Die erste Videoschaltung für den Gemeinderat in Prad am Stilfserjoch
Bürgermeister Rafael Alber „auf dem Schirm“

Man reibt sich und schaut nach vorn

Im Prader Rat versuchte man Enttäuschungen abzubauen und das Wissen der Vorgänger zu nutzen.

Publiziert in 43-44 / 2020 - Erschienen am 15. Dezember 2020

Prad am Stilfserjoch - Die Gemeinderatssitzung vom 30. November war eine digitale Premiere und vor allem eine erfolgreiche. Sie endete nach ungefähr drei Stunden als Publikumsrenner mit 130 Zuhörer*innen. Die Sitzung übte zweifelsohne einen disziplinierenden Einfluss auf die Gesprächskultur aus. Die geschickte Moderation von Vizebürgermeisterin Michaela Platzer tat ein Übriges. Dafür gab es dann auch Lob nicht nur aus der eigenen Partei. Dass so viele Bürger und Bürgerinnen die Sitzung verfolgen konnten, lag an der Verbindung des Online-Konferenzdienstes „Zoom“ mit dem Videokanal „Youtube“. Den Auftakt machte Bürgermeister Rafael Alber mit dem Bericht zur „Corona-Situation“ und mit Dankesworten an die vielen Helfer bei der Massen-Testung. Als Sozialreferentin blickte Michaela Platzer auf die Situation aller sozialen und erzieherischen Einrichtungen der Gemeinde zurück. Wirtschaftsreferent Luis Lechner konnte positive Nachrichten zur Trinkwasserfassung in Lichtenberg und Maßnahmen in der Handwerkerzone mitteilen. Mit dem Aufruf „Versucht lokal einzukaufen“ ging Referent Roman Stecher auf die Probleme des Handels ein. Der Lichtenberger Referent Adrian Alin Gamper betonte als Zuständiger für Öffentlichkeitsarbeit den Wert klarer Kommunikation. Er stellte eine Verbesserung aller Kommunikationskanäle in Aussicht. Bildungsreferent Kurt Agethle (Freies Bündnis) gab eine Aussprache mit den kulturellen Vereinen bekannt und kündigte die Koordinierung der Nikolaus-Aktivitäten in allen Fraktionen an. 

Unfaire Angebote

Gemeindesekretär Kurt Warger gab Änderungswünsche am Protokoll bekannt. So wollte der ehemalige Referent Udo Thoma präzisiert haben, dass es für ihn unverständlich sei, auf das Vorwissen, die Kompetenz und die jahrelange Erfahrung des ehemaligen Bürgermeisters zu verzichten. Er erkundigte sich, ob Karl Bernhart deshalb nicht im Ausschuss vertreten sei, weil man Michaela Platzer das Amt der Vizebürgermeisterin schon vorher angeboten habe. Wenn ja, dann sei das Angebot, die Gruppe „Gemeinsam für Prad“ an der Regierung zu beteiligen, nie ernst gemeint gewesen. Wunibald Wallnöfer betonte in seiner Ergänzung, dass seine Liste „Gemeinsam für Prad“ nichts dagegen gehabt hätte, wenn die SVP allein die Gemeinderegierung stellen wollte. Enttäuscht sei man dagegen, dass eine Koalitionsregierung angeboten wurde mit nur einem Ausschussmitglied der Liste „Gemeinsam für Prad“. Angesichts der Tatsache, dass im Ausschuss sechs Mitglieder vorgesehen seien und das Verhältnis der Gewählten 10:5 für die SVP betrage und einem Verhältnis von 2:1 entspreche, wäre es fair und korrekt gewesen, zwei Ausschussmitglieder stellen zu können. Es habe sich somit von Anfang an „um ein unfaires, vergiftetes Angebot gehandelt“, weil der Wille des Wählers in keiner Weise berücksichtigt worden sei. „Dieses Verhalten zeugt somit von Ungerechtigkeit und mangelndem Respekt“, stellte Wallnöfer fest. Es sei ein demütigendes Angebot, ein Scheinangebot gewesen, das allen Aussagen zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe widersprach. Auch das Kompromissangebot, Karl Bernhart als Vizebürgermeister in den Ausschuss zu entsenden, sei abgelehnt worden. Die Liste „Gemeinsam für Prad“ wäre bei Annahme des Vorschlages der SVP nicht nur das 5. Rad am Wagen gewesen, sondern das 6. Das konnte man aus Selbstachtung nicht annehmen und werde daher konstruktive Oppositionspolitik betreiben. Wallnöfers Listenkollege Ralf Brenner ersuchte um eine weitere Diskussion zum „programmatischen Dokument“ bei der nächsten Ratssitzung. 

Hilfe ist erwünscht

Dass gewisse Wunden noch nicht vernarbt, geschweige denn verheilt waren, wurde noch einmal unter Punkt „Allfälliges“ deutlich. Den Einstieg in einen Wortwechsel mit gegenseitigen Vorwürfen gestaltete der ehemalige Referent Udo Thoma mit der Frage, ob der so wichtige Transportdienst mit dem City-Bus fortgesetzt werde. Verkehrsreferent Adrian Alin Gamper antwortete trocken, ob der City-Bus weiterfahren könne, habe sich die Vorgängerverwaltung schon selbst beantwortet. Es sei von der Vorgängerverwaltung nur bis 12. Dezember um den Dienst angesucht worden. Es entstand ein kleines Wortgefecht, in dem Thoma den ersten Hieb setzte mit der Anmerkung, niemand von der neuen Verwaltung habe jemals mit ihm gesprochen. Gamper reagierte prompt. Man hätte sich auch an ihn (Gamper) wenden und auf Termine und Vorgangsweisen aufmerksam machen können. Für ihn sei es „kein flotter Start“ gewesen. Dass die Diskussion kein Duell blieb, dafür sorgten die Informationen von Sekretär Kurt Warger und die Wortmeldungen von Ex-Bürgermeister Bernhart, Vizebürgermeisterin Platzer und Rat Ralf Brenner. Das Schlusswort zum Geplänkel setzte Bürgermeister Alber: „So ist es nicht, dass wir uns nicht helfen lassen.“

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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