Klischeewahrheit

Publiziert in 3 / 2014 - Erschienen am 29. Januar 2014
„Typisch italienisch.“ Mit diesen beiden Wörtern hat der Landtagsabgeordnete Josef Noggler vor kurzem in einem Interview das Ansinnen eines Politikers beschrieben, eine Aufgabe erneut übernehmen zu wollen, der er bisher schon kaum gewachsen war. Die Frage, ob solche Verallgemeinerungen überhaupt zulässig sind und es tatsächlich so etwas wie einen Nationalcharakter gibt, ist trotz Kritik auch heute noch Gegenstand zumindest vorsichtiger Forschung. Was ist also typisch italienisch? Das Verfassungsgericht in Rom hatte Ende des vergangenen Jahres das „schweinische“ Wahlrecht für verfassungswidrig erklärt – wegen des Mehrheitsbonus und der fehlenden Vorzugsstimmen. Dass Italien ein neues Wahlgesetz braucht, ist seit Jahren klar. Und Matteo Renzi mit Silvio Berlusconi im Schlepptau (oder umgekehrt?) hat auch schon einen Vorschlag, der unter der Bezeichnung „Italicum“ kursiert (denn das neue Schwein, äh, das Kind braucht ja einen Namen). Dass der kritisierte Mehrheitsbonus und die geschlossenen Listen darin wieder vorkommen, ist nur sehr schwer nachzuvollziehen. Eben: Typisch italienisch. z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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