur Datenreihen aus dem Computer holen, verdeutlichte wieder einmal der „Tag der Artenvielfalt“, den das Südtiroler Naturmuseum heuer ins Matschertal verlegt hat. So durchstreiften am 25. Juni 80 naturkundlich Interessierte und ausgewiesene Experten den Vinschger Sonnenberg. Sie verwickelten nicht nur die Wissenschaftler in interessante Gespräche, sondern brachten auch diesmal für Südtirol Ungewöhnliches ans Licht. Dazu gehören die Entdeckung der seltenen „Kerbameise“ ebenso wie als Neufund der „Zarte Frauenmantel“. Günther Schöpf
Günther Schöpf
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Vinschger Sonderausgabe

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