Für eine ökologische Landwirtschaft

Publiziert in 45 / 2014 - Erschienen am 17. Dezember 2014
Ärzte-Kongress mit Vinschger Beteiligung in Arezzo Arezzo/Mals - In Arezzo fand Ende Oktober der gesamtstaatliche Kongress der ISDE statt. Die ISDE (International Society of Doctors for Environment) ist eine internationale Ärzte-Organisation, die sich für die Umwelt einsetzt. Zu den Tagungsteilnehmern gehörten Ärzte, Biologen, Agronomen, Unternehmer, Bürgermeister, Vereinigungen und „einfache“ Bürger. Am Kongress hat auch die Kinderärztin Elisabeth Viertler aus Mals teilgenommen. Viel Interesse für Manifest und Abstimmung in Mals Das Manifest von Ärzten, Tierärzten, Biologen und Apothekern vom 30. Juli 2013 zum Schutz der Gesundheit vor dem Pestizideinsatz sowie das Ergebnis der Abstimmung von Mals mit dem Ziel einer pestizidfreien Gemeinde wurden beim Kongress mit großem Interesse wahrgenommen. Themenschwerpunkt des Kongresses war die Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Universitätsprofessor Carlo Modonesi hat in der Zeitschrift „Il Sole 24 Ore“ über die Tagung berichtet. Nachfolgend einige Auszüge daraus, übersetzt von Gertrud Wellenzohn: „Die Tagungsarbeiten wurden in drei Themengebiete geteilt. Ausgegangen wurde von der Beschreibung der wissenschaftlichen Daten, aus denen ein nicht gerade beruhigendes Gesamtbild hervorgegangen ist. Weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt war die große soziale Bedeutung, welche dieses Thema hat“. – „Die Landwirtschaft mit einem hohen Einsatz von fossiler Energie kann nicht als eine zukunftsorientierte Landwirtschaft gelten. Öko­systeme können auch sehr großen Stress aushalten, wie z.B. durch Kunstdünger und synthetische Pestizide. Allerdings stößt diese Fähigkeit an ihre Grenzen, weil die Ausbeutung und schweren Schäden an den natürlichen Ressourcen seit Jahren den für ihre Erneuerung notwendigen Zeitraum überschritten hat. Das Vergiften der Erdschichten mit Herbiziden und das Abholzen der Wälder, um Raum für Monokulturen zu schaffen, sind keine unverzichtbaren Maßnahmen in der Landwirtschaft. Dies sind klare Handlungen, welche die biologische Vielfalt reduzieren und Gebiete für Jahrhunderte zerstören. Verarmung der Vielfalt Dieses Handeln präsentiert uns schon heute eine gesalzene Ökobilanz. Wissenschaftliche Abhandlungen belegen heute, wie die dramatische Verarmung der natürlichen biologischen Vielfalt, zusammen mit der Biodiversität in der Landwirtschaft in einem rapiden Rhythmus einhergeht. Er ist tausend bis zehntausend Mal schneller, als er ohne Einwirkung des Menschen wäre. Das Resultat ist ein absolutes ‚Überrollen’ der sogenannten ‚natürlichen Regenerierung’.“ – „Die von  synthetischen Pestiziden verursachte Umweltbelastung gibt Anlass zur Sorge um die Gesundheit. Die mit der industriellen Herstellung von Lebensmitteln zusammenhängenden Risiken für die Gesundheit sind ein Mosaik von Problemen, welche die besondere Beachtung von Seiten der Gesundheitseinrichtungen und der politischen Entscheidungsträger bedürfen. Viele wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und dem Auftreten von Tumoren, neurodegenerativen Krankheiten, Dysfunktionen bei der Fortpflanzung, angeborenen Fehlbildungen, kognitiven Störungen und Störungen des Verhaltens und anderen schweren Krankheitsbildern gibt. Nachdem diese Zusammensetzungen (einige hundert gibt es auch in Italien) das Wasser, die Luft und die Böden und natürlich auch die Lebensmittel verschmutzen, kann niemand von sich be­haupten, es würde ihn nicht betreffen. Nicht einmal die Muttermilch bleibt von dieser Verschmutzung durch Pestizide verschont.“ Alternative Wege aufgezeigt „Nachdem ein so düsteres Bild entstanden ist, weist das Treffen der ISDE auf einige Vorschläge hin, z.B. alternative Wege, die bereits heute schon gangbar sind. Eine ökologische Landwirtschaft, die wirtschaftlich interessant ist, gibt es bereits seit einiger Zeit auch in Italien.“ – „In den vergangenen zehn Jahren hat der ökologische Anbau in Italien jährlich um 3% zugenommen und er zählt zur Zeit zu den zehn größten biologischen Anbaugebieten der Welt. Die ökologische Produktion gründet auf Methoden und Produktionswegen, die aktiv zum Umweltschutz und dem Schutz der menschlichen Gesundheit beitragen. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sind die Ergebnisse ermutigend. Die Bilanzen der ökologischen Produktionsbetriebe sind fast immer im grünen Bereich.“ - Zusammenfassend hat das Treffen der ISDE eine klare und unmissverständliche Botschaft: Am Beginn des dritten Jahrtausends ist eine Landwirtschaft nur dann innovativ, wenn sie als erstes Ziel den Schutz der Nahrungsmittel, der Umwelt und der öffentlichen Gesundheit hat.“ red
Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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