Die SVP-Räte stimmten geschlossen für das Lindenhof-Projekt.

„Haben es uns nicht leicht gemacht“

Mehrheitliches Ja zum Lindenhof-Projekt

Publiziert in 20/21 / 2017 - Erschienen am 7. Juni 2017

Naturns - Mit 11 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen stimmte der Gemeinderat von Naturns am 22. Mai dem Durchführungsplan der Tourismuszone Hotel Lindenhof zu. Einen Durchführungsplan hatte der Gemeinderat bereits im Mai 2016 im Zuge der Ausweisung dieser Tourismuszone als Vorlage festgeschrieben. Zumal für Tourismuszonen in der Gemeinde Naturns eine Baudichte von 3,5 Kubikmetern pro Quadratmeter gilt, kommen in der Lindenhof-Zone ca. 10.500 Kubikmeter neu dazu. Wie Bürgermeister Andreas Heidegger vorausschickte, habe man sich in Gesprächen, Lokalaugenscheinen und Sitzungen mit dem Bauherrn, mit Experten und auch mit Anrainern darum bemüht, dieses große Bauvolumen möglichst sinnvoll und verträglich auf die Zone zu verteilen. Herausgekommen sei der Vorschlag, 3 neue Baukörper zu errichten, die sich vom bestehenden Hauptgebäude abheben sollen. Der Durchführungsplan sehe unveränderbare Bauhöhen vor. Für den höchsten Baukörper seien 20,9 Meter festgeschrieben. Geplant ist eine Art Turm, der auf einem ca. 5 Meter hohen Sockel errichtet wird und 5 oberirdische Stockwerke vorsieht. „Auch die Fachleute sind der Ansicht, dass es besser ist, ein schlankes und hohes Gebäude zu errichten als in die Breite zu gehen“, so Heidegger. Außerdem sei ein größerer Abstand zum Gefallenen-Denkmal einplant worden, „denn das Denkmal braucht Raum und Würde.“ Valentin ­Stocker wartete als Ratsmitglied und auch im Namen der SVP-Fraktion mit grundsätzlichen Überlegungen auf. Es sei viel über das nicht unumstrittene Projekt diskutiert worden. Man habe sich das Ganze nicht leicht gemacht. „Es geht um die Sache, nicht darum, jemandem einen Wunsch zu erfüllen“, so Stocker. Auch über Grundsatzfragen sei ernsthaft nachgedacht worden: Was verträgt Naturns? Was verträgt der Bauplatz? Was ist der Umgebung zuzumuten? Welchen Stellenwert soll der Tourismus in Naturns in Zukunft haben? Auch über die Frage, ob man in Naturns eine vorstädtische Verbauung zulassen soll, sei nachgedacht worden. Stocker sprach sich dafür aus, markante Neubauten nicht strikt abzulehnen. Das gelte im privaten Bereich ebenso wie im öffentlichen. Auch das neue Naturparkhaus sei als markanter Neubau anzusehen. Als ausschlaggebend für das Hotelprojekt nannte er die Materialwahl und die äußere Gestaltung. Der Bauherr mag im Volksmund zwar als „Großer“ gelten, doch bestimmte Grundsatzüberlegungen seien gleichermaßen auch bei kleineren Bauvorhaben anzustellen. Den pauschalen Einwand von Kurt Fliri (Zukunft Naturns), wonach „ein Kleiner nichts darf, ein Großer aber alles“, wies Vizebürgermeister Helmut Müller strikt zurück. Für ­Annelies Fliri (Zukunft Naturns) ist eine wirtschaftliche Entwicklung zwar zu begrüßen, „aber wir müssen uns fragen, in welchem Rahmen und wo wir mit dem Tourismus hin wollen.“ Sie gab zu bedenken, dass mehrere Privatzimmervermieter die Tätigkeit aufgelassen haben, wenngleich im Tourismusentwicklungskonzept steht, dass die Vielfalt der touris­tischen Betriebe zu unterstützen ist. Margot Tschager Svaldi (Zukunft Naturns) sieht nicht im Bau selbst das Problem, sondern im Standort: „Mein Problem ist das Gefallenen-Denkmal. Wer künftig dorthin geht, sieht einen 20 Meter hohen Turm vor sich.“ Laut Hans Pöll (unabhängiges Ratsmitglied) „wurden bis dato die Großen immer größer“. Das mag rechtlich zwar in Ordnung sein, „aber wir müssen uns fragen, ob das für die Allgemeinheit wirklich alles gut ist oder ob der Bogen überspannt wird.“ Pöll verglich das Ganze mit einer Geschwulst, die wächst und wächst. Er könne sich mit dem Lindenhof-Projekt nicht identifizieren. Zeno Christanell (SVP) meinte, dass es zwar gelungen sei, „unter den gegebenen Bedingungen das Beste zu machen“, räumte zur Ausweisung von Tourismuszonen insgesamt aber selbstkritisch ein, „dass es uns nicht bewusst war, um welche Baumassen es sich handelt.“ Man hätte schon vor der Ausweisung eine Expertise einholen sollen. Marianne Holzeisen Bauer (SVP) kündigte zwar ihre Ja-Stimme an, äußerte aber viele Bedenken: „Es steht Gewaltiges an in einem sensiblen Ort.“ Die Kriterien für die Ausweisung von Tourismuszonen seien neu zu regeln. Astrid Pichler (SVP) hingegen sprach von einem sehr mutigen Projekt, das der gesamten Wirtschaft viel bringe. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eine bestimmte Verstädterung sei zu begrüßen. Auch der Bürgermeister meinte: „In die Höhe wird es gehen müssen. Wichtig ist wie.“ Bei der Abstimmung sprachen sich 11 Räte für den Rechtsplan des Projektes, die Durchführungsbestimmungen und den technischen Bericht aus. Hans Pöll, Margot Tschager Svaldi, Annelies Fliri und Kurt Fliri waren dagegen, Evi Prader (Zukunft Naturns) sowie Natascha Santer Zöschg und Benjamin Theiner (beide Süd-Tiroler Freiheit) enthielten sich der Stimme.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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