Handliche 861 Jahre Kirchengeschichte
1156 wurde der Bauplatz gesegnet, 2015 die Klosterkirche in Marienberg restauriert, 2017 erschien darüber ein Kirchenführer.
Burgeis/Marienberg - Es waren nicht 3.000 Teilnehmer wie am 8. September 1647, als Abt Grafinger die barockisierte Stiftskirche „benedizierte“. Zu Mariä Himmelfahrt, 15. August 2017, waren es gut 80 Besucher, die zur Vorstellung des 1. Kirchenführers nach Marienberg gekommen waren. Das Ereignis eröffnete Abt Markus Spanier vor einer beachtlichen Ansammlung von Klosterbewohnern, ehemaligen Klosterschülern, Autoren, Kulturträgern, Kulturvermittlern, Architekten und Interessierten im Hauptschiff der Stiftskirche. Zur kleinen Feier nach der Vesper meinte Abt Markus: „Da es für die Stiftskirche keinen Kirchenführer gab, schien mir nach der Restaurierung der rechte Augenblick gekommen, einen solchen in Auftrag zu geben. Dass sich Dr. Leo Andergassen bereit erklärte, die Textfassung zu übernehmen, dafür bin ich ihm sehr, sehr dankbar. In der Südtiroler Kirchenkunstszene zählt Dr. Andergassen zu den prominentesten Kunsthistorikern.“ Leo Andergassen nannte es eine ehrenvolle Aufgabe, sich mit diesem Raum zu beschäftigen. Die Kirche sei seit dem Mittelalter ein weitum offenes, geistiges Zentrum mit einer wechselhaften Geschichte. Seine Ausführungen zu Vorgangsweise und Verfassen der 48 Seiten-Broschüre im Kunstverlag Josef Fink mit 40 exzellenten Aufnahmen des Fotografen Erwin Reiter, darunter 10 ganzseitigen Abbildungen, hätten zu einem weiteren Kirchenführer gereicht. Leo Andergassen stellte einen richtigen „Andergassen“ vor: kompakt und trotzdem tief gehend, detailreich und trotzdem lesbar und voller Querverweise, die neugierig machen. Es werden weitreichende Entscheidungen der Äbte erwähnt, auf Einflüsse und Anregungen eingegangen, Rückschläge und Neubeginn kommentiert und das Kloster mit der Barockisierung der Kirche als Arbeitgeber für Künstler und Handwerker von Innsbruck bis Meran vorgestellt. Entstanden ist nicht nur ein Führer, sondern eine handliche Monografie der Stiftskirche. Der Autor hat trotzdem nicht den eiligen Besucher vergessen. Der ausklappbare, hintere Umschlag mit Grundriss des Kirchenbaus, mit fortlaufend nummerierten Kunstwerken und Räumlichkeiten ermöglicht Orientierung ohne Verwirrung und Verirrung. Der Besucher startet im Jahre 1180 am romanischen Portal und erreicht den 2015 aus Marmorsand gegossenen Volksaltar nach Entwürfen des Latscher Architekten Werner Tscholl. Vielleicht wird der kleine Wermutstropfen, dass die Michaelskapelle, die Sakristei und der Sommerchor mit der „Apokalyptischen Frau“ nicht zugänglich sind, mit fortschreitender Restaurierung noch weggewischt.