Im Bild (v.l.): Veronika Gufler und Barbara Traut (Hauspflege Mittelvinschgau), Elke Pirhofer (Einsatzleiterin Hauspflege Obervinschgau), Walburg Wielander (Verantwortliche Bereich Pflege und Senioren), Karin Tschurtschenthaler, Roselinde Gunsch, Christian Theiner und Urban Rinner, Generalsekretär der Bezirksgemeinschaft.

Hoher Zufriedenheitsgrad

Eine Studie belegt, dass die Sozialdienste ein beliebter Arbeitgeber sind. Entlohnung könnte besser sein. Verbesserungen empfohlen.

Publiziert in 1 / 2022 - Erschienen am 19. Januar 2022

Schlanders - 43 Frauen und 1 Mann sind derzeit in den Bereichen ambulante, teilstationäre und stationäre Seniorenbetreuung bei den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau beschäftigt. Um herauszufinden, wie zufrieden die Bediensteten mit ihrem Arbeitgeber sind, wie es um die Altersstruktur der Mitarbeitenden bestellt ist und wo der Hebel für Verbesserungen anzusetzen ist, wurde im Rahmen des Interreg Kooperationsprogramms V-A Italien Schweiz 2014-2020 (Projekt „Sonnenstrahl“) in Zusammenarbeit mit Eurac Research eine Studie erarbeitet. „Obwohl die Studie während der Zeit der Pandemie erstellt wurde, die uns alle stark gefordert hat und nach wie vor fordert, können wir von einem durchschnittlich hohen Zufriedenheitsgrad bei den Bediensteten sprechen,“ sagte Karin Tschurtschenthaler, die Direktorin der Sozialdienste, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie am Sitz der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Mit der für die Sozialdienste zuständigen Bezirksreferentin Roselinde Gunsch stimmte sie darin überein, dass es dem Betrieb ein Anliegen sei, den Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen zu bieten und gewünschte Verbesserungen nach Möglichkeit umzusetzen.

Betreute und Pflegende werden immer älter

Wie werden unsere Angehörigen in Zukunft versorgt? Von wem und in welcher Form werden sie gepflegt? Wie kann sichergestellt werden, dass die derzeitigen Mitarbeitenden möglichst lange fit und motiviert bleiben? Dies waren die zentralen Fragen der Studie, die das Institut für Public Management der Eurac Research von März bis Mai 2021 im Auftrag der Sozialdienste durchgeführt hat. Als Hintergrund der Studie nannte Christan Theiner vom Institut für Public Management die Tatsache, dass aufgrund der demografischen Entwicklung nicht nur die Anzahl an pflegebedürftigen Personen steigen wird, sondern auch der Anteil der älteren Beschäftigten. Neues Personal komme nur in bedingtem Ausmaß nach und außerdem herrsche ein Fachkräftemangel. Vor allem ambulante und teilstationäre Dienste und Leistungen, wie sie von den Sozialdiensten in den Bereichen Hauspflege sowie betreutes und begleitetes Wohnen angeboten werden, sind von diesen Entwicklungen betroffen. Die Entwicklung der Altersstruktur von 2016 bis 2020 zeigt einen Überhang der älteren Mitarbeiterinnen in den Sozialdiensten. Nur wenige jüngere Mitarbeiterinnen treten in den Dienst ein. Christian Theiner: „Es lässt sich der Trend erkennen, dass die Personalstruktur altert.“ Es sei wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiterinnen entsprechend erhalten und verbessert werden kann. 

Mit Entlohnung nicht zufrieden

Eine Umfrage im Rahmen der Studie ergab, dass die Bediensteten mit ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber überwiegend zufrieden sind. Grundsätzlich positiv bewertet wurden die Arbeitsbedingungen, die Anerkennung, die Beziehungen, der Arbeitsablauf, der Einsatz, die Motivation sowie andere Dimensionen der Arbeitszufriedenheit. Der einzige Punkt, bei dem die Mitarbeitenden eine breite Unzufriedenheit äußerten, betraf die Entlohnung. Konfliktsituationen am Arbeitsplatz gebe es ebenso selten wie Stresssituationen. Die Arbeit insgesamt wird als nicht übermäßig belastend empfunden. Sehr wohl belastend hingegen seien vor allem die körperliche und mentale Anstrengung sowie der übermäßige Arbeitsaufwand. Auch Handlungsempfehlungen wurden in der Studie erarbeitet. Das wichtigste Handlungsfeld sei eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit privaten Dienstleistern sowie die Stärkung der Beziehungen mit anderen Akteuren, wie zum Beispiel mit der Sanität und den Gemeinden. Empfohlen wird auch eine Entlastung bei körperlicher und mentaler Belastung sowie bei übermäßigem Arbeitsaufwand. Zudem bräuchte es eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in mehreren Bereichen: Kurse für rückenschonendes Arbeiten, Einsatz von Hilfsmitteln, Fortbildungen, Erneuerung der Dienstfahrzeuge. Auch auf externe Faktoren, auf welche die Sozialdienste keinen Einfluss haben, wird verwiesen: gerechte Entlohnung, kollektivvertragliche Regelungen für Altersteilzeit, Erholungszeiten und andere mehr. Wichtig sei es auch, das Image der Pflegeberufe generell aufzuwerten und bezüglich dieser Berufsbilder zu sensibilisieren, „damit auch junge Menschen, Quereinsteiger und Wiedereinsteiger sowie Männer konkret angesprochen werden.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.