Zwischen Wänden aus Hanfziegeln verfolgte das Publikum die Impulsreferate mit.
Anna Köhl
Werner Schönthaler
Martin Klöti

Im Kreislauf statt linear

BASIS Campo zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Hanf

Publiziert in 13 / 2019 - Erschienen am 9. April 2019

Eyrs - Ungebremstes Wachstum, steigender Verbrauch von Ressourcen und Zerstörung der Umwelt. So kann man die sogenannte Linearwirtschaft, auch „Wegwerfwirtschaft“ genannt, umschreiben. Dass mit diesem System auf lange Sicht kein Staat zu machen ist, sondern dass sich das derzeit vorherrschende Prinzip der industriellen Produktion in Richtung Kreislaufwirtschaft bewegen muss, davon gab sich Anna Köhl, Doktorandin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Innsbruck und Forscherin, bei der 3. Campo-Veranstaltung überzeugt, zu der BASIS Vinschgau Venosta am 4. April nicht von ungefähr in das Schönthaler Bausteinwerk nach Eyrs eingeladen hatte. „Als Drehpunkt BASIS Vinschgau Venosta geht es uns darum, den Vinschgau strukturell zu stärken, indem wir Wirtschaft, Kultur, Bildung, Soziales und kreative Kräfte zusammenführen“, hatte Hannes Götsch im Namen von BASIS vorausgeschickt. Unter dem zahlreich erschienenen Publikum befanden sich viele junge Menschen.

„Das bisherige System ist am Kippen“

Laut Anna Köhl hat das Wirtschaftswachstum in Europa seine Grenzen erreicht: „Europa ist eigentlich ein armes Land, wir sind in vielen Dingen, die wir im Alltag brauchen, von China abhängig.“ Das derzeitige Wirtschaftssystem sei aufgrund des steigenden Ressourcenverbrauchs und der Zerstörung von Natur und Umwelt am Kippen. Der einzige Ausweg sei eine schrittweise Einführung der Kreislaufwirtschaft. Gemeint ist dabei ein Wirtschaftssystem, das sich nachhaltig regeneriert. Durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen können Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung minimiert werden. Erzielt wird dies durch langlebige Konstruktion, Instandhaltung, Reparatur und Wiederverwendung. Die Kreislaufwirtschaft lasse sich in allen Bereichen anwenden, in der Landwirtschaft ebenso, wie bei der Herstellung von Kleidern und in vielen anderen Bereichen. Das wirtschaftliche Wachstum habe in den vergangenen Jahrhunderten zwar viel Wohlstand gebracht, doch mittlerweile seien die Grenzen erreicht. Vor allem auch deshalb, weil die Ressourcen immer knapper und teurer werden.

Umdenken auf allen Ebenen

Es brauche ein Umdenken auf allen Ebenen. Nachzudenken sei zum Beispiel darüber, nicht die Arbeit zu besteuern, sondern das Produkt. Als Schlüsselbegriff der Kreislaufwirtschaft nannte Köhl das Design. Die Kreislaufwirtschaft ermögliche wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand unabhängig von negativen Umwelteinflüssen und Ressourcen-Verschwendung.

Multitalent Hanf

Der Hanfziegel-Produzent Werner Schönthaler informierte in seinem Impulsreferat über die vielen Vorteile des Mulitalents Hanf. Sie ist die älteste Kulturpflanze und deckt viele Grundbedürfnisse: Nahrung, Medizin, Essenzen, Baumaterial, Kosmetik, Textilien und Bekleidung. Das Schönthaler Bausteinwerk in Eyrs stellt seit 2014 auch Kalk-Hanf-Ziegel her. Die Symbiose des ältesten Baumaterials der Menschheit (Kalk) mit der ältesten Kulturpflanze (Hanf) ergibt laut Werner Schönthaler den Baustoff der Zukunft. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, sie reichen vom Neubau über Innen- und Außendämmung bis hin zu Trennwänden und Unterböden. Besonders wichtig in der vielfältigen Nutzung von Hanf sei die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Akteuren. 

Die Glärnisch Textil Genossenschaft

So arbeitet das Schönthaler Bausteinwerk z.B. mit der Glärnisch Textil Genossenschaft in Glarus in der Schweiz zusammen, die seit 2017 den Ausbau der Textilindustrie im Glarnerland anstrebt. Wie Martin Klöti, ETH-Betriebsingenieur und Mitbegründer der Glärnisch Textil Genossenschaft, in seinem Referat erklärte, deckt die Genossenschaft den gesamten Wertschöpfungsprozess von Anbau, Ernte und Verkauf der Pflanzen (Flachs, Hanf, Öllein) auf dem Feld über die Produktion (Entholzung und Veredelung) bis zum Absatz der Produkte (Segeltuch, Seile, Jeans, Polos, Taschen) auf verschiedenen Märkten ab. Im Anschluss an die Impulsreferate standen die Referenten für Fragen und vertiefende Gespräche zur Verfügung. Auch den Titel der 3. Campo-Veranstaltung „Stoffstrom“ hatte BASIS nicht zufällig gewählt. Stoffstrom ist der Weg eines Stoffes von seiner Gewinnung als Rohstoff über die verschiedenen Stufen der Veredelung bis zum Endprodukt und den Gebrauch bzw. den Verbrauch sowie gegebenenfalls die Wiederverwendung bzw. Verwertung bis zur Entsorgung.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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