Gedankenmobilität

Publiziert in 39 / 2015 - Erschienen am 4. November 2015
Ich hatte vor kurzem die zweifelhafte Ehre an einer Veranstaltung zum Thema Mobilität teilzunehmen. Vorne saßen Politiker und Industrielle. ­„Mobilität“ ist einer jener Begriffe, die unantastbar, unhinterfragbar scheinen. Daran zu kratzen, gilt schon als Ketzerei. Ich finde das bedenklich. Denn eine Demokratie – und die Vermutung, dass wir in einer solchen leben, gilt immerhin noch – braucht Meinungsvielfalt und nicht diskussionsimmune Konzepte. Im Laufe der Veranstaltung wurde erklärt, dass es ganz normal sein wird, dass man in so großen Distanzen miteinander arbeitet, dass man sich überhaupt nicht mehr kennt. Die Frage, ob eine solche Entwicklung in die Anonymität tatsächlich erstrebenswert ist, wurde gar nicht gestellt. Der Zweck des gesamten Theaters – Information, Werbung oder stark vorgezogener Wahlkampf? – blieb bis zum Schluss im unbewegten Dunkel. Dass Fragen von Anwesenden nicht beantwortet worden sind, gehört natürlich dazu. Schließlich wurden die Zuhörer dazu aufgerufen, Vorschläge für die Zukunft zu formulieren – mit dem Hinweis „Denkt nicht daran, was vernünftig ist.“ z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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