Gruppenfoto zum Abschluss des Lehrgangs „Die Künstlerbrille“.
Auch Petra Theiner (links mit Claudia Santer) freute sich über das Diplom.

Kann man Kreativität lernen?

Diplomübergabe an die Teilnehmer des zweiten Lehrgangs für Führungskräfte „Die Künstlerbrille“

Publiziert in 23 / 2019 - Erschienen am 2. Juli 2019

Goldrain - Die zunehmende Unsicherheit in der Unternehmenswelt, eine nicht mehr planbare Zukunft und eine hohe Komplexität verlangen von Führungskräften Kreativität als eine der wichtigsten Kompetenzen. Dass diese Kreativität tatsächlich gelernt werden kann, bestätigte auch der zweite Lehrgang „Die Künstlerbrille®“ im Bildungshaus Schloss Goldrain. Die Initiatorin und Referentin der beiden Lehrgänge, Dagmar Frick-Islitzer aus Liechtenstein ist überzeugt, dass besonders Kunstschaffende über Qualitäten verfügen, die in unsicheren Zeiten ein stabiles Gerüst für die Zukunft bilden. Gerade das Wiederaufstehen nach Niederlagen und ständige Neueinstellungen auf sich stetig verändernde Situationen seien heute mehr denn je gefragt. „Künstler denken anders, denken neu, quer oder das Gegenteil, sie gehen bewusst Umwege, sie glauben an sich und schwimmen auch gegen den Strom“, erklärte die Referentin bei der Abschlussfeier, bei der die Teilnahmebestätigungen überreicht wurden. „Künstlerinnen hinterfragen gewohnte Denkmuster, brechen mit bestehenden Normen und sind bereit, ausgetretene Pfade, auf denen für sie nichts Neues entstehen kann, zu verlassen. Zudem haben Künstler Eigenschaften, die sich jede Führungskraft auch wünscht: Begeisterung und Ausdauer. Kunstschaffende sind fasziniert von dem was sie tun, sie verfolgen ihre Vorhaben mit Leidenschaft und Beharrlichkeit. Sie halten Ungewissheiten aus und sind bereit, mehr Risiko einzugehen. Denn sie wissen: Fehlentscheidungen, Blockaden, Krisen und Scheitern gehören zu ihrer Arbeit dazu. Der Nullpunkt zwingt sie, anders weiterzumachen, was dann oft erst zum Interessanten führt.“ Die Direktorin des Bildungshauses Schloss Goldrain, Claudia Santer, ist zudem wegen des nahen Praxisbezuges von dem Lehrgang überzeugt: „Wie Künstler mit den Herausforderungen umgehen, wie sie weiterdenken und wie sie erfolgreich Hürden nehmen, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, um es später in ihrem Beruf anzuwenden. Eine neue Sichtweise kann hier erprobt werden, für die es jedoch keine künstlerischen Fähigkeiten braucht. Der Lehrgang funktioniert wie eine Brille, die es ermöglicht, Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten“. Kunstschaffende aus dem Vinschgau und dem benachbarten Ausland begleiteten jeweils die neun Module des Lehrgangs, an dem Führungskräfte aus dem mittleren Management sowie Interessierte teilnahmen. Sie kamen aus den beruflichen Branchen Pflege, Gastronomie, Bio-Landwirtschaft, Bildung, Architektur und Fotografie. Die Kursteilnehmerinnen wurden sensibilisiert auf Räume, auf Atmosphäre, auf Wirkung, auf nonverbale und verbale Kommunikation. Der Lehrgang beinhaltete theoretische Inputs, aber vorwiegend ein großes Angebot an Übungen zu Neugier und Intuition, sensible Wahrnehmung, Gedankenvielfalt, Prozessoffenheit, Kontrollabgabe und Einbindung des Zufalls sowie Improvisation, Reflexionsvermögen und Umgang mit Fehlern, Krisen und Scheitern. Um die Dinge zu betrachten wie ein Künstler und eine Künstlerin, musste die Künstlerbrille aufgesetzt werden: Man kann damit schärfer oder auch unschärfer sehen, auf jeden Fall anderes sehen oder Perspektive wechseln. „Der Abschluss eines Lehrganges ist immer auch ein Abschluss eines Bildungsprozesses, eines gemeinsamen Weges“, sagte die Direktorin Claudia Santer. Sie dankte der Lehrgangsleiterin für die professionelle Erarbeitung und Durchführung des Lehrganges, das über Erasmus+ kofinanziert wurde.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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