Musikalisch begabt: Die Werkstattband.
Freuten sich über eine tolle Veranstaltung (v.l.): Julia Moriggl, Bernadette Tedoldi, Betreuerin Simone Ratschiller, Valeria Waldner, Betreuerin Verena Schnarf, Martina Warger.
Gut drauf (v.l.): Betreuerin Julia Stecher, Stefano Saunaranayagam, Betreuer Karl Wallnöfer, Christine Maurer, Markus Ziegele sowie Lena Ortenzi von der Bezirksgemeinschaft.
Spaß bei der Eröffnung (v.l.) Martin Tschöll, Betreuer Dietmar Raffeiner und Norbert Stecher.
Hubert Klotz (links), fleißiger Praktikant bei der Gemeinde, und Bürgermeister Karl Bernhart.
Daniela Masiero und Lena von der Bezirksgemeinschaft.
Andreas Tappeiner präsentiert einige Werkstatt-Produkte.

Jeder gehört dazu 

Kunterbunte Begegnungen: Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt. 

Publiziert in 19 / 2018 - Erschienen am 23. Mai 2018

Prad - Jeder ist anders. Und jeder gehört dazu; zur Dorfgemeinschaft, zur Gesellschaft. Bei der Veranstaltungsreihe „Kunterbunte Begegnungen“ in Prad in der vergangenen Woche ist dies einmal mehr klar geworden. Menschen mit und ohne Behinderung wurden zusammengeführt. Es waren vier Tage der gelebten Inklusion, organisiert von der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Prad, dem Schulsprengel Prad, dem Bildungsausschuss Prad und der integrierten Volkshochschule. 

Hier ein Verkaufsstand mit geschickt angefertigten Werkstattprodukten, dort eine Band die für Unterhaltung sorgt – und auch Theaterstücke, Tänze und Workshops durften nicht fehlen. Die im Leben zwar oft gehandicapten Menschen zeigten, was sie können, was alles in ihnen steckt. „Jeder hat seine Stärken. In diesen Tagen wollen wir die Fähigkeiten, welche diese Menschen mitbringen, der Bevölkerung näher bringen“, betont Andreas Tappeiner, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. 

„Gelebte Inklusion“ 

„Das ist gelebte Inklusion“, freut sich auch der Prader Bürgermeister Karl Bernhart. Dabei gehe es vor allem um die soziale Inklusion, also die Akzeptanz eines jeden Menschen von der Gesellschaft sowie die Möglichkeit an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. „Eine Begegnung zwischen der Dorfbevölkerung und den Menschen aus der Werkstatt findet dabei nicht nur an diesen vier Tagen statt, sondern regelmäßig“, weiß Bernhart. Die „kunterbunten Begegnungen“, die früher noch bei der Prader Sportbar über die Bühne gingen, finden seit einigen Jahren bewusst im aquaprad statt. „Mitten im Dorf. Dort gehört so eine Veranstaltung hin“, betont der Prader Bürgermeister. Menschen mit Behinderung gelte es, ins Dorfleben zu integrieren. Dass die Prader Gemeindeverwaltung dies auch selbst ernst nimmt, zeigt sich am Beispiel Hubert Klotz. Der Prader, der sich bei den „kunterbunten Tagen“ vor allem auch als Musikfan zeigt und kräftig auf der Bühne mitmischt, macht in den Sommermonaten ein Praktikum bei der Gemeinde. Klotz kümmert sich dabei unter anderem um die Pflege der Grünanlagen. „Fleißig und voller Tatendrang“, lobt der Bürgermeister. 

Autonomie der Menschen stärken

Rund 30 Menschen mit Behinderung oder Mehrfachbehinderung sind heute in der Prader Werkstatt untergebracht. Dabei handelt es sich um eine Struktur der Sozialdienste in der Bezirksgemeinschaft. Seit den 1980er Jahren befindet sich diese in Prad. Etwa zehn Betreuer kümmern sich am Prader Kiefernhainweg regelmäßig um die Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung. Astrid Reinstadler leitet die Struktur. Volljährige Personen können selbst oder durch Angehörige für einen Platz in der Werkstatt ansuchen. „Es gilt, die Autonomie jedes Menschen zu stärken“, betont Karin Tschurtschenthaler, die Direktorin der Sozialdienste. Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung dient für die beeinträchtigten Menschen als Tageseinrichtung, wo diese die Möglichkeit einer sinnvollen Beschäftigung finden. Unter den Klienten der Werkstatt befinden sich Menschen mit Behinderung, für die nach der Erfüllung der Schulpflicht ein geschützter Lebensort notwendig ist sowie Menschen mit Behinderung, die nicht auf dem regulären Arbeitsmarkt vermittelt werden können und einen geschützten Arbeitsplatz oder Ort der Beschäftigung benötigen. Auch Menschen mit Behinderung mit einem Rehabilitationsbedarf, die wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen und vorbereitend ein Arbeitstraining in der Werkstatt absolvieren, sind willkommen. 

Wichtiger Teil der Gesellschaft 

Je nach Fähigkeiten und Interessen stehen den Klienten der Werkstatt verschiedene Trainings- und Beschäftigungsbereiche offen. Die Betreuungsarbeit richte sich nach verschiedenen Leitsätzen, unter anderem kümmere man sich um die Förderung, Erhaltung und Entwicklung der psychischen und physischen Gesundheit und Lernfähigkeit der Menschen mit Behinderung. Dabei gebe es zwei Gruppen: Die Werkstattgruppe, wo verschiedene Sachen hergestellt werden, und die basale Gruppe, wo jene Menschen betreut werden, die aufgrund ihrer speziellen Bedürfnisse nicht mehr in der Lage sind, am Alltag einer produktiv-kreativen Werkstatt teilzunehmen. „Beim Fest können wir zeigen, dass alle diese Menschen ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind“, freut sich Tschurtschenthaler.  Auch der Schulsprengel Prad beteiligte sich aktiv an der Veranstaltungsreihe der „kunterbunten Begegnungen“. „Durch den Austragungsort mitten im Dorf wird dieses Thema in den Mittelpunkt gerückt“, freut sich Direktorin Sonja Saurer. Schüler und Schülerinnen waren mit Freude bei den zahlreichen Veranstaltungen dabei. „Es ist schließlich auch ein wichtiger Auftrag der Schule, sich um Inklusion zu kümmern“, so Saurer. Das natürliche Miteinander gelte es dabei zu fördern. 

Geschickt und begabt 

Dass die Klienten der Werkstätte geschickt und begabt sind, davon konnten sich die Besucher beim Verkaufsstand ein Bild machen. Viele verschiedene, handwerklich in der Werkstatt hergestellte Produkte, wurden angeboten. Von Skulpturen aus Holz und Holzschnitzereien, über bedruckte Stofftaschen und Schürzen, bis hin zu allerlei Dekorationsgegenständen und Bildern. Dass sie auch literarisch begabt sind, bewiesen unter anderem Maria Köllemann und Norbert Stecher. Sie hatten eigens für die Veranstaltung einige Texte geschrieben. Dass sie schlussendlich etwas zu aufgeregt waren diese selbst vorzutragen, das störte an jenem Eröffnungstag der Veranstaltungsreihe niemanden. Den verdienten Applaus holten sie sich mit Freude ab. Überhaupt war die Veranstaltungsreihe „Kunterbunte Begegnungen“ einmal mehr eine überaus gelungene. Sie brachte Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, die Organisatoren freuten sich über vier schöne Tage in Prad. Und die Klienten der Werkstatt selbst, immerhin die Protagonisten dieser Veranstaltungen, zeigten, dass sie nicht nur ein Teil der Gesellschaft sind, sondern mittendrin. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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