Kampf den Neophyten
Durch Information und Sensibilisierung.
SCHLANDERS - „Südtirol steht vor großen Herausforderungen. Invasive Neophyten sorgen für wirtschaftliche und ökologische Schäden“, fand Alois Fundneider, Botaniker am Versuchszentrum in Laimburg, klare Worte. Er habe es sich zum Ziel gesetzt, „zu sensibilisieren“. Dies sei das Um und Auf. Darum ging es beim Informationsabend auf Einladung der Umweltschutzgruppe Vinschgau zum Thema „Neophyten in Südtirol“, der kürzlich im Kulturhaus Karl Schönherr in Schlanders stattgefunden hat.
Was sind Neophyten?
Bei Neophyten handelt es sich um nichtheimische Pflanzenarten. Freilich, nicht alle seien invasiv, also schädlich. Aber: Immer mehr bereiten Botanikern Kopfzerbrechen. Neopyhten hielten bereits Ende des 15. Jahrhunderts Einzug in unsere Gebiete. „Direkt oder indirekt durch den Menschen“, sagte Fundneider. Als Beispiele nannte er unter anderem Gelbe Taglilien, den „Gelben Sonnenhut“, den japanischen Flügelknöterich. Viele Neophyten wurden absichtlich durch den Gartenbau nach Südtirol gebracht, andere unabsichtlich, Stichwort Begleitflora. Der Botaniker erklärte die derzeitige Situation in Südtirol: So gebe es 2.271 „einheimische“ Pflanzen, was rund 80 Prozent ausmache. 637 Neophyten konnten festgestellt werden, bei 81 Pflanzen ist unklar ob es sich um heimische, kultivierte bzw. eingebürgerte handle.
Viele Probleme
„Das Problem, das die Invasiven Neophyten mit sich bringen ist, dass sie eine Konkurrenz um Licht und Nährstoffe für die heimischen Pflanzen darstellen“, erklärte Fundneider. Ein weiteres Problem sei die Kreuzung mit den heimischen Pflanzen. Zudem sorgen sie für Schäden an Infrastrukturen. Eine EU-Verordnung besagt daher sogar, dass die „schlimmsten“ invasiven Pflanzen verboten sind, etwa der Götterbaum, die Riesen-Bärenklaue, die Syrische Seidenpflanze, das Drüsige Springkraut, die Schmalblättrige Wasserpest sowie der Himalaya-Knöterich. „Seit 2000 haben die Neophyten bei uns stark zugenommen“, warnte Fundneider. Dies sei etwa an den drei Beispielen – dem Japanischen Flügelknöterich, dem Himalaya-Knöterich und dem Beifuß-Traubenkraut – ersichtlich. Der Himalaya-Knöterich wurde etwa durch den Gartenbau absichtlich nach Südtirol gebracht. Ohnehin seien Neophyten größtenteils absichtlich eingeführt worden. „Die Notwendigkeit von mehr Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen ist groß“, so der Botaniker. Es müsse eine gemeinsame, zukunftsorientierte Neophytenstrategie geben.
Man müsse „verzichten“
Klare Worte fand auch Helga Salchegger: „Im Handel und Gartenbau stehen abertausende Pflanzenarten zur Verfügung, ein Verzicht auf wenige invasive Arten und die Verwendung von Alternativen sind für eine grüne Branche zielführend“. Salchegger erklärte die bewusste Verbreitung invasiver Neophyten, etwa durch Botanische Gärten, Pflanzensammler und Gartenbaubetriebe. Es gelte, „kritisch zu bleiben“. Auch daheim. „Im Garten bereits vorhandene gebietsfremde Pflanzenarten, die ein auffälliges Ausbreitungsvermögen zeigen, sollen längerfristig beobachtet werden“, betonte sie. Jeder könne und müsse etwas tun: „Verzichten Sie auf invasive Neophyten, schneiden Sie die Blütenstände vor der Fruchtbildung ab, vermeiden Sie unkontrollierte vegetative Vermehrung, transportieren und entsorgen Sie Pflanzenabfälle nicht in der freien Landschaft, vermeiden Sie offenen Boden, mähen Sie nicht zu tief, man solle die Wiesen mindestens 10 Zentimeter stehen lassen“.
Zum Schutz der Bienen
Andreas Platzer, Fachberater für Imkerei an der Fachschule Laimburg, betrachtete die Neophyten aus der Sicht der Imkerei. Nicht alle Neophyten seien schlecht für die Bienengesundheit. Aber gar einige. Insbesondere das schmalblättrige Greiskraut (senecio inaequidens). Vor allem am Vinschger Sonnenberg sei dies ein großes Problem. Die Blüten enthalten im Nektar und Pollen einen sehr hohen Anteil an Pyrrolizidinalkaloiden. „Die Bienen nehmen den Pollen mit, der wird dann in die Waben des Bienenvolkes eingelagert, dann für die Aufzucht der jungen Brut genommen. So kommt es für neue Generationen von Bienen zu einer larviziden Wirkung, das Volk kann sich nicht weiterentwickeln, Völker sind plötzlich bienenleer“, warnte Platzer. Was sollen Imker nun tun? „Gebiete in denen diese Pflanzen großflächig vorkommen, müssen gemieden werden“, so der Fachberater. Das Problem sei aber nicht allein die Honigbiene. „Auch für die Wildbienen stellen die Neophyten große Probleme dar, weil sie die heimischen Pflanzen verdrängen und der Wildbiene die Nahrung nehmen“, betonte Platzer.