Wohnmobile auf dem Seilbahn-Parkplatz in Sulden.
Lukas Reinstadler vor einem Teil seines neuen, großteils ungenutzten Caravan-Stellplatzes.

„Kaum Kontrollen“

Trotz eines ordnungsgemäßen Caravan-Stellplatzes ist in Sulden immer wieder „wildes“ Campen zu beobachten.

Publiziert in 13 / 2022 - Erschienen am 19. Juli 2022

Sulden - Vor rund 4 Jahren hat Lukas Rein-stadler am Ortseingang von Sulden einen Caravan-Stellplatz errichtet, auf dem auf zwei Ebenen bis zu 30 Camper Platz finden. Das Vorhaben war mit erheblichen Kosten verbunden und auch gegen Hürden, Widerstände und Anzeigen war anzukämpfen. Die Ursache dafür, warum der neue Stellplatz so gut wie überhaupt nicht genutzt wird - auch nicht jetzt im Juli - sieht Lukas Reinstadler darin, dass „wildes“, sprich kostenlosen Campen in Sulden toleriert werde, speziell auf dem Parkplatz bei der Talstation der Seilbahn. Wenngleich für das längerfristige Abstellen von Wohnmobilen gesetzliche Vorschriften und Vorgaben gelten, „gibt es hier in Sulden so gut wie keine Kontrollen, weder seitens des Nationalparks, noch seitens der Gemeinde oder der Carabinieri.“ Seinen Ärger über die bestehende „Wohnmobilkultur“ in Sulden hat Reinstadler unlängst auch in einem Schreiben an den Direktor des Landesamtes für den Nationalpark, Hanspeter Gunsch, sowie an Bürgermeister Franz Heinisch geäußert. Habe vor der Errichtung des Caravan-Stellplatzes noch die Hoffnung bestanden, dass die mit dem „wilden“ Campen verbundenen Probleme, wie etwa die Ablagerung von Müll, das Grillen auf unerlaubten Flächen, das Waschen von Geschirr im Bach usw. gelöst werden könnten, habe sich die Lage nicht gebessert. „Viele Wohnmobile fahren schnurstracks an unserem Stellplatz vorbei und durchqueren das ganze Dorf, um bis zum Parkplatz der Seilbahn zu gelangen“, ärgert sich Lukas Reinstadler. Von Nachhaltigkeit könne hier nicht die Rede sein. Es komme auch vor, dass Camping-Gäste, die für mehrere Tage gebucht haben, schon nach der ersten Nacht zum kostenlosen Parkplatz wechseln. Außerdem hätten „Wildcampierer“ ihren Abfall in der Dunkelheit am Caravan-Stellplatz entsorgt. Dass „wildes“ Campen im Herzen des Nationalparks einfach toleriert werde, sei nicht tragbar. Während der Hochsaison würden bis zu 40 Wohnwägen auf dem Seilbahn-Parkplatz zu finden sein: „Die Camper bleiben meist mehrere Tage, sie brauchen nur vor- und zurückfahren bzw. einen halben Meter weiter weg parken, dann sind sie wieder in ‚Ordnung’. Von Kontrolle gibt es dort keine Spur.“ Lukas Reinstadler hofft, „dass dieser ungeregelte und unkontrollierte Wohnmobiltourismus nicht zu einem Massenphänomen ausartet und der Umwelt und Natur schadet.“ Nicht nachvollziehbar sei es außerdem, „dass wir als Gastbetriebe die Kurtaxe einheben und viele Ausgaben bestreiten müssen, während anderswo gratis geparkt werden kann und für allfällige Spesen, wie etwa die Entsorgung von Müll, die Allgemeinheit herhalten muss.“ 

Aufforderung der Campingvereinigung

Auch den Präsidenten der Campingvereinigung Südtirol, Thomas Rinner aus Latsch, hat Lukas Reinstadler mit den angeblichen Missständen befasst. Rinner erinnert den Bürgermeister Franz Heinisch daran, „dass am Parkplatz der Seilbahn Sulden bereits seit Jahren bis zu 30 und 40 Wohnmobile tagelang stehen und die Wohnmobilbesitzer in den Wohnmobilen übernachten bzw. campen.“ In der Nacht vom 15. auf dem 16. Juni 2022 wurden 21 Einheiten um 6.00 Uhr morgens gezählt. „Es handelt sich somit eindeutig um einen Wohnmobilstellplatz.“ Der Präsident führt weiter aus, dass „Wohnmobilstellplätze öffentliche Parkflächen sind, die von den Gemeinden ausgewiesen werden können und auf denen das Parken von weniger als 20 Wohnmobilen für höchstens 72 Stunden erlaubt ist.“ Der Parkplatz der Seilbahn Sulden werde außerdem „in den verschiedenen Wohnmobilstellplatz-Katalogen und auf den verschiedenen Stellplatzwebseiten beworben.“ Die Campingvereinigung fordert die Gemeindeverwaltung von Stilfs dazu auf, „für den auf Ihrem Gemeindegebiet befindlichen Wohnmobilstellplatz die rechtlichen Voraussetzungen (urbanistischer und/oder lizenzrechtlicher Natur) zum Betrieb eines Wohnmobilstellplatzes zu schaffen oder unverzüglich dafür zu sorgen, dass diese Tätigkeit eingestellt und die Bewerbung desselben, sowohl mittels Hinweisschilder als auch in entsprechenden Katalogen und auf Onlineportalen, unterbunden wird.“

„Eine schwierige Situation“

Dass es in Sulden keine Kontrollen bezüglich des „wilden“ Campens gebe, stimmt laut Bürgermeister Franz Heinisch nicht: „Es wird seitens der Ortspolizei Vinschgau durchschnittlich einmal pro Woche kontrolliert.“ Außerdem werde zusätzlich zu einem Verbotsschild an der Dorfeinfahrt demnächst ein weiteres Schild beim Parkplatz der Seilbahn angebracht. Dies bestätigte auch Klaus Obwegeser von der Ortspolizei Vinschgau. „Wildes“ Camping sei grundsätzlich im ganzen Vinschgau verboten. Auch in der Gemeinde Stilfs gebe es eine entsprechende Verordnung. Schwierig gestalte sich die Sachlage deshalb, weil es laut der italienischen Straßenverkehrsordnung juridisch gesehen kein Unterschied zwischen Autos und Wohnmobilen gebe: „Mit einem Camper darf ich ebenso irgendwo parken, wie mit einem Auto.“ Erst, wenn Wohnmobile am Boden „verankert“, Treppen ausgefahren oder Tische aufgestellt werden, sei es erlaubt, Verwaltungsstrafen zu verhängen. Ist das nicht der Fall, „kann ein Camper genauso parken wie ein Auto.“ Die Situation in Sulden sei daher schwierig „und ich habe Verständnis für beide Seiten“, so Klaus Obwegeser. Ein ausschließliches Parkverbot für Camper sei nicht möglich. Das sei auch der Grund, „warum zum Beispiel beim Parkplatz Pitz an der Talstation der Seilbahn Schöneben in der Gemeinde Graun für alle Fahrzeuge ein kostenfreies Parken untersagt ist.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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