Generaldirektor Thomas Schael (rechts) und Gesundheits-Ressortdirektor Michael Mayr.

Geburtenstation weiterhin auf der Kippe

Publiziert in 28 / 2015 - Erschienen am 29. Juli 2015
Thomas Schael: „Es geht um die Frage der Sicherheit“. Schlanders - Schöne und gute Strukturen sowie motiviertes und engagiertes Personal. Das war laut dem neuen Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Thomas Schael, und dem neuen Gesundheits-Ressortdirektor ­Michael Mayr, der größte positive Eindruck, den sie am 23. Juli bei einem Besuch des Krankenhauses Schlanders gewonnen hatten. Begleitet wurden sie vom ärztlichen Leiter Anton Theiner und dem Pflegedienstleiter Christoph ­Alber. Fest stehe laut Schael, dass alle 7 Krankenhäuser bestehen bleiben. „Die Frage ist, was wo gemacht wird.“ Die Orthopädie etwa bleibe überall bestehen. Für Eingriffe mit einem bestimmten Grad an Komplexität gelte es Schwerpunkt-Standorte festzulegen, wobei eine landesweite Vernetzung angestrebt wird. „Es kann auch Personal ausgetauscht werden“, so der Generaldirektor. Vernetzung auf allen Ebenen Die Vernetzung müsse auf allen Ebenen greifen. Bei den Haus­ärzten ebenso wie bei den Sprengeln und Krankenhäusern. Wenn sich zum Beispiel Hausärzte vermehrt zu Gemeinschaftspraxen zusammenschließen, werde die Grundversorgung bürgernäher. Die Angebote in den Sprengeln können laut Schael und Mayr gesteigert werden. Auf die Frage, ob er sich eine Schließung der Geburtenstation in Schlanders vorstellen kann, meinte Schael: „Die Frage ist so falsch gestellt. Um was es geht, ist die Sicherheit von Mutter und Kind.“ Europaweit gelten 1.000 Geburten als Limit, unter 500 werde es schwierig. „Das soll aber nicht so verstanden werden, dass in den kleinen Geburtenstationen nicht gut gearbeitet wird“, stimmten Schael und Mayr überein. Laut Schael braucht es auch stichhaltige Argumente für den Erhalt der Geburtenstation in Schlanders: „Die Fragestellung darf nicht emotional sein. Es geht um die Sicherheit.“ Politische Entscheidung Die Entscheidung werde am Ende von der Politik auf staatlicher und lokaler Ebene gefällt werden. Und die Politik werde auch die Verantwortung zu tragen haben. Zur Frage, ob im Zuge der Reform kleinere Krankenhäuser am Ende den Kürzeren ziehen könnten, meinte der General­direktor, dass diese Befürchtung nicht begründet sei. Schael: „Wir streben eine landesweite Ver­netzung an. Das heißt nicht, dass Teile der Gesundheitsversorgung von kleineren in größere ­Krankenhäuser wandern, sondern es kann durchaus auch umgekehrt sein. Das hängt davon ab, wo welcher Bedarf besteht oder Spezialisten schon hohe Anerkennung haben.“ Mayr: „Gesundheitsversorgung wird oft mit Krankenhaus übersetzt, das ist falsch. Gesundheitsversorgung ist auch jene der Gesundheitssprengel und der Hausärzte vor Ort und nahe am Bürger. Diese ist mindestens genauso wichtig.“ Mayr ortet gerade in der Ver­netzung die „Überlebenshilfe“ der so genannten kleinen Krankenhäuser. Das große Ziel der Reform sieht er darin, der zu erwartenden Kostensteigerung im Gesundheitswesen begegnen zu können: „Die Menschen werden immer älter und die Zahl der notwendigen Leistungen wird entsprechend steigen.“ Laut Mayr sei das Thema der Gesundheitsversorgung insgesamt sehr komplex. Rasche Lösungen bestimmter Probleme dürfe bzw. könne man sich nicht erwarten. Oft gehe es auch um die Erneuerung von Kollektiverträgen bzw. Abmachungen. Thema Notfallmedizin Zur Frage bezüglich der Ausübung der Notfallmedizin auf dem Territorium meinte Mayr: „Wir arbeiten hart an einer Übergangslösung.“ Den Vinschger Ärztinnen und Ärzten Josef ­Heinisch, Christian Hofer, Georg Valentin Hofer, Helmut Rauner, Bettina Skocir, Josef Stocker, Raffaela Stocker, Stefan Waldner und Wunibald Wallnöfer war vom Abteilungsdirektor Hugo Minach am 17. Juli mitgeteilt worden, dass die Ausübung der Notfallmedizin mit dem Inkrafttreten des gesamtstaatlichen Kollektiv­vertrags für die Ärzte der Allgemeinmedizin unvereinbar ist. In der Vergangenheit gab es eine Übereinkunft mit der Landesnotrufzentrale 118, wonach sich die genannten Ärzte freiwillig bereit erklärten, bei Notfällen zur Stelle zu sein. „Das war speziell in den abgelegenen Gebieten wie zum Beispiel in Stilfs, Sulden, Graun oder Reschen, aber auch in anderen peripheren Gemeinden des Obervinschgaus oft hilfreich“, so Wubilbald Wallnöfer. Die Einsätze seien bisher mit einem Betrag von ca. 200 Euro netto honoriert worden. „Man bedenke aber, dass ein Notfalleinsatz oft Stunden dauern kann.“ Laut Wallnöfer stellt sich die Frage, „wie eine solche Regelung mit der von der Politik, der zuständigen Landesrätin, dem Generaldirektor und dem Landeshauptmann mehrfach betonten und beschworenen Aufwertung des Territoriums und der Allgemeinmedizin in Übereinstimmung zu bringen ist.“ Bei den Ärzten würden solche Regelungen Demotivation und Frustration bewirken. Es entstehe auch der Eindruck, „dass der bisherige Einsatz nicht wertgeschätzt wird.“ Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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