Im Bild (v.l.): Annegret Grafen (Bioland), Bioland-Präsident Jan Plagge und Bürgermeister Ulrich Veith bei der Pressekonferenz in Berlin.

„Malser Weg“ auf der Grünen Woche

Publiziert in 2 / 2015 - Erschienen am 21. Januar 2015
BM Ulrich Veith gefragter Gesprächspartner auf Pressekonferenz in Berlin Berlin - Bioland Deutschland setzte mit dem „pestizidfreien Weg von Mals“ als Thema seiner Pressekonferenz auf der 80. Internationalen Grünen Woche in Berlin ein deutliches Zeichen. „Pestizide sind ein Thema, das häufig vergessen wird“: Mit diesen Worten leitete Jan Plagge die Bioland-Pressekonferenz ein. Daher hatte sich der deutsche Bioverband entschieden, die Dringlichkeit der Thematik auf die Agenda zu setzen. Vor zahlreichen Journalisten aus Deutschland und der Schweiz berichtete Bioland-Präsident Plagge von der im Oktober in Fulda verabschiedeten Resolution, der Malser Bürgermeister Ulrich Veith von der Entstehungsgeschichte der Malser Volksabstimmung. Auch in Deutschland sei, so Plagge, der Gebrauch von Pestiziden allein von 2002 bis 2012 um 30% gestiegen. Für den Menschen gingen Pathologien wie Krebs, neurologische oder hormonell bedingte Schäden aufgrund des Einsatzes von Pestiziden einher. Belastungen im Trinkwasser, Auswirkungen auf die Pflanzenvielfalt seien weitere Begleiterscheinungen. Der Rückgang von Samenvorräten auf deutschen Ackerböden sei auch einem erhöhten Pestizidgebrauch zu schulden. Ähnlich wie in Südtirol hadern vor allem die Biobauern mit den Eintragungen der Nachbarn: „Ein Betrieb muss immer beweisen, wer der Verursacher ist. Das kann nicht sein“, sagte Plagge. Zur Bioland-Resolution gehört u.a. die Forderung eines Neonicotinoid-Verbotes sowie eine Aufforderung, dass sich Forschung und Entwicklung vermehrt um das Vermeiden und Verringern von Pestiziden kümmern müssen. Ein Verbot von Totalherbiziden, zu dem auch der Wirkstoff Glyphosat gehört, Hauptwirkstoff von Roundup und in Südtirol vor allem im Obstbau im Unterstockbereich verwendet, ist ebenso Teil der Resolution. Die Journalisten wollten vom Bürgermeister Veith nicht nur wissen, wie der Großteil der Bauern, die nicht nur Biobauern oder Bauern, sondern eben auch Vieh- oder Obst-, Gemüse- oder Kräuterbauern sind, auf die Volksabstimmung reagiert hätten. An Plagge ging die Frage, warum nach etlichen veröffentlichten Studien, welche die schädigende Wirkungen von Pestiziden auf Mensch, Tier und Pflanzen bewiesen haben, die Diskussion um ein Zurückfahren mit Pestiziden denn so „träge“ sei. „Ist es wirklich so, dass die Industrie die Macht hat, da einfach den Deckel draufzuhalten?“. Veith sagte, dass er es als seine Pflicht sehe, nicht nur dem Volkswillen stattzugeben, sondern auch einen möglichen gesundheitlichen Schaden durch Abdrift von den Bürgern fernzuhalten. - Am selben Tag fanden Pressekonferenzen mit dem Bundesminister für Landwirtschaft, Christian Schmidt, dem Präsidenten des deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sowie dem neuen EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Phil Hogan, statt. Das Agrarbündnis stellte den „Kritischen Agrarbericht“ vor. Die Forderungen für mehr heimische Bioprodukte, die Gefahren des Handelsabkommens TTIP für Umwelt- und Lebensmittelstandards und ein lauter Ruf nach einer bäuerlichen Landwirtschaft, die Ökologie und Landwirtschaft in Einklang bringt, ohne nach einem ständigen, schon lange nicht mehr tragbaren „Mehr“ zu schreien, wurden ebenso diskutiert. Der „Kritische Agrarbericht“ mit dem diesjährigen Schwerpunktthema „Agrarindustrie und Bäuerlichkeit“ hat auch die Entwicklung der Malser Volksabstimmung auf seinen Seiten. Red
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Vinschger Sonderausgabe

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