Luchsusreise

Publiziert in 31 / 2017 - Erschienen am 19. September 2017

wort|spaltung (87) - Die momentan unberechenbarsten Zeitgenossen sind (nein, nicht Donald Trump und Kim Jong-un) wohl (Problem-)Bär und (Schad-)Wolf. Zumindest bei uns. 1999 als ehrgeiziges Projekt zur Wiederansiedlung in der Brentagruppe begonnen, werden sie jetzt zu den sprichwörtlichen Geistern, die man gerufen hat und nicht mehr los wird. Ob es die großen Räuber der Wälder schaffen würden, wieder sesshaft zu werden, sei fraglich, hieß es noch vor Jahren im „Standard“; zu Gesicht hätte die Tiere kaum jemand bekommen. So kann man sich täuschen. Auch das Pestbakterium gehört zur Natur, genau wie Apfelwickler, Rüsselkäfer und Röhrenblattlaus. Aber nach den Initiativen „Mehr Pest für alle!“ oder „Rettet den Apfelwickler!“ sucht man vergebens. Wie viel Natur wollen wir und zu welchem Preis? Von einem sicheren Büro aus schauen die ­großen Beutegreifer eben anders aus – und einfach jeden Tierriss durch eine finanzielle Entschädigung aus der Welt zu schaffen, kann es nicht sein. Wenn zudem Leben und Arbeit des Menschen in Gefahr sind, erscheint der Artenschutz in einem anderen Licht und sollte für die Zukunft überdacht werden. Denn vielleicht ist ja der Luchs das nächste Raubtier, das gerne in Südtirol lebt. 

Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

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