Die Widderchen reagieren äußerst empfindlich auf Umwelteinflüsse.

Für eine Woche „Schmetterlingshauptstadt“

Publiziert in 32 / 2016 - Erschienen am 14. September 2016
Forscher aus aller Welt tagen in Mals. Gerhard Tarmann: „Mit der Volksabstimmung wurde Weltgeschichte geschrieben.“ Mals - Seit Montag dieser Woche tagen rund 40 Schmetterlingsforscher aus 18 Nationen in Mals. Der Obervinschger Hauptort wurde nicht zufällig als Austragungsort des 15. Internationalen Symposiums über Zygaenidae ausgewählt. „Beim 14. Symposium, das 2014 in Schottland stattfand, war für uns sofort klar, dass der nächste Veranstaltungsort Mals sein muss“, sagte der Schmetterlingsforscher Gerhard Tarmann am 6. September bei der Vorstellung der Schmetterlingstage Mals 2016 im Kulturhaus in Mals. Damals sei das „Wunder von Mals“, sprich die Bemühungen für eine pestizidfreie Gemeinde, bereits bekannt geworden. „Mit der Volksabstimmung vor zwei Jahren haben die Malser Weltgeschichte geschrieben, wie auch immer sich die Sache in Zukunft entwickelt“, gab sich Tarmann überzeugt. Der Wissenschaftler arbeitete übrigens von 1974 bis 2015 am Forschungs- und Dokumentationszentrums über alpine Schmetterlinge am Ferdinandeum in Innsbruck. Aufzeichnungen seit den 1970er Jahren Bereits in den 1970er Jahren erforschte er die Alpenschmetterlinge im Vinschgau. Seither gibt es auch Aufzeichnungen darüber. Tarmann: „Damals gab es an den Trockenhängen im Vinschgau noch sehr viele Zygaenidae, auch Widderchen genannt. Ende der 1980er Jahre brach dieser Artenreichtum ein: „Die untersuchten Gegenden waren wie ‚tot’. Uns war sofort klar, dass dies mit kontaminierten Luftströmen zu tun haben muss, die vom Aufwind von der ­Talsohle in höhere Lagen gelangten.“ Von 2000 bis 2004 habe sich die Lage nur gering­fügig verbessert. Zurzeit wird an einer Schmetterlings-Nachkartierung gearbeitet. Die Nachkartierung betreffe das Gemeindegebiet von Mals und werde noch ca. 2 Jahre in Anspruch nehmen. Über die Bedeutung der Widderchen wird bei der Tagung in Mals seit Montag diskutiert. Auch Exkursionen stehen auf dem Programm. „Die Widderchen, die weltweit vorkommen und im Alpenraum in rund 40 Arten, reagieren äußerst ­empfindlich auf Umwelteinflüsse“, sagte Tarmann. ,,Nicht nur wo intensiver Obst- und Weinbau betrieben wird, sondern auch in noch intakt erscheinenden Gebieten, zeigen Widderchen schon sehr früh Störungen auf und lassen so auch Fern­verdriftung von Giften erkennen.“ Buntes Programm Die Gemeinde Mals lädt die Bevölkerung im Rahmen der Tagung zu mehreren Veranstaltungen ein. So zeigt das Naturmuseum Südtirol noch bis zum 25. September (täglich von 14 bis 18 Uhr) im Kulturhaus in Mals die Sonderausstellung „bye bye butterfly‘‘. Die Schau gewährt einen Einblick in die Vielfalt der Schmetterlinge, in ihre Bauform und Lebensweise. Zudem thematisiert die Aus­stellung den Rückgang vieler Arten in der Kulturlandschaft. Zu den weiteren Veranstaltungen gehört am 15. September um 20 die Filmvorführung „Schmetterlinge - Bezaubernde Vielfalt“ im Kulturhaus. Aufwertung für die ganze Gemeinde Die Referentin Getrud Telser Schwabl bezeichnete die internationale Tagung, die am 18. September endet, im Namen der Gemeindeverwaltung als Aufwertung für die gesamte Gemeinde. Sie freute sich, „dass die inter­nationalen Kongressteilnehmer das ‚Wunder von Mals’ in die ganze Welt hinaustragen werden.“ Das Symposium solle dazu beitragen, „unser Bestreben nach einer pestizidfreien Gemeinde ein bisschen zu unterstützen.“ Telser Schwabl dankte den Initiatoren des Kongresses, Gerhard Tarmann und Johannes Fragner-Unterpertinger, der Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO) für die Organisation und Koordination, allen freiwilligen Helfern und Sponsoren. Zu den Unterstützern gehören neben etlichen Betrieben und Privatpersonen auch die Ferienregion Obervinschgau und das Kloster Marienberg. Die Malser Schmetterlingstage sollen die gesamte Bevölkerung für das Thema begeistern und auf das empfind­liche ökologische Gleichgewicht in Mals und Umgebung aufmerksam machen. Malser Kaufleute haben die Schaufenster eigens gestaltet, Gastwirte warten mit besonderen Gerichten auf. Auch Hauswände wurden mit Schmetterlingen und Schmetterlingssymbolen dekoriert. ,,Groß ist auch das Interesse der Schulen an den Schmetterlingstagen“, freute sich Christian ­Sommavilla, der Direktor der BGO. Für Schulklassen ist die Ausstellung auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten zugänglich. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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