Für die Radfahrer gilt es mehr Platz zu schaffen.

Nachhaltige Mobilität als Basis 

BASIS-Stammtisch über effiziente Mobilität und Nachhaltigkeitsansätze

Publiziert in 22 / 2020 - Erschienen am 2. Juli 2020

SCHLANDERS - Die Initiatoren von BASIS Vinschgau hatten sich während der Coronavirus-Krise dazu entschlossen, ihre Stammtische zu Themen, die bewegen, vorerst in digitaler Form abzuhalten. So wurde auch das „Online-Treffen“ Mitte Juni mit rund 30 Personen zu einem vollen Erfolg. „Stabil mobil“ lautete das Motto, Nachhaltigkeit und Mobilität standen im Fokus. Linda Schwarz und Carmen Geyr stellten das Projekt „Protect Our Winters“ vor. Die 2007 in den USA gegründete Initiative hat mehrere Standorte auf der ganzen Welt. Die Non-Profit-Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, „die Winter zu schützen“, brachte es Geyr auf den Punkt. Nun wolle man mit dem Projekt auch in Südtirol Fuß fassen. Man befasse sich dabei vor allem mit dem Klimawandel und dem notwendigen Klimaschutz. Aktivisten, engagierte Unternehmen und viele weitere Personen arbeiten daran, Lösungen zu finden, um einen Wandel in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu bewirken. 

70% weniger Schnee bis 2099

Laut Studien werden die Alpen bis zum Jahre 2099 rund 70% weniger Schnee haben. Dies gelte es zu verhindern. „Die Hauptursache dafür ist der Verkehr“, erklärte Geyr. Dieser, mit u.a. An- und Rückfahrten, sei bei Skigebieten der größte Treibhausgasproduzent und mache rund 60% der Belastung aus. Es gelte, die Co2-Emissionen zu reduzieren und den Schneerückgang aufzuhalten. Man wolle die Menschen mobilisieren und sensibilisieren, u.a. mit Workshops, offenen Diskussionsformaten, Lobbying, Beratung und Events. „Unsere drei Säulen sind die grüne Mobilität, die regionale Entwicklung und der Slow Tourism“, betonte Linda Schwarz. Man solle sich an sieben Empfehlungen halten: „Ernähre dich regional, engagiere dich, informiere dich, lebe einfach, nutze deine Stimme, gib dein Geld bewusst aus, reise verantwortungsvoll.“ Der Verein BASIS Vinschgau, der generell Raum für Wirtschaft, Bildung, Kultur und Soziales bieten will, unterstützt das Projekt „Protect Our Winters“ bei der Gründung in Südtirol. Noch in den nächsten Monaten sind erste Events geplant. 

„Verkehr nervt am meisten“ 

Harald Reiterer, Leiter vom Bereich „Green Mobility“ in der Südtiroler Transportstrukturen AG, informierte über die Tätigkeiten des Landes im Bereich der nachhaltigen und „grünen“ Mobilität. „Wir kümmern uns um nachhaltige Mobilität allgemein, abseits vom öffentlichen Personennahverkehr“, so Reiterer. Es gehe es vor allem um Elektromobilität, Radmobilität und Mobilitätsmanagement. „Insbesondere aufgrund der Corona-Krise wurden einige dieser Themen wieder aktueller“, so Reiterer. Künftig wolle man vermehrt auf Radwege und dergleichen setzen. „Der Verkehr nervt die Südtiroler am meisten“, betonte Reiterer und verwies auf eine ASTAT-Studie. Der Verkehr „nerve“ aber nicht nur die Menschen, sondern er sei auch für rund 50% der Emissionen in Südtirol verantwortlich. Das Ziel, das sich die Landesregierung mit dem Klimaplan gesetzt habe, sei es, „Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität“ zu werden. Das Maßnahmenpaket dazu wurde bereits im Oktober 2016 beschlossen. Ursprünglich sollten diesbezüglich rund 10 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt werden. Dies sei jedoch bisher nicht realisiert worden. „Nun müssen wir schauen, nach und nach eine Finanzierung zu finden“, so Reiterer. 

Pyramide nachhaltiger Mobilität

Die Grundlage der Konzepte sei dabei stets die so genannte Pyramide der nachhaltigen Mobilität mit den drei Elementen „Verkehr vermeiden, Verkehr verlagern, Verkehr verbessern“. Als erste Stufe gelte es, den Verkehr zu vermeiden. „Der beste Verkehr ist derjenige, der nicht entsteht“, erklärte Reiterer. Hierbei spiele die Urbanistik eine wichtige Rolle. In dichten Siedlungsgebieten könne man etwa in der Nähe sämtliche Bedürfnisse erfüllen, wie z.B. die Erledigung der regelmäßigen Einkäufe. „Ein weiteres Stichwort zur Verkehrsvermeidung, was zuletzt sehr aktuell wurde, ist das Homeoffice“, erklärte Reiterer. Während der Coronavirus-Krise habe man gesehen, dass es funktionieren könne. Außerdem seien etwa Fahrgemeinschaften gute Möglichkeiten zur Verkehrsvermeidung. 

Wenn man den Verkehr schon nicht vermeiden könne, gelte es, diesen zu verlagern. Hierbei seien die öffentlichen Verkehrsmittel und die Radmobilität die zentralen Themen. Für die Verkehrsverlagerung sei auch ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. So habe man z.B. früher nach dem 2. Weltkrieg auf autogerechte Städte gesetzt. Daran erinnerte Reiterer mit Bildern vom damals vollgeparktem Bozner Waltherplatz. „Das wäre heute unvorstellbar“, betonte er. Als dritten Schritt in der Pyramide gelte es, „den Verkehr zu verbessern“. Der verbleibende Verkehr müsse demnach optimiert werden. Dabei sei vor allem auf die E-Mobilität setzen. Hierbei habe Südtirol gute Voraussetzungen, da im Land mehr Strom produziert als gebraucht wird. Das Land wolle u.a. auch Elektro-Autos unterstützen. 

Gut ausgebaute Radwege 

Bei der Diskussion wiesen auch die Teilnehmer vor allem auf die Wichtigkeit nachhaltiger Mobilität hin und forderten u.a. gut ausgebaute Radwege. Dies sei in Südtirol nicht immer gewährleistet. In Sachen Verkehrsvermeidung sei es im ländlichen Raum oft schwierig, auf Autos zu verzichten, so der Einwand eines Zuhörers. Hier nannte Reiterer E-Bikes als mögliche Alternative. Neben guten Angeboten in Stadt und Land brauche es generell eine nachhaltige Einstellung zum eigenen Mobilitätsverhalten, brachte es ein weiterer Teilnehmer der Diskussion auf den Punkt. Moderatorin Carina Matscher bedankte sich abschließend für die vielen Ideen und wies auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit verschiedener Organisationen hin. Als BASIS Vinschgau wolle man solche Initiativen weiterhin unterstützen. Der nächste Stammtisch ist für Ende Juli geplant und findet voraussichtlich wieder direkt vor Ort in der BASIS in Schlanders statt. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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