Das derzeitige Museums-Gebäude (links) und eine Ansicht des Gebäudes, wie es sich nach der Adaptierung präsentieren soll.
Das derzeitige Museums-Gebäude (links) und eine Ansicht des Gebäudes, wie es sich nach der Adaptierung präsentieren soll.
Im Gemeinderat stießen das Adaptierungsprojekt und das Konzept zur Neugestaltung des „Innenlebens“ des Museums Vinschger Oberland auf viel Zuspruch.
Jürgen Wallnöfer
J. Christian Rainer

Gleicher Inhalt in völlig neuer Form

Museum Vinschger Oberland wird baulich adaptiert und bekommt einen „modernen Pfiff“.

Publiziert in 9 / 2024 - Erschienen am 7. Mai 2024

Graun - Was den Inhalt betrifft, sprich die Darstellung der Geschichte vor, während und nach der Seestauung, bleibt alles gleich, die Form und Art der Vermittlung dieser Geschichte wird sich aber von Grund auf ändern: Mit dem Vorhaben, das Museum Vinschger Oberland in Graun baulich zu adaptieren und auch das „Innenleben“ neu zu gestalten, haben sich schon mehrere Gemeindeverwaltungen beschäftigt. „Nun haben wir endlich ein Ausführungsprojekt und ein Konzept für die Neugestaltung im Inneren auf dem Tisch“, freute sich Bürgermeister Franz Prieth bei der Gemeinderatssitzung am 29. April. Es gehe darum, dem Museum einen „neuen Wind einzuhauchen.“ Den Ratsmitgliedern vorgestellt haben das Projekt der Architekt Jürgen Wallnöfer und J. Christian Rainer (Kurator), der zusammen mit Laurin Kofler (Formbar) das neue Innen-Konzept erarbeitet hat. Bezüglich der baulichen Adaptierung sagte Jürgen Wallnöfer, dass nur geringfügige Änderungen geplant sind, denn das bestehende Gebäude – „es ist eines der schönsten in Graun“ – soll in seinem äußeren Erscheinungsbild erhalten bleiben. Vorgesehen sind u.a. eine Verlegung des Eingangs in Richtung Norden, die Umwandlung des derzeitigen Gemeinschaftsraums im Erdgeschoss in einen Eingangsraum mit Ticketbereich, Souvenir-Shop, sanitären Anlagen und Teeküche, der Bau eines Aufzuges sowie die Errichtung bzw. die Neueinteilung der Ausstellungsräume im ersten und zweiten Stockwerk. Im Dachboden sind eine Lagerfläche sowie Räume für den Archivar und Chronisten vorgesehen. Erhalten bleiben soll auch die „Warger-Stube.“ An den Außenfassaden wird es nur wenige Veränderungen geben. Geplant ist u.a. der Austausch der Fenster.

Von Wissensvermittlung zum Erlebnis

Völlig neu und modern ausgerichtet wird die Art der Darstellung der Geschichte vor, während und nach der Seestauung. „Anstelle eines klassischen Heimatmuseums mit einer statischen Vermittlung von Wissen soll der Besuch des neuen Museums zu einem Erlebnis werden“, sagte J. Christian Rainer. So werden die Besucherinnen und Besucher u.a. auf eine fiktive Schaltzentrale stoßen, in der sie zum Beispiel Schleusen öffnen und andere Hebel betätigen können. In einem weiteren, abgedunkelten Raum wird man auf die 4 großen Stausee-Player treffen, die an einem Tisch pokern: der Großkonzern Montecatini, die Staatspolitik, die Industrie und die Geldgeber aus der Schweiz. Die Menschen von Graun und Reschen werden hingegen als machtlose Zuschauer des eigenen Schicksals dargestellt. In einem weiteren Raum werden 3D-Modelle der Altdörfer von Graun und Reschen mit kurzen Angaben zu den Gebäuden und Familien zu finden sein. Zu vertiefenden Informationen, historischen Fotos und Dokumenten bekommt man digital Zugang. Die Tragik rund um die Seestauung ist laut Rainer zwar ein wesentlicher Bestandteil des neuen Konzeptes, doch nicht der einzige: „Wir möchten auch aufzeigen, wie sich Graun und Reschen nach der Seestauung neu erfunden haben, wie der See heute genutzt wird und welche zukünftigen Szenarien möglich bzw. denkbar sind.“ Eingang finden werden demnach auch das Kiten, Surfen und Segeln. Ein eigener Raum wird der Geschichte des Turms im See gewidmet. Gesondert dargestellt wird auch das, was von den früheren Dörfern Graun und Reschen übrigblieb. Beleuchtet wird zudem die Geschichte der Menschen, die infolge der Seestauung abgewandert oder geblieben sind. Auch der Anstieg des Wassers bei der Seestauung wird erlebbar gemacht. Angemessen zur Geltung kommen sollen natürlich auch weiterhin die wertvollen Bestände an Fotos, Objekten und Dokumenten, die der Museumsverein im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zusammengetragen hat.

„Zeit für Modernisierung ist da“

Wie Valentin Paulmichl ausführte, hatte es bei der heurigen Vollversammlung des Museumsvereins viel Zuspruch für das neue Museumskonzept gegeben. „Die Zeit für dieses Projekt ist da“, so Paulmichl. Zusammen mit der Kulturreferentin Andrea Maas, die u.a. für das Museum zuständig ist, der Vizebürgermeisterin und Tourismusreferentin Hannah Waldner und weiteren Ratsmitgliedern stimmte er darin überein, dass mit der Umsetzung des Projektes ein Mehrwert für die Bevölkerung und auch für die Gäste geschaffen wird. „Wir dürfen uns auf ein modernes Museum mit Pfiff freuen, das vermehrt auch bei jungen Leuten Anklang finden wird“, sagte Andrea Maas. Valentin Paulmichl erwartet sich eine Steigerung der Besucherzahl um ein Vielfaches. Auch mit einer Zunahme der Besuche von Schulklassen sei zu rechnen. Der Bürgermeister dankte Andrea Maas und Valentin Paulmichl für ihren langjährigen Einsatz für das Museums-Projekt. Was die Kosten der baulichen Maßnahmen betrifft, sei von rund einer Million Euro auszugehen. Als nächste Herausforderung nannte Franz Prieth die Sicherstellung der Finanzierung: „Vielleicht können wir noch heuer erste Geldmittel sicherstellen.“ Mit der Umsetzung sei in den Jahren 2025 bzw. 2026 zu rechnen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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